Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_187.001 a. Was singt und sagt ihr mir, Vögelein, von Liebe? p1b_187.003 p1b_187.007Was klingt ihr und klagt ihr in's Herz mir hinein von Liebe? p1b_187.004 Jhr habt mir gesagt und gesungen genug, p1b_187.005 Jch hab euch gehört und verstanden genug, von Liebe von Liebe, von p1b_187.006 Liebe. (Rückert, Liebespredigt.) p1b_187.008b. Jch sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz p1b_187.009 p1b_187.013Schlug meine Zähne knirschend an einander; p1b_187.010 Jch weinte nicht. Mein königliches Blut p1b_187.011 Floß schändlich unter unbarmherz'gen Streichen; p1b_187.012 Jch sah auf dich und weinte nicht. (Schiller, Don Carlos, I, 2.) p1b_187.014 c. Nicht möcht' ich deinen Geist in Sünden töten, p1b_187.016 p1b_187.017Nein, Gott verhüt's! nicht deine Seele töten! (Shakespeare, Othello V, 2.) p1b_187.018 3. Anadiplosis. p1b_187.019 p1b_187.022 a. Nicht der Frühling kann dir's geben, p1b_187.024 p1b_187.027Geben mußt dem Frühling du p1b_187.025 Seinen Glanz, sein Blütenleben, p1b_187.026 Seinen Frieden, seine Ruh! (Rückert.) p1b_187.028b. Mein Eidam ist der Tod, der Tod mein Erbe. p1b_187.029(Shakespeare.) p1b_187.030c. Ja, Sire, wir waren Brüder! Brüder durch p1b_187.031 p1b_187.034Ein edler Band, als die Natur es schmiedet. p1b_187.032 Sein schöner Lebenslauf war Liebe. Liebe p1b_187.033 Für mich sein großer, schöner Tod. (Schiller, Don Carlos.) p1b_187.035d. Wenn die ersten Rosen blühn p1b_187.036 Bin ich weit von hier; p1b_187.037 Weit von hier im Rebengrün p1b_187.038 Träum' ich dann von dir.(Jul. Rodenberg.) p1b_187.039 4. Epanalepsis. p1b_187.040 p1b_187.042 Jn Gesichten und Gedichten p1b_187.044
Was mir Schönstes je erschienen, p1b_187.045 Habt ihr alles überschönet. p1b_187.046 Und ich staunte, daß ich lebend p1b_187.001 a. Was singt und sagt ihr mir, Vögelein, von Liebe? p1b_187.003 p1b_187.007Was klingt ihr und klagt ihr in's Herz mir hinein von Liebe? p1b_187.004 Jhr habt mir gesagt und gesungen genug, p1b_187.005 Jch hab euch gehört und verstanden genug, von Liebe von Liebe, von p1b_187.006 Liebe. (Rückert, Liebespredigt.) p1b_187.008b. Jch sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz p1b_187.009 p1b_187.013Schlug meine Zähne knirschend an einander; p1b_187.010 Jch weinte nicht. Mein königliches Blut p1b_187.011 Floß schändlich unter unbarmherz'gen Streichen; p1b_187.012 Jch sah auf dich und weinte nicht. (Schiller, Don Carlos, I, 2.) p1b_187.014 c. Nicht möcht' ich deinen Geist in Sünden töten, p1b_187.016 p1b_187.017Nein, Gott verhüt's! nicht deine Seele töten! (Shakespeare, Othello V, 2.) p1b_187.018 3. Anadiplosis. p1b_187.019 p1b_187.022 a. Nicht der Frühling kann dir's geben, p1b_187.024 p1b_187.027Geben mußt dem Frühling du p1b_187.025 Seinen Glanz, sein Blütenleben, p1b_187.026 Seinen Frieden, seine Ruh! (Rückert.) p1b_187.028b. Mein Eidam ist der Tod, der Tod mein Erbe. p1b_187.029(Shakespeare.) p1b_187.030c. Ja, Sire, wir waren Brüder! Brüder durch p1b_187.031 p1b_187.034Ein edler Band, als die Natur es schmiedet. p1b_187.032 Sein schöner Lebenslauf war Liebe. Liebe p1b_187.033 Für mich sein großer, schöner Tod. (Schiller, Don Carlos.) p1b_187.035d. Wenn die ersten Rosen blühn p1b_187.036 Bin ich weit von hier; p1b_187.037 Weit von hier im Rebengrün p1b_187.038 Träum' ich dann von dir.(Jul. Rodenberg.) p1b_187.039 4. Epanalepsis. p1b_187.040 p1b_187.042 Jn Gesichten und Gedichten p1b_187.044
