Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_186.001 p1b_186.005 So wahr die Sonne scheinet, p1b_186.007 p1b_186.012So wahr die Wolke weinet, p1b_186.008 So wahr die Flamme sprüht, p1b_186.009 So wahr der Frühling blüht; p1b_186.010 So wahr hab ich empfunden, p1b_186.011 Wie ich dich halt' umwunden. (Rückert.) p1b_186.013Flügel! Flügel! um zu fliegen über Berg und Thal, p1b_186.014 p1b_186.017Flügel, um mein Herz zu wiegen auf des Morgens Strahl, p1b_186.015 Flügel, übers Meer zu schweben mit dem Morgenrot, p1b_186.016 Flügel, Flügel über's Leben, über Grab und Tod. (Rückert.) p1b_186.018Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, p1b_186.019 p1b_186.022Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar. p1b_186.020 Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, p1b_186.021 Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht u. s. w. (Goethe in Faust.) p1b_186.023Liebe und Trompetenblasen nützen zu viel guten Dingen, p1b_186.024 p1b_186.027Liebe und Trompetenblasen selbst ein adlig Weib erringen, p1b_186.025 Liebe und Trompetenblasen, mög es Jedem so gelingen p1b_186.026 Wie dem Herrn Trompeter Werner an dem Rheine zu Säkkingen! (Scheffel, Schluß des Trompeters v. Säkkingen.) p1b_186.028Jch liebe dich, weil ich dich lieben muß; p1b_186.029 p1b_186.036Jch liebe dich, weil ich nicht anders kann; p1b_186.030 Jch liebe dich nach einem Himmelsschluß, p1b_186.031 Jch liebe dich durch einen Zauberbann. p1b_186.032 Dich lieb ich, wie die Rose ihren Strauch, p1b_186.033 Dich lieb ich, wie die Sonne ihren Schein, p1b_186.034 Dich lieb ich, weil du bist mein Lebenshauch, p1b_186.035 Dich lieb ich, weil dich lieben ist mein Sein. (Rückert.) p1b_186.037 p1b_186.042 2. Epiphora (Wiederholung des Schlusses). p1b_186.043 p1b_186.001 p1b_186.005 So wahr die Sonne scheinet, p1b_186.007 p1b_186.012So wahr die Wolke weinet, p1b_186.008 So wahr die Flamme sprüht, p1b_186.009 So wahr der Frühling blüht; p1b_186.010 So wahr hab ich empfunden, p1b_186.011 Wie ich dich halt' umwunden. (Rückert.) p1b_186.013Flügel! Flügel! um zu fliegen über Berg und Thal, p1b_186.014 p1b_186.017Flügel, um mein Herz zu wiegen auf des Morgens Strahl, p1b_186.015 Flügel, übers Meer zu schweben mit dem Morgenrot, p1b_186.016 Flügel, Flügel über's Leben, über Grab und Tod. (Rückert.) p1b_186.018Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, p1b_186.019 p1b_186.022Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar. p1b_186.020 Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, p1b_186.021 Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht u. s. w. 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Sie belebt und verstärkt den Rhythmus und erscheint wie einander <lb n="p1b_186.004"/> folgende Wellen.</p> <p> <lb n="p1b_186.005"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_186.006"/> <lg> <l><hi rendition="#g">So wahr</hi> die Sonne scheinet,</l> <lb n="p1b_186.007"/> <l><hi rendition="#g">So wahr</hi> die Wolke weinet,</l> <lb n="p1b_186.008"/> <l><hi rendition="#g">So wahr</hi> die Flamme sprüht,</l> <lb n="p1b_186.009"/> <l><hi rendition="#g">So wahr</hi> der Frühling blüht;</l> <lb n="p1b_186.010"/> <l><hi rendition="#g">So wahr</hi> hab ich empfunden,</l> <lb n="p1b_186.011"/> <l>Wie ich dich halt' umwunden.</l> </lg> <lb n="p1b_186.012"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <lb n="p1b_186.013"/> <lg> <l>Flügel! 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Vgl. <hi rendition="#aq">Homer, Iliad. XXIII</hi>. <lb n="p1b_186.040"/> 313─318, wo die Worte „durch Rat“ dreimal wiederholt werden, ferner <lb n="p1b_186.041"/> <hi rendition="#aq">Hesiod, opp. et d</hi>. 5─8.)</p> </div> <div n="5"> <lb n="p1b_186.042"/> <p> <hi rendition="#c">2. <hi rendition="#g">Epiphora (Wiederholung des Schlusses</hi>).</hi> </p> <p><lb n="p1b_186.043"/> Die Epiphora (<foreign xml:lang="grc">ἐπιφορά</foreign> == Nachbringen, Zugabe) ist die Gegenfigur <lb n="p1b_186.044"/> der Anapher. Die gleichen Worte bilden <hi rendition="#g">den Abschluß einander <lb n="p1b_186.045"/> folgender Sätze,</hi> wie das namentlich bei den von Rückert und <lb n="p1b_186.046"/> Platen unserer Litteratur vermittelten Kassiden und Ghaselen der Fall <lb n="p1b_186.047"/> ist. (Vgl. die Dichtungsgattung des Ghasels § 184 dieses Bandes.)</p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0220]
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Sie verbindet sich gern mit der Distribution (vgl. § 40) und kommt p1b_186.002
am häufigsten in der Priamelform vor. (Vgl. den betreffenden Abschnitt im p1b_186.003
2. Band.) Sie belebt und verstärkt den Rhythmus und erscheint wie einander p1b_186.004
folgende Wellen.
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Beispiele:
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So wahr die Sonne scheinet, p1b_186.007
So wahr die Wolke weinet, p1b_186.008
So wahr die Flamme sprüht, p1b_186.009
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(Rückert.)
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Flügel! Flügel! um zu fliegen über Berg und Thal, p1b_186.014
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Flügel, übers Meer zu schweben mit dem Morgenrot, p1b_186.016
Flügel, Flügel über's Leben, über Grab und Tod.
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(Rückert.)
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Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, p1b_186.019
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Liebe und Trompetenblasen nützen zu viel guten Dingen, p1b_186.024
Liebe und Trompetenblasen selbst ein adlig Weib erringen, p1b_186.025
Liebe und Trompetenblasen, mög es Jedem so gelingen p1b_186.026
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Dich lieb ich, weil dich lieben ist mein Sein.
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(Rückert.)
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(Dieses Gedicht ist zugleich eine Probe für die weiter unten zu besprechende p1b_186.038
Epanodos. An Anaphern reich ist Goethes bekannte Ballade: Der Fischer, p1b_186.039
ferner Schillers Elegie: Der Spaziergang. Vgl. Homer, Iliad. XXIII. p1b_186.040
313─318, wo die Worte „durch Rat“ dreimal wiederholt werden, ferner p1b_186.041
Hesiod, opp. et d. 5─8.)
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2. Epiphora (Wiederholung des Schlusses).
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Die Epiphora (ἐπιφορά == Nachbringen, Zugabe) ist die Gegenfigur p1b_186.044
der Anapher. Die gleichen Worte bilden den Abschluß einander p1b_186.045
folgender Sätze, wie das namentlich bei den von Rückert und p1b_186.046
Platen unserer Litteratur vermittelten Kassiden und Ghaselen der Fall p1b_186.047
ist. (Vgl. die Dichtungsgattung des Ghasels § 184 dieses Bandes.)
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