Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_185.001 Alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet. p1b_185.003(Schillers Glocke.) p1b_185.004Sie stürmten, riefen, standen, weinten, p1b_185.005 p1b_185.006Erstaunten, verfluchten, segneten! (Vgl. die ähnlichen Stellen in Klopstocks Messias 10, 156 und 999.) p1b_185.007Rufts, trank, dürstete, bebte, ward bleicher, blutete, rufte. p1b_185.008(Klopstocks Messias 10, 1049.) p1b_185.009Blumen, Vögel, Schmetterlinge, p1b_185.010 p1b_185.013Aller Zonen Poesie, p1b_185.011 Hasch ich, fang ich, samml' ich, bringe p1b_185.012 Meiner Lieb' in Liedern sie. (Rückert.) p1b_185.014Wer da noch singt, der sollte, den Propheten p1b_185.015 p1b_185.016Nacheifernd, zürnen, strafen, trauern, beten. (V. Scheffel.) p1b_185.017 p1b_185.018 p1b_185.019 p1b_185.020 p1b_185.022 Der Lenz erwacht; auf den erwärmten Triften p1b_185.024 p1b_185.027Schießt frohes Leben jugendlich hervor (statt: wenn der Lenz erwacht). p1b_185.025 Der Lenz entflieht: die Blume schießt in Samen, p1b_185.026 Und keine bleibt von allen, welche kamen (statt: wenn der Lenz entflieht &c.). (Schiller, Sängers Abschied.) p1b_185.028 p1b_185.029 § 48. Die Wiederholung (Repetitio). p1b_185.030 p1b_185.031 p1b_185.033 Formen der Wiederholung. p1b_185.040 1. Anaphora (Wiederholung des Anfangs). p1b_185.041 p1b_185.001 Alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet. p1b_185.003(Schillers Glocke.) p1b_185.004Sie stürmten, riefen, standen, weinten, p1b_185.005 p1b_185.006Erstaunten, verfluchten, segneten! (Vgl. die ähnlichen Stellen in Klopstocks Messias 10, 156 und 999.) p1b_185.007Rufts, trank, dürstete, bebte, ward bleicher, blutete, rufte. p1b_185.008(Klopstocks Messias 10, 1049.) p1b_185.009Blumen, Vögel, Schmetterlinge, p1b_185.010 p1b_185.013Aller Zonen Poesie, p1b_185.011 Hasch ich, fang ich, samml' ich, bringe p1b_185.012 Meiner Lieb' in Liedern sie. (Rückert.) p1b_185.014Wer da noch singt, der sollte, den Propheten p1b_185.015 p1b_185.016Nacheifernd, zürnen, strafen, trauern, beten. (V. Scheffel.) p1b_185.017 p1b_185.018 p1b_185.019 p1b_185.020 p1b_185.022 Der Lenz erwacht; auf den erwärmten Triften p1b_185.024 p1b_185.027Schießt frohes Leben jugendlich hervor (statt: wenn der Lenz erwacht). p1b_185.025 Der Lenz entflieht: die Blume schießt in Samen, p1b_185.026 Und keine bleibt von allen, welche kamen (statt: wenn der Lenz entflieht &c.). (Schiller, Sängers Abschied.) p1b_185.028 p1b_185.029 § 48. 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(Die beiden Wiederholungsformen <lb n="p1b_185.038"/> „Echo“ und „Refrain“ werden wir weiter unten beim Reim abhandeln.)</p> <lb n="p1b_185.039"/> <p> <hi rendition="#c">Formen der Wiederholung.</hi> </p> <div n="5"> <lb n="p1b_185.040"/> <p> <hi rendition="#c">1. <hi rendition="#g">Anaphora (Wiederholung des Anfangs</hi>).</hi> </p> <p><lb n="p1b_185.041"/> Die Anaphora (griech. <foreign xml:lang="grc">ἀναφορά</foreign> == Wiederbringung) wiederholt <lb n="p1b_185.042"/> das gleiche Wort oder dieselbe Wortreihe <hi rendition="#g">am Anfang einander <lb n="p1b_185.043"/> folgender Sätze</hi>.</p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0219]
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Beispiele:
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Alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet.
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(Schillers Glocke.)
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Sie stürmten, riefen, standen, weinten, p1b_185.005
Erstaunten, verfluchten, segneten!
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(Vgl. die ähnlichen Stellen in Klopstocks Messias 10, 156 und 999.)
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Rufts, trank, dürstete, bebte, ward bleicher, blutete, rufte.
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(Klopstocks Messias 10, 1049.)
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Hasch ich, fang ich, samml' ich, bringe p1b_185.012
Meiner Lieb' in Liedern sie.
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(Rückert.)
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Wer da noch singt, der sollte, den Propheten p1b_185.015
Nacheifernd, zürnen, strafen, trauern, beten.
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(V. Scheffel.)
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Auch die Weglassung des „Wie“ (z. B.
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Ein Regenstrom aus Felsenriffen == Wie ein Regenstrom &c., oder
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So strömen des Gesanges Wellen u. s. w.
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in Macht des Gesanges von Schiller), ferner das „Wenn“ kann als Asyndeton p1b_185.021
bezeichnet werden.
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Beispiele:
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Der Lenz erwacht; auf den erwärmten Triften p1b_185.024
Schießt frohes Leben jugendlich hervor (statt: wenn der Lenz erwacht). p1b_185.025
Der Lenz entflieht: die Blume schießt in Samen, p1b_185.026
Und keine bleibt von allen, welche kamen (statt: wenn der Lenz entflieht &c.).
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(Schiller, Sängers Abschied.)
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Veni, vidi, vici. (Sueton. Jul. Caes. 37. Cicero: Abiit, excessit, evasit, erupit.)
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§ 48. Die Wiederholung (Repetitio). p1b_185.030
Sie ist die erneute Wiederkehr der gleichen Worte, Sätze oder Begriffe.
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Sie erzielt ihre Wirkung, indem sie dem Gedächtnisse die betreffenden p1b_185.032
Worte wiederholt zuruft oder die gleichen Vorstellungen wiederkehren macht.
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Jhr Zweck ist, die rasche Bewegung zu zügeln und die Einbildung auf p1b_185.034
einem Ruhepunkt verweilen, haften zu lassen. Die epische Wiederholung, die p1b_185.035
sich auch auf große Vorstellungsreihen erstrecken kann, ist nur für die Rhetorik p1b_185.036
beachtenswert. Die in der Poetik vorzuführenden Wiederholungsformen haben p1b_185.037
nur einzelne Worte oder Satzteile zu repetieren. (Die beiden Wiederholungsformen p1b_185.038
„Echo“ und „Refrain“ werden wir weiter unten beim Reim abhandeln.)
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Formen der Wiederholung.
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1. Anaphora (Wiederholung des Anfangs).
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Die Anaphora (griech. ἀναφορά == Wiederbringung) wiederholt p1b_185.042
das gleiche Wort oder dieselbe Wortreihe am Anfang einander p1b_185.043
folgender Sätze.
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