Was mir Schönstes je erschienen, p1b_187.045 Habt ihr alles überschönet. p1b_187.046 Und ich staunte, daß ich lebend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0221" n="187"/> <p> <lb n="p1b_187.001"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_187.002"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Was singt und sagt ihr mir, Vögelein, von Liebe?</l> <lb n="p1b_187.003"/> <l>Was klingt ihr und klagt ihr in's Herz mir hinein von Liebe?</l> <lb n="p1b_187.004"/> <l>Jhr habt mir gesagt und gesungen genug,</l> <lb n="p1b_187.005"/> <l>Jch hab euch gehört und verstanden genug, <hi rendition="#g">von Liebe von Liebe, von</hi></l> <lb n="p1b_187.006"/> <l> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#et">Liebe.</hi> </hi> </l> </lg> <lb n="p1b_187.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert, Liebespredigt.)</hi> </p> <lb n="p1b_187.008"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Jch sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz</l> <lb n="p1b_187.009"/> <l>Schlug meine Zähne knirschend an einander;</l> <lb n="p1b_187.010"/> <l>Jch <hi rendition="#g">weinte nicht.</hi> Mein königliches Blut</l> <lb n="p1b_187.011"/> <l>Floß schändlich unter unbarmherz'gen Streichen;</l> <lb n="p1b_187.012"/> <l> <hi rendition="#g">Jch sah auf dich und weinte nicht.</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_187.013"/> <p> <hi rendition="#right">(Schiller, Don Carlos, <hi rendition="#aq">I</hi>, 2.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_187.014"/> (Diese Stelle ist zugleich ein Beispiel für die später folgende Epanalepsis.)</p> <lb n="p1b_187.015"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">c</hi>.</p> <lg> <l>Nicht möcht' ich deinen Geist in Sünden <hi rendition="#g">töten,</hi></l> <lb n="p1b_187.016"/> <l>Nein, Gott verhüt's! <hi rendition="#g">nicht deine Seele töten!</hi></l> </lg> <lb n="p1b_187.017"/> <p> <hi rendition="#right">(Shakespeare, Othello <hi rendition="#aq">V</hi>, 2.)</hi> </p> </div> <div n="5"> <lb n="p1b_187.018"/> <head> <hi rendition="#c">3. <hi rendition="#g">Anadiplosis</hi>.</hi> </head> <p><lb n="p1b_187.019"/> Anadiplosis (<foreign xml:lang="grc">ἀναδίπλωσις</foreign> == Verdoppelung) ist die Wiederholung <lb n="p1b_187.020"/> eines den Satz beendigenden Wortes am <hi rendition="#g">Anfang des folgenden <lb n="p1b_187.021"/> Satzes</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_187.022"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_187.023"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Nicht der Frühling kann dir's <hi rendition="#g">geben,</hi></l> <lb n="p1b_187.024"/> <l><hi rendition="#g">Geben</hi> mußt dem Frühling du</l> <lb n="p1b_187.025"/> <l>Seinen Glanz, sein Blütenleben,</l> <lb n="p1b_187.026"/> <l>Seinen Frieden, seine Ruh!</l> </lg> <lb n="p1b_187.027"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <lb n="p1b_187.028"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">b</hi>.</p> <lg> <l>Mein Eidam ist <hi rendition="#g">der Tod, der Tod</hi> mein Erbe.</l> </lg> <lb n="p1b_187.029"/> <p> <hi rendition="#right">(Shakespeare.)</hi> </p> <lb n="p1b_187.030"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">c</hi>.</p> <lg> <l>Ja, Sire, wir waren <hi rendition="#g">Brüder! Brüder</hi> durch</l> <lb n="p1b_187.031"/> <l>Ein edler Band, als die Natur es schmiedet.</l> <lb n="p1b_187.032"/> <l>Sein schöner Lebenslauf war <hi rendition="#g">Liebe. Liebe</hi></l> <lb n="p1b_187.033"/> <l>Für mich sein großer, schöner Tod.