Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_182.001 p1b_182.003 p1b_182.005 p1b_182.007 p1b_182.008 p1b_182.009 (Goethes Egmont.) p1b_182.012 Soll ich von deinem Tode singen? p1b_182.014 O Marianne! welch ein Lied!(Haller.) p1b_182.015 Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p1b_182.017 p1b_182.018Jhr traulich stillen Thäler, lebet wohl! (Schiller. Vgl. auch Lied an die Freude.) p1b_182.019 p1b_182.021 § 45. Die Frage (Interrogatio) und der Dialogismus. p1b_182.022a. Frage. p1b_182.023 p1b_182.027 Will sich Hektor ewig von mir wenden? p1b_182.029(Schiller.) p1b_182.030Willst du nicht das Lämmlein hüten? p1b_182.031(Schiller.) p1b_182.032Wer weiß wie nahe mir mein Ende? p1b_182.033(Kirchenlied.) p1b_182.034Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? p1b_182.035 p1b_182.036Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand? (Schiller.) p1b_182.037O Jugendthorheit! Himmel voll von Geigen! p1b_182.038 p1b_182.039Warum so bald umwölkt von grauem Schweigen? (V. Scheffel.) p1b_182.040 p1b_182.001 p1b_182.003 p1b_182.005 p1b_182.007 p1b_182.008 p1b_182.009 (Goethes Egmont.) p1b_182.012 Soll ich von deinem Tode singen? p1b_182.014 O Marianne! welch ein Lied!(Haller.) p1b_182.015 Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p1b_182.017 p1b_182.018Jhr traulich stillen Thäler, lebet wohl! (Schiller. Vgl. auch Lied an die Freude.) p1b_182.019 p1b_182.021 § 45. Die Frage (Interrogatio) und der Dialogismus. p1b_182.022α. Frage. p1b_182.023 p1b_182.027 Will sich Hektor ewig von mir wenden? p1b_182.029(Schiller.) p1b_182.030Willst du nicht das Lämmlein hüten? p1b_182.031(Schiller.) p1b_182.032Wer weiß wie nahe mir mein Ende? p1b_182.033(Kirchenlied.) p1b_182.034Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? p1b_182.035 p1b_182.036Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand? (Schiller.) p1b_182.037O Jugendthorheit! 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Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau, statt: <lb n="p1b_182.006"/> Drauf antwortete der ehrwürdige Pfarrer von Grünau.</p> <p> <lb n="p1b_182.007"/> <hi rendition="#g">Weitere Beispiele:</hi> </p> <p><lb n="p1b_182.008"/> 1. <hi rendition="#g">Die Anrede dient der Versinnlichung von Zuständen:</hi></p> <p><lb n="p1b_182.009"/> Alter Freund! immer getreuer Schlaf, fliehst du mich auch wie die übrigen <lb n="p1b_182.010"/> Freunde?</p> <lb n="p1b_182.011"/> <p> <hi rendition="#right">(Goethes Egmont.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_182.012"/> 2. <hi rendition="#g">Die Anrede richtet sich an abwesende Personen:</hi></p> <lb n="p1b_182.013"/> <lg> <l>Soll ich von deinem Tode singen?</l> <lb n="p1b_182.014"/> <l>O <hi rendition="#g">Marianne! welch ein Lied!</hi><hi rendition="#right">(Haller.)</hi></l> </lg> <p><lb n="p1b_182.015"/> 3. <hi rendition="#g">An leblose Gegenstände:</hi></p> <lb n="p1b_182.016"/> <lg> <l>Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften,</l> <lb n="p1b_182.017"/> <l>Jhr traulich stillen Thäler, lebet wohl!</l> </lg> <lb n="p1b_182.018"/> <p> <hi rendition="#right">(Schiller. 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Himmel voll von Geigen!</l> <lb n="p1b_182.038"/> <l>Warum so bald umwölkt von grauem Schweigen?</l> </lg> <lb n="p1b_182.039"/> <p> <hi rendition="#right">(V. Scheffel.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_182.040"/> (Vgl. den Eingang der 1. Catilinaria Ciceros. <hi rendition="#aq">Quis sciat, an adjiciant <lb n="p1b_182.041"/> hodierne crastinae horae. Hor. Od</hi>.)</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0216]
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Auch die Anrufung einer Muse oder der Gottheit um helfendes, p1b_182.002
ratendes, teilnehmendes Eingreifen ist eine Apostrophe.
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Man nennt die Anrede Personenwechsel (mutatio personae), sofern sie p1b_182.004
z. B. die 3. in die 2. Person verwandelt.
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Z. B. Drauf antwortetest du, ehrwürdiger Pfarrer von Grünau, statt: p1b_182.006
Drauf antwortete der ehrwürdige Pfarrer von Grünau.
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Weitere Beispiele:
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1. Die Anrede dient der Versinnlichung von Zuständen:
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Alter Freund! immer getreuer Schlaf, fliehst du mich auch wie die übrigen p1b_182.010
Freunde?
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(Goethes Egmont.)
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2. Die Anrede richtet sich an abwesende Personen:
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Soll ich von deinem Tode singen? p1b_182.014
O Marianne! welch ein Lied!(Haller.)
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3. An leblose Gegenstände:
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Lebt wohl, ihr Berge, ihr geliebten Triften, p1b_182.017
Jhr traulich stillen Thäler, lebet wohl!
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(Schiller. Vgl. auch Lied an die Freude.)
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(Vgl. Hom. Iliad. XVI. 692. 787. Cic. pro Mil. 31, 37 und in p1b_182.020
Cat. I. 13.)
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§ 45. Die Frage (Interrogatio) und der Dialogismus. p1b_182.022
α. Frage.
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Die Frage kann bejahend oder verneinend sein; sie kann eine p1b_182.024
Antwort verlangen oder sie kann als rhetorische Frage insofern zur p1b_182.025
Steigerung einer Wirkung gebraucht werden, als sie den Gefragten p1b_182.026
zwingt, die Antwort sich zu denken und zu ergänzen.
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Beispiele:
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Will sich Hektor ewig von mir wenden?
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(Schiller.)
p1b_182.030
Willst du nicht das Lämmlein hüten?
p1b_182.031
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Wer weiß wie nahe mir mein Ende?
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(Kirchenlied.)
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Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? p1b_182.035
Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?
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(Schiller.)
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O Jugendthorheit! Himmel voll von Geigen! p1b_182.038
Warum so bald umwölkt von grauem Schweigen?
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(V. Scheffel.)
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(Vgl. den Eingang der 1. Catilinaria Ciceros. Quis sciat, an adjiciant p1b_182.041
hodierne crastinae horae. Hor. Od.)
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