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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Sie verbindet sich gern mit der Distribution (vgl. § 40) und kommt p1b_186.002
am häufigsten in der Priamelform vor. (Vgl. den betreffenden Abschnitt im p1b_186.003
2. Band.) Sie belebt und verstärkt den Rhythmus und erscheint wie einander p1b_186.004
folgende Wellen.

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Beispiele:

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So wahr die Sonne scheinet, p1b_186.007
So wahr die Wolke weinet, p1b_186.008
So wahr die Flamme sprüht, p1b_186.009
So wahr der Frühling blüht; p1b_186.010
So wahr hab ich empfunden, p1b_186.011
Wie ich dich halt' umwunden.
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(Rückert.)

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Flügel! Flügel! um zu fliegen über Berg und Thal, p1b_186.014
Flügel, um mein Herz zu wiegen auf des Morgens Strahl, p1b_186.015
Flügel, übers Meer zu schweben mit dem Morgenrot, p1b_186.016
Flügel, Flügel über's Leben, über Grab und Tod.
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(Rückert.)

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Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, p1b_186.019
Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar. p1b_186.020
Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, p1b_186.021
Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht u. s. w.
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(Goethe in Faust.)

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Liebe und Trompetenblasen nützen zu viel guten Dingen, p1b_186.024
Liebe und Trompetenblasen selbst ein adlig Weib erringen, p1b_186.025
Liebe und Trompetenblasen, mög es Jedem so gelingen p1b_186.026
Wie dem Herrn Trompeter Werner an dem Rheine zu Säkkingen!
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(Scheffel, Schluß des Trompeters v. Säkkingen.)

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Jch liebe dich, weil ich dich lieben muß; p1b_186.029
Jch liebe dich, weil ich nicht anders kann; p1b_186.030
Jch liebe dich nach einem Himmelsschluß, p1b_186.031
Jch liebe dich durch einen Zauberbann. p1b_186.032
Dich lieb ich, wie die Rose ihren Strauch, p1b_186.033
Dich lieb ich, wie die Sonne ihren Schein, p1b_186.034
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Dich lieb ich, weil dich lieben ist mein Sein.
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(Rückert.)

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(Dieses Gedicht ist zugleich eine Probe für die weiter unten zu besprechende p1b_186.038
Epanodos. An Anaphern reich ist Goethes bekannte Ballade: Der Fischer, p1b_186.039
ferner Schillers Elegie: Der Spaziergang. Vgl. Homer, Iliad. XXIII. p1b_186.040
313-318, wo die Worte "durch Rat" dreimal wiederholt werden, ferner p1b_186.041
Hesiod, opp. et d. 5-8.)

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2. Epiphora (Wiederholung des Schlusses).

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Die Epiphora (epiphora == Nachbringen, Zugabe) ist die Gegenfigur p1b_186.044
der Anapher. Die gleichen Worte bilden den Abschluß einander p1b_186.045
folgender Sätze,
wie das namentlich bei den von Rückert und p1b_186.046
Platen unserer Litteratur vermittelten Kassiden und Ghaselen der Fall p1b_186.047
ist. (Vgl. die Dichtungsgattung des Ghasels § 184 dieses Bandes.)

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Sie verbindet sich gern mit der Distribution (vgl. § 40) und kommt p1b_186.002
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/220>, abgerufen am 21.11.2024.