Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_307.001 § 107. Jambische Verse. p1b_307.002 p1b_307.006 Der Ko | nig ruft. | Das Volk | gehorcht. | p1b_307.008 Jch le | be nur | für dich, | mein teu | rer Sohn. | p1b_307.009 p1b_307.010 p1b_307.011 Beispiele: a. Jm Wald, p1b_307.015 p1b_307.020Jm Wald p1b_307.016 Jst Lust | und Fried, (Zweitakter) p1b_307.017 Da hallt, p1b_307.018 Da schallt p1b_307.019 Der Vöglein Lied.(Zweitakter.) (Vogl, Jm Wald.) p1b_307.021b. Wie lebt, p1b_307.022 p1b_307.025Wie hebt, p1b_307.023 Wie strebt p1b_307.024 Das Herz | in mir.(Zweitakter.) (Goethe.) p1b_307.026c. Fahr wohl, p1b_307.027 p1b_307.032All Liebes, das nun scheiden soll! (Viertakter) p1b_307.028 Und ob es so geschehe, (katal. Viertakter) p1b_307.029 Daß ich nicht mehr dich sehe, (desgl.) p1b_307.030 Fahr wohl, fahr wohl, (Zweitakter) p1b_307.031 Fahr wohl. (Rückert, Lieder und Sprüche.) p1b_307.033d. Herr Mai, p1b_307.034 p1b_307.037Den ich im Winter wünscht' herbei, (Viertakter) p1b_307.035 Jch wollte nur, du wärst vorbei, (desgl.) p1b_307.036 Herr Mai! (Rückert.) p1b_307.038e. Die Erde saugt den Regen ein mit Lust p1b_307.039 Und trinkt! p1b_307.040 Nach neuer Labung lechzt die Brust; p1b_307.041 Die Blume raubt den frischen Trunk p1b_307.042 Und trinkt, p1b_307.001 § 107. Jambische Verse. p1b_307.002 p1b_307.006 Dĕr Kȫ │ nĭg rūft. │ Dăs Vōlk │ gĕhōrcht. │ p1b_307.008 J̆ch lē │ bĕ nūr │ fü̆r dīch, │ mĕin teū │ rĕr Sōhn. │ p1b_307.009 p1b_307.010 p1b_307.011 Beispiele: a. J̆m Wāld, p1b_307.015 p1b_307.020J̆m Wāld p1b_307.016 J̆st Lūst │ ŭnd Frīed, (Zweitakter) p1b_307.017 Da hallt, p1b_307.018 Da schallt p1b_307.019 Der Vöglein Lied.(Zweitakter.) (Vogl, Jm Wald.) p1b_307.021b. Wie lebt, p1b_307.022 p1b_307.025Wie hebt, p1b_307.023 Wie strebt p1b_307.024 Das Herz │ in mir.(Zweitakter.) (Goethe.) p1b_307.026c. Făhr wōhl, p1b_307.027 p1b_307.032All Liebes, das nun scheiden soll! (Viertakter) p1b_307.028 Und ob es so geschehe, (katal. Viertakter) p1b_307.029 Daß ich nicht mehr dich sehe, (desgl.) p1b_307.030 Fahr wohl, fahr wohl, (Zweitakter) p1b_307.031 Făhr wōhl. (Rückert, Lieder und Sprüche.) p1b_307.033d. Hĕrr Māi, p1b_307.034 p1b_307.037Den ich im Winter wünscht' herbei, (Viertakter) p1b_307.035 Jch wollte nur, du wärst vorbei, (desgl.) p1b_307.036 Herr Mai! (Rückert.) p1b_307.038e. Die Erde saugt den Regen ein mit Lust p1b_307.039 Und trinkt! p1b_307.040 Nach neuer Labung lechzt die Brust; p1b_307.041 Die Blume raubt den frischen Trunk p1b_307.042 Und trinkt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0341" n="307"/> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_307.001"/> <head> <hi rendition="#c">§ 107. 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Eintaktige jambische Verse (jambische Eintakter).</p> <p><lb n="p1b_307.011"/> Man findet sie ─ wie die nachstehenden, fast einzigen 6 Proben <lb n="p1b_307.012"/> unserer Litteratur beweisen ─ selten in längerer Folge und meistenteils <lb n="p1b_307.013"/> in Verbindung mit mehrtaktigen Versen.</p> <lb n="p1b_307.014"/> <p> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lg> <l><hi rendition="#aq">a</hi>. J̆m Wāld,</l> <lb n="p1b_307.015"/> <l>J̆m Wāld</l> <lb n="p1b_307.016"/> <l>J̆st Lūst │ ŭnd Frīed, (Zweitakter)</l> <lb n="p1b_307.017"/> <l>Da hallt,</l> <lb n="p1b_307.018"/> <l>Da schallt</l> <lb n="p1b_307.019"/> <l>Der Vöglein Lied.(Zweitakter.)</l> </lg> <lb n="p1b_307.020"/> <p> <hi rendition="#right">(Vogl, Jm Wald.)</hi> </p> <lb n="p1b_307.021"/> <lg> <l><hi rendition="#aq">b</hi>. 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§ 107. Jambische Verse. p1b_307.002
Sie sind unter allen deutschen Versarten die gebräuchlichsten, p1b_307.003
weil sie sich infolge des trochäischen Grundcharakters unserer Sprache p1b_307.004
durch leichte Auftakte (z. B. des Artikels, oder einsilbiger Pronomina) p1b_307.005
von selbst ergeben.
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Beispiele:
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Dĕr Kȫ │ nĭg rūft. │ Dăs Vōlk │ gĕhōrcht. │ p1b_307.008
J̆ch lē │ bĕ nūr │ fü̆r dīch, │ mĕin teū │ rĕr Sōhn. │
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Wir unterscheiden eintaktige bis achttaktige jambische Verse.
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1. Eintaktige jambische Verse (jambische Eintakter).
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Man findet sie ─ wie die nachstehenden, fast einzigen 6 Proben p1b_307.012
unserer Litteratur beweisen ─ selten in längerer Folge und meistenteils p1b_307.013
in Verbindung mit mehrtaktigen Versen.
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Beispiele:
a. J̆m Wāld, p1b_307.015
J̆m Wāld p1b_307.016
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Der Vöglein Lied.(Zweitakter.)
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(Vogl, Jm Wald.)
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Das Herz │ in mir.(Zweitakter.)
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(Goethe.)
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c. Făhr wōhl, p1b_307.027
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(Rückert, Lieder und Sprüche.)
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Herr Mai!
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(Rückert.)
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e. Die Erde saugt den Regen ein mit Lust p1b_307.039
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Nach neuer Labung lechzt die Brust; p1b_307.041
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