Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_306.001 p1b_306.002 p1b_306.004 Vers 1.Nun geht | der Herr, | der Ost | ern auf | erstand, | (akatal.) p1b_306.006 p1b_306.009Auf Er | den sie | ben Wo | chen bis | zu Pfing | sten, (hyperkat.) p1b_306.007 Und seg | nend wan | deln kann | ihn ü | ber Land | (akat.) p1b_306.008 Ein Je | der sehn | vom Größ | ten zum | Gering | sten. (hyperkat.) (Rückert, VII. 190.) p1b_306.010Vers 2.Jch will | euch erzänh | len ein Mar | chen gar schnur | rig. (hyperkat.) p1b_306.011 p1b_306.012Es war | 'mal ein Kai | ser, der Kai | ser war kurrig. (Bürger, Kaiser und Abt.) p1b_306.013Vers 3.Wer mir | den Be | cher kann wie | der zei | gen, (hyperkat.) p1b_306.014 Er mag | ihn behalten, er ist sein eigen.(Schillers Taucher.) p1b_306.015 p1b_306.021 p1b_306.024 III. Lehre von den streng gemessenen Versarten. p1b_306.025 § 106. Einteilung der deutschen Verse. p1b_306.026 p1b_306.029 p1b_306.030 p1b_306.031 p1b_306.032 p1b_306.033 p1b_306.034 p1b_306.035 p1b_306.036 p1b_306.037 p1b_306.001 p1b_306.002 p1b_306.004 Vers 1.Nun geht │ der Herr, │ der Ost │ ern auf │ erstand, │ (akatal.) p1b_306.006 p1b_306.009Auf Er │ den sie │ ben Wo │ chen bis │ zu Pfing │ stĕn, (hyperkat.) p1b_306.007 Und seg │ nend wan │ deln kann │ ihn ü │ ber Land │ (akat.) p1b_306.008 Ein Je │ der sehn │ vom Größ │ ten zum │ Gering │ stĕn. (hyperkat.) (Rückert, VII. 190.) p1b_306.010Vers 2.J̆ch wīll │ ĕuch ĕrzǟh │ lĕn ĕin Mǟr │ chĕn găr schnūr │ rĭg. (hyperkat.) p1b_306.011 p1b_306.012Es war │ 'mal ein Kai │ ser, der Kai │ ser war kurrig. (Bürger, Kaiser und Abt.) p1b_306.013Vers 3.Wĕr mīr │ dĕn Bē │ chĕr kănn wiē │ dĕr zeī │ gen, (hyperkat.) p1b_306.014 Ĕr māg │ ihn behalten, er ist sein eigen.(Schillers Taucher.) p1b_306.015 p1b_306.021 p1b_306.024 III. Lehre von den streng gemessenen Versarten. p1b_306.025 § 106. Einteilung der deutschen Verse. p1b_306.026 p1b_306.029 p1b_306.030 p1b_306.031 p1b_306.032 p1b_306.033 p1b_306.034 p1b_306.035 p1b_306.036 p1b_306.037 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0340" n="306"/> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_306.001"/> 3. 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Wir verweisen <lb n="p1b_306.023"/> in dieser Beziehung auf § 91 d. B.</p> </div> </div> </div> <div n="2"> <lb n="p1b_306.024"/> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">III</hi>. Lehre von den streng gemessenen Versarten.</hi> </head> <div n="3"> <lb n="p1b_306.025"/> <head> <hi rendition="#c">§ 106. 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(§ 118.)</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0340]
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3. Überzählige (hyperkatalektische) Verse.
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Überzählig oder hyperkatalektisch (ὑπερ-κατά-ληκτος) nennt man p1b_306.003
die Verse, welche am Ende eine Thesis zu viel haben.
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Beispiele:
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Nun geht │ der Herr, │ der Ost │ ern auf │ erstand, │ (akatal.) p1b_306.006
Auf Er │ den sie │ ben Wo │ chen bis │ zu Pfing │ stĕn, (hyperkat.) p1b_306.007
Und seg │ nend wan │ deln kann │ ihn ü │ ber Land │ (akat.) p1b_306.008
Ein Je │ der sehn │ vom Größ │ ten zum │ Gering │ stĕn. (hyperkat.)
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(Rückert, VII. 190.)
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J̆ch wīll │ ĕuch ĕrzǟh │ lĕn ĕin Mǟr │ chĕn găr schnūr │ rĭg. (hyperkat.) p1b_306.011
Es war │ 'mal ein Kai │ ser, der Kai │ ser war kurrig.
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(Bürger, Kaiser und Abt.)
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Wĕr mīr │ dĕn Bē │ chĕr kănn wiē │ dĕr zeī │ gen, (hyperkat.) p1b_306.014
Ĕr māg │ ihn behalten, er ist sein eigen.(Schillers Taucher.)
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Nach den Worten „schnurrig“ (Beispiel 2) und „zeigen“ (Beispiel 3) treten p1b_306.016
keine Pausen ein, vielmehr werden die Thesen ig und en zur Anfangsthesis des p1b_306.017
folgenden Verstaktes hinübergelesen, der auf diese Weise zum Anapäst wird, p1b_306.018
was aber nach Analogie der vorausgehenden Verszeile nicht der Fall sein sollte. p1b_306.019
Es sind somit bei der Schreibweise der Beispiele 2 und 3 in je 2 Zeilen die p1b_306.020
Silben ig und en überzählig, folglich die Verszeilen hyperkatalektisch.
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Man kann noch brachykatalektische und hyperbrachykatalektische Verse unterscheiden, p1b_306.022
denen ein ganzer Takt bis 1½ Takte fehlen &c. &c. Wir verweisen p1b_306.023
in dieser Beziehung auf § 91 d. B.
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III. Lehre von den streng gemessenen Versarten. p1b_306.025
§ 106. Einteilung der deutschen Verse. p1b_306.026
Alle nach Metren streng gemessenen Verse unterscheiden wir zunächst p1b_306.027
in Rücksicht auf den ihnen zu Grunde liegenden Rhythmus. p1b_306.028
Wir teilen sie demnach ein in:
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1. jambische,
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2. trochäische,
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3. kretische und trochäisch=jambische,
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4. daktylische,
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5. trochäisch=daktylische,
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6. anapästische,
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7. jambisch=anapästische,
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8. mit Spondeen gemischte Verse.
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Daran reihen wir in besonderem Abschnitte (§ 116 ff.) die freien Verse, p1b_306.038
welche zum Teil nur nach Arsis und Thesis zu skandieren sind (§ 119), p1b_306.039
während bei anderen nebenbei auch noch ein formales Prinzip waltet. (§ 118.)
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