Viertes Hauptstück. p1b_215.002 Betonungslehre. p1b_215.003 (Prosodik und Rhythmik.) ------
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Ein jede Sprach hat ihre sondre angeartete Tönungp1b_215.005 Und soll auch bleiben bei derselben Angewöhnung.p1b_215.006 Die Deutschen ihre Sprache nicht von Andern haben,p1b_215.007 Drum wollen sie auch nicht nach Andern traben.
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Fischart, + 1589.
p1b_215.009 § 64. Grundbegriffe der Betonungslehre.
p1b_215.010 1. Die Sprache läßt sich in Töne auflösen, die in geschlossenen p1b_215.011 Silben nacheinander erklingen und beim Aussprechen durch stärkere p1b_215.012 oder schwächere Betonung hervorgehoben werden.
p1b_215.013 2. Die durch den Ton ausgezeichneten Silben heißen Hebungen p1b_215.014 oder Arsen (acuti, suntonoi). Jhnen gegenüber stehen die Senkungen p1b_215.015 oder Thesen (graves, aneimenoi == ohne Spannung).
p1b_215.016 3. Man deutet die Hebungen durch Striche an (-, oder auch '), p1b_215.017 die Senkungen durch Häkchen (Breve).
p1b_215.018 4. Arsen und Thesen in ihrer Vereinigung bilden Metren oder p1b_215.019 Versmaße.
p1b_215.020 5. Die Lehre von den Metren und ihrer Verwendung heißt Metrik.
p1b_215.021 6. Die Lehre von der Betonung der Silben heißt Prosodik und p1b_215.022 Rhythmik.
p1b_215.023 1. Es würde ermüdend wirken, wenn alle Töne gleichmäßig erfolgen p1b_215.024 würden, wenn alle Silben gleichbetont, gleichlang und gleichschwer wären. p1b_215.025 Daher erhalten bestimmte Silben eine phonische Auszeichnung, einen tonlichen p1b_215.026 Nachdruck.
p1b_215.027 Man nennt diesen Nachdruck den Accent (Redeton). Der Accent ist p1b_215.028 der Pulsschlag der Rede; er ist Seele und Leben des gesprochenen Wortes. p1b_215.029 Jeder Verstoß gegen den Accent kommt einer Verstümmelung des Klangbildes
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Viertes Hauptstück. p1b_215.002 Betonungslehre. p1b_215.003 (Prosodik und Rhythmik.) ──────
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Ein jede Sprach hat ihre sondre angeartete Tönungp1b_215.005 Und soll auch bleiben bei derselben Angewöhnung.p1b_215.006 Die Deutschen ihre Sprache nicht von Andern haben,p1b_215.007 Drum wollen sie auch nicht nach Andern traben.
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Fischart, † 1589.
p1b_215.009 § 64. Grundbegriffe der Betonungslehre.
p1b_215.010 1. Die Sprache läßt sich in Töne auflösen, die in geschlossenen p1b_215.011 Silben nacheinander erklingen und beim Aussprechen durch stärkere p1b_215.012 oder schwächere Betonung hervorgehoben werden.
p1b_215.013 2. Die durch den Ton ausgezeichneten Silben heißen Hebungen p1b_215.014 oder Arsen (acuti, σύντονοι). Jhnen gegenüber stehen die Senkungen p1b_215.015 oder Thesen (graves, ἀνειμένοι == ohne Spannung).
p1b_215.016 3. Man deutet die Hebungen durch Striche an (–, oder auch '), p1b_215.017 die Senkungen durch Häkchen (⏑).
p1b_215.018 4. Arsen und Thesen in ihrer Vereinigung bilden Metren oder p1b_215.019 Versmaße.
p1b_215.020 5. Die Lehre von den Metren und ihrer Verwendung heißt Metrik.
p1b_215.021 6. Die Lehre von der Betonung der Silben heißt Prosodik und p1b_215.022 Rhythmik.
p1b_215.023 1. Es würde ermüdend wirken, wenn alle Töne gleichmäßig erfolgen p1b_215.024 würden, wenn alle Silben gleichbetont, gleichlang und gleichschwer wären. p1b_215.025 Daher erhalten bestimmte Silben eine phonische Auszeichnung, einen tonlichen p1b_215.026 Nachdruck.
p1b_215.027 Man nennt diesen Nachdruck den Accent (Redeton). Der Accent ist p1b_215.028 der Pulsschlag der Rede; er ist Seele und Leben des gesprochenen Wortes. p1b_215.029 Jeder Verstoß gegen den Accent kommt einer Verstümmelung des Klangbildes
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Drum wollen sie auch nicht nach Andern traben.
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§ 64. Grundbegriffe der Betonungslehre. p1b_215.010
1. Die Sprache läßt sich in Töne auflösen, die in geschlossenen p1b_215.011
Silben nacheinander erklingen und beim Aussprechen durch stärkere p1b_215.012
oder schwächere Betonung hervorgehoben werden.
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2. Die durch den Ton ausgezeichneten Silben heißen Hebungen p1b_215.014
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3. Man deutet die Hebungen durch Striche an (–, oder auch '), p1b_215.017
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4. Arsen und Thesen in ihrer Vereinigung bilden Metren oder p1b_215.019
Versmaße.
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5. Die Lehre von den Metren und ihrer Verwendung heißt Metrik.
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6. Die Lehre von der Betonung der Silben heißt Prosodik und p1b_215.022
Rhythmik.
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1. Es würde ermüdend wirken, wenn alle Töne gleichmäßig erfolgen p1b_215.024
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Daher erhalten bestimmte Silben eine phonische Auszeichnung, einen tonlichen p1b_215.026
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Man nennt diesen Nachdruck den Accent (Redeton). Der Accent ist p1b_215.028
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Jeder Verstoß gegen den Accent kommt einer Verstümmelung des Klangbildes
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. E215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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