Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_181.001 p1b_181.006 p1b_181.009 p1b_181.012 Grammatische Figuren. p1b_181.013 § 43. Ausruf (Exclamatio). p1b_181.014 p1b_181.017 Du meine Seele, du mein Herz, p1b_181.019 Du meine Wonn', o du mein Schmerz, p1b_181.020 Du meine Welt, in der ich lebe, p1b_181.021 Mein Himmel du, darein ich schwebe, p1b_181.022 O du mein Grab, in das hinab p1b_181.023 Jch ewig meinen Kummer gab!(Rückert.) p1b_181.024 p1b_181.028O weh! Er ergrimmt! O wenn er nur nicht gar auf eigene Faust sein Futter sich p1b_181.025 sucht! p1b_181.026 O weh! da speit er Feuer nun aus, und Rauch! Er will mich ersticken! p1b_181.027 Zur Hilfe! Zur Hilfe! Zur Hilfe! (Rückert, Napoleon.) p1b_181.029Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh! p1b_181.030(Hölty.) p1b_181.031Wie groß ist des Allmächtigen Güte! p1b_181.032(Gellert.) p1b_181.033O tempora, o mores! p1b_181.034(Nach Cic. Catil. I. 1. Geibel.) p1b_181.035 § 44. Die Anrede oder Apostrophe. p1b_181.036 p1b_181.001 p1b_181.006 p1b_181.009 p1b_181.012 Grammatische Figuren. p1b_181.013 § 43. Ausruf (Exclamatio). p1b_181.014 p1b_181.017 Du meine Seele, du mein Herz, p1b_181.019 Du meine Wonn', o du mein Schmerz, p1b_181.020 Du meine Welt, in der ich lebe, p1b_181.021 Mein Himmel du, darein ich schwebe, p1b_181.022 O du mein Grab, in das hinab p1b_181.023 Jch ewig meinen Kummer gab!(Rückert.) p1b_181.024 p1b_181.028O weh! Er ergrimmt! O wenn er nur nicht gar auf eigene Faust sein Futter sich p1b_181.025 sucht! p1b_181.026 O weh! da speit er Feuer nun aus, und Rauch! Er will mich ersticken! p1b_181.027 Zur Hilfe! Zur Hilfe! Zur Hilfe! (Rückert, Napoleon.) p1b_181.029Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh! p1b_181.030(Hölty.) p1b_181.031Wie groß ist des Allmächtigen Güte! p1b_181.032(Gellert.) p1b_181.033O tempora, o mores! p1b_181.034(Nach Cic. Catil. I. 1. Geibel.) p1b_181.035 § 44. 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Wir ziehen die Einteilung <lb n="p1b_181.005"/> in grammatische und rhetorische Figuren vor.</p> <p><lb n="p1b_181.006"/><hi rendition="#g">Grammatische Figuren,</hi> sind diejenigen, welche durch Hinzufügung, <lb n="p1b_181.007"/> Weglassung, Wiederholung oder Veränderung der grammatischen Form eines <lb n="p1b_181.008"/> oder mehrerer Wörter von der gewöhnlichen Ausdrucksweise abweichen.</p> <p><lb n="p1b_181.009"/><hi rendition="#g">Rhetorische Figuren</hi> sind solche, welche durch Steigerung, Wortspiele, <lb n="p1b_181.010"/> Gegensätze, Wiederholungen, Beschränkungen oder durch Erweiterungen <lb n="p1b_181.011"/> den Satz umgestalten.</p> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_181.012"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Grammatische Figuren</hi>.</hi> </head> <div n="4"> <lb n="p1b_181.013"/> <head> <hi rendition="#c">§ 43. 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eigenartigen Verbindung von Wörtern und Sätzen. Man kann die p1b_181.002
Figuren einteilen in Wortfiguren (Asyndeton, Polysyndeton, Wiederholung) p1b_181.003
und in Satzfiguren (Frage, Ausruf, Apostrophe, Antithese, p1b_181.004
Paradoxon, Jronie, Klimax, Hyperbel). Wir ziehen die Einteilung p1b_181.005
in grammatische und rhetorische Figuren vor.
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Grammatische Figuren, sind diejenigen, welche durch Hinzufügung, p1b_181.007
Weglassung, Wiederholung oder Veränderung der grammatischen Form eines p1b_181.008
oder mehrerer Wörter von der gewöhnlichen Ausdrucksweise abweichen.
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Rhetorische Figuren sind solche, welche durch Steigerung, Wortspiele, p1b_181.010
Gegensätze, Wiederholungen, Beschränkungen oder durch Erweiterungen p1b_181.011
den Satz umgestalten.
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Grammatische Figuren. p1b_181.013
§ 43. Ausruf (Exclamatio). p1b_181.014
Der Ausruf ist der unmittelbarste Ausdruck einer lebhaften Gemütsbewegung, p1b_181.015
─ eine absolute monologische Figur. Z. B. „Mein p1b_181.016
Engel, mein Herz, meine Seligkeit!“
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Beispiele:
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Du meine Seele, du mein Herz, p1b_181.019
Du meine Wonn', o du mein Schmerz, p1b_181.020
Du meine Welt, in der ich lebe, p1b_181.021
Mein Himmel du, darein ich schwebe, p1b_181.022
O du mein Grab, in das hinab p1b_181.023
Jch ewig meinen Kummer gab!(Rückert.)
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O weh! Er ergrimmt! O wenn er nur nicht gar auf eigene Faust sein Futter sich p1b_181.025
sucht! p1b_181.026
O weh! da speit er Feuer nun aus, und Rauch! Er will mich ersticken! p1b_181.027
Zur Hilfe! Zur Hilfe! Zur Hilfe!
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(Rückert, Napoleon.)
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Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh!
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(Hölty.)
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Wie groß ist des Allmächtigen Güte!
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(Gellert.)
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O tempora, o mores!
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(Nach Cic. Catil. I. 1. Geibel.)
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§ 44. Die Anrede oder Apostrophe. p1b_181.036
Die Anrede oder Apostrophe (ἀποστροφη, aversio, d. i. Wegwendung p1b_181.037
von der Sache zur Person) ist nicht allgemein gehalten wie p1b_181.038
der Ausruf, sondern richtet sich vielmehr an ein Bestimmtes, gleichviel p1b_181.039
ob lebend oder leblos, also auch an einen zu versinnlichenden Gegenstand, p1b_181.040
den sie sodann personificiert, an abwesende wie an anwesende p1b_181.041
Personen, an Lebende wie an Tode. Sie ist eine Versinnlichung durch p1b_181.042
Vergegenwärtigung des Abwesenden.
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