</l> </lg> <lb n="p1b_187.034"/> <p> <hi rendition="#right">(Schiller, Don Carlos.)</hi> </p> <lb n="p1b_187.035"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">d</hi>.</p> <lg> <l>Wenn die ersten Rosen blühn</l> <lb n="p1b_187.036"/> <l>Bin ich <hi rendition="#g">weit von hier;</hi></l> <lb n="p1b_187.037"/> <l><hi rendition="#g">Weit von hier</hi> im Rebengrün</l> <lb n="p1b_187.038"/> <l>Träum' ich dann von dir.<hi rendition="#right">(Jul. Rodenberg.)</hi></l> </lg> </div> <div n="5"> <lb n="p1b_187.039"/> <p> <hi rendition="#c">4. <hi rendition="#g">Epanalepsis</hi>.</hi> </p> <p><lb n="p1b_187.040"/> Jn der Epanalepsis (<foreign xml:lang="grc">ἐπαναληψις</foreign> == Wiederaufnahme) dient das <lb n="p1b_187.041"/> den <hi rendition="#g">ersten Satz beginnende</hi> Wort auch <hi rendition="#g">zum Schluß</hi>.</p> <p> <lb n="p1b_187.042"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_187.043"/> <lg> <l> <hi rendition="#g">Jn Gesichten und Gedichten</hi> </l> <lb n="p1b_187.044"/> <l>Was mir Schönstes je erschienen,</l> <lb n="p1b_187.045"/> <l>Habt ihr alles überschönet.</l> <lb n="p1b_187.046"/> <l>Und ich staunte, daß ich lebend</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0221]
p1b_187.001
Beispiele:
p1b_187.002
a.
Was singt und sagt ihr mir, Vögelein, von Liebe? p1b_187.003
Was klingt ihr und klagt ihr in's Herz mir hinein von Liebe? p1b_187.004
Jhr habt mir gesagt und gesungen genug, p1b_187.005
Jch hab euch gehört und verstanden genug, von Liebe von Liebe, von p1b_187.006
Liebe.
p1b_187.007
(Rückert, Liebespredigt.)
p1b_187.008
b.
Jch sah auf dich und weinte nicht. Der Schmerz p1b_187.009
Schlug meine Zähne knirschend an einander; p1b_187.010
Jch weinte nicht. Mein königliches Blut p1b_187.011
Floß schändlich unter unbarmherz'gen Streichen; p1b_187.012
Jch sah auf dich und weinte nicht.
p1b_187.013
(Schiller, Don Carlos, I, 2.)
p1b_187.014
(Diese Stelle ist zugleich ein Beispiel für die später folgende Epanalepsis.)
p1b_187.015
c.
Nicht möcht' ich deinen Geist in Sünden töten, p1b_187.016
Nein, Gott verhüt's! nicht deine Seele töten!
p1b_187.017
(Shakespeare, Othello V, 2.)
p1b_187.018
3. Anadiplosis. p1b_187.019
Anadiplosis (ἀναδίπλωσις == Verdoppelung) ist die Wiederholung p1b_187.020
eines den Satz beendigenden Wortes am Anfang des folgenden p1b_187.021
Satzes.
p1b_187.022
Beispiele:
p1b_187.023
a.
Nicht der Frühling kann dir's geben, p1b_187.024
Geben mußt dem Frühling du p1b_187.025
Seinen Glanz, sein Blütenleben, p1b_187.026
Seinen Frieden, seine Ruh!
p1b_187.027
(Rückert.)
p1b_187.028
b.
Mein Eidam ist der Tod, der Tod mein Erbe.
p1b_187.029
(Shakespeare.)
p1b_187.030
c.
Ja, Sire, wir waren Brüder! Brüder durch p1b_187.031
Ein edler Band, als die Natur es schmiedet. p1b_187.032
Sein schöner Lebenslauf war Liebe. Liebe p1b_187.033
Für mich sein großer, schöner Tod.
p1b_187.034
(Schiller, Don Carlos.)
p1b_187.035
d.
Wenn die ersten Rosen blühn p1b_187.036
Bin ich weit von hier; p1b_187.037
Weit von hier im Rebengrün p1b_187.038
Träum' ich dann von dir.(Jul. Rodenberg.)
p1b_187.039
4. Epanalepsis.
p1b_187.040
Jn der Epanalepsis (ἐπαναληψις == Wiederaufnahme) dient das p1b_187.041
den ersten Satz beginnende Wort auch zum Schluß.
p1b_187.042
Beispiele:
p1b_187.043
Jn Gesichten und Gedichten p1b_187.044
Was mir Schönstes je erschienen, p1b_187.045
Habt ihr alles überschönet. p1b_187.046
Und ich staunte, daß ich lebend
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |