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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Steigt eben dahin, wo der Gebieter; nicht p1b_175.003
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Sorg', und dem Reiter am Nacken sitzt sie.
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(Horaz, III. 1. Od.)

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(Vgl. noch das allegorische Gedicht von Emil Kuh: Jch sag euch was: p1b_175.007
der Lenz geht um.)

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Allegorien von größerer Ausdehnung sind u. A.: 1. Schillers Mädchen p1b_175.009
aus der Fremde.
(Mit keinem Worte ist in diesem Gedicht gesagt, daß p1b_175.010
Schiller die Poesie hier gemeint habe, auf welche doch alle durch viele p1b_175.011
Momente durchgeführten Bilder deuten, nirgends ist verraten, daß unter dem p1b_175.012
holden Paar die Eingeweihten in der Kunst zu verstehen sind &c.) 2. Goethes p1b_175.013
Mahomets Gesang
(bedeutet den geschichtlich großen Mann). Vgl. auch p1b_175.014
Goethes Zueignung, sowie die Allegorie der Wahrheit. 3. Die stille Stadt p1b_175.015
von
G. Schwab (bedeutet die Gruft). 4. Geibels "Cita mors ruit" p1b_175.016
(bedeutet den Tod und ist metaphorische Allegorie). 5. Horat. od. I, 14 p1b_175.017
(bedeutet das Staatsschiff). 6. Platon Phädr. 246 ff. (bedeutet die p1b_175.018
Seelenrosse).

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Die meisten Allegorien, sofern sie den übersinnlichen Gegenstand sinnlich p1b_175.020
verkörpern, sind personifizierende Allegorien, wie obige Beispiele zeigen.

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Metaphorische Allegorien nennt man diejenigen, in welchen an p1b_175.022
Stelle des Hauptbildes ein Gegenbild zur Versinnlichung desselben gesetzt wird, [Annotation]

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z. B. Uhlands bekannte Einkehr ("Bei einem Wirte wundermild" &c. [Annotation] , wo dem p1b_175.024
Hauptbild Apfelbaum das Bild des Wirts gegenüber gesetzt ist); [Annotation] ferner Geibels p1b_175.025
"Cita mors ruit" &c.; [Annotation] ferner Rückerts Kinderlied von den grünen Sommervögeln &c. [Annotation]

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Die Allegorie kann zur anthropomorphischen werden, wenn der Jdee p1b_175.027
sinnliche Merkmale und menschliche Eigenschaften beigelegt werden. p1b_175.028
Die ältesten Beispiele dieser Allegorie finden wir in der Götterlehre der Griechen, p1b_175.029
deren Götter mit ihren Attributen größtenteils Bilder für Naturkräfte und p1b_175.030
Eigenschaften sind. (Dasselbe gilt für die nordische Göttersage.) Die Römer p1b_175.031
allegorisierten sogar abstrakte Begriffe wie Virtus, Fortuna, Fides, Vertumnus, p1b_175.032
Janus
; vgl. Hor. Od. I, 35, 17 ff.

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Beispiel der anthropomorphischen Metapher:

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a.

"Eros! wie seh ich dich hier! Jn jeglichem Händchen die Sanduhr! p1b_175.035
Wie? leichtsinniger Gott, missest du doppelt die Zeit?" p1b_175.036
""Langsam rinnen aus einer die Stunden entfernter Geliebten, p1b_175.037
Gegenwärtigen fließt eilig die zweite herab.''''(Goethe.)
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b.

Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert, p1b_175.039
Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter. p1b_175.040
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln, p1b_175.041
Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft.

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(Aus Simrocks Edda 5. Aufl. S. 279. Surtur ist der an der Grenze des p1b_175.043
Landes Sitzende mit flammendem Schwert. Am Ende der Welt wird er kommen p1b_175.044
und heeren und alle Götter besiegen und die ganze Welt in Flammen verbrennen. p1b_175.045
So heißt es in der Wöluspa.)

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Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
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Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/209>, abgerufen am 24.11.2024.