Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_333.001 p1b_333.002 a. Kleiner asklepiadeischer Vers. p1b_333.008 p1b_333.009 Wunder | seliger Mann, | welcher der Stadt | entfloh (Hölty.) p1b_333.011 p1b_333.013Ob zwei Seelen es giebt, welche sich ganz verstehn? p1b_333.012 Sinne, sagte der Mensch, sinne dem Rätsel nach. b. Großer asklepiadeischer Vers. p1b_333.014 p1b_333.015 Fänrbt die | hausliche Lind' | eben sich grünn, | trautester O | verbeck p1b_333.017 p1b_333.019Laß du Hader und Recht, