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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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a.

Jm An | fang war | der Geist, | der sich | im Wort | p1b_311.003
Zu ewger Schöpfungsthat zusammenrafft, p1b_311.004
Der war bei Gott und ist's und wirket fort. p1b_311.005
Gott ist der Geist, der lebt in Worteskraft.
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(Sallets Laien-Evangelium.)

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b.

Er stand | auf sei | nes Da | ches Zin | nen, [Abbildung] | (katal.) p1b_311.008
Er schaute mit vergnügten Sinnen [Abbildung] (katal.) p1b_311.009
Auf das | beherrsch | te Sa | mos hin. | [Abbildung] | (brachykatal.)
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(Schillers Ring des Polykrates.)

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c.

Dir ist die Herrschaft längst gegeben (katal.) p1b_311.012
Jn meinem Liede, meinem Leben, (katal.) p1b_311.013
Nur diese Nacht, o welch' ein Traum! (brachykatal.)
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(Uhlands Untreue.)

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d.

Der Liebsten Band und Schleife rauben, (katal.) p1b_311.016
Halb mag sie zürnen, halb erlauben, (katal.) p1b_311.017
Euch ist es viel, ich will es glauben, (katal.) p1b_311.018
Und gönn' euch solchen Selbstbetrug. (brachykatal.)
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(Goethe, Lebendiges Andenken.)

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Vgl. Schillers Kraniche des Jbykus. Dagegen gehört Anast. Grüns p1b_311.021
Der Turm am Strande aus "Schutt" (Jch war bescheidener Sonettendichter) p1b_311.022
bei Zurechnung der rhythmischen Pause zu den jambischen Sechstaktern. Ebenso p1b_311.023
Rückerts "Sprich, liebes Herz, in deines Tempels Mitten" &c.

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b. Der reimlose jambische Fünftakter (Blankvers).

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Der reimlose jambische Fünftakter ist auch unter dem Namen p1b_311.026
"Blankvers" (blanc-vers) oder "jambischer Quinar" bekannt. Er ist p1b_311.027
der Vers des deutschen Drama. Seine aufsteigende Bewegung entspricht p1b_311.028
dem Fortschreiten, Fortdrängen der beweglichen Handlung im Drama, p1b_311.029
weshalb er sich ganz besonders für diese Dichtungsgattung eignet. Die p1b_311.030
kleineren Gebilde unserer Rede (rhythmische Reihen, Sätze) überschreiten p1b_311.031
in der Regel nicht das Maß des jambischen Quinars, weshalb derselbe p1b_311.032
auch in dieser Richtung unserem Sprachgeiste verwandt sich zeigt und p1b_311.033
Satz= wie Versbau verbindet.

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Zuerst wurde er von J. H. Schlegel in seiner Übersetzung der Thomsonschen p1b_311.035
Sophonisbe 1758 angewandt, sodann von Chr. Felix Weiße (in Befreiung p1b_311.036
von Theben, 1764), endlich von Lessing. Dieser erhob ihn 1779 p1b_311.037
durch die Form seines Nathan zum Vers des Drama, worauf ihn 1786 auch p1b_311.038
Goethe in der Jphigenia und Schiller 1787 im Don Carlos adoptierte. Nach p1b_311.039
ihnen wandten ihn an: Heinr. v. Kleist, Grillparzer, Gutzkow, Mosen, Prutz, p1b_311.040
Jmmermann, Körner, Uhland, Rückert, Scherenberg (Waterloo), Hamerling p1b_311.041
(Ahasver), Gottschall u. A. Letzterer hat ihn im Carlo Zeno (ebenso wie der p1b_311.042
Verf. dieser Poetik in seinen mehrfach aufgeführten Kaiserfestspielen Musenweihe, p1b_311.043
Kaisergold &c.) gereimt gebraucht.

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Beispiele:

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a.

Jm An │ fang war │ der Geist, │ der sich │ im Wort │ p1b_311.003
Zu ewger Schöpfungsthat zusammenrafft, p1b_311.004
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p1b_311.006

(Sallets Laien-Evangelium.)

p1b_311.007

b.

Er stand │ auf sei │ nes Da │ ches Zin │ nen, [Abbildung] │ (katal.) p1b_311.008
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(Schillers Ring des Polykrates.)

p1b_311.011

c.

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d.

Der Liebsten Band und Schleife rauben, (katal.) p1b_311.016
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(Goethe, Lebendiges Andenken.)

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Vgl. Schillers Kraniche des Jbykus. Dagegen gehört Anast. Grüns p1b_311.021
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Der reimlose jambische Fünftakter ist auch unter dem Namen p1b_311.026
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Zuerst wurde er von J. H. Schlegel in seiner Übersetzung der Thomsonschen p1b_311.035
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/345>, abgerufen am 22.11.2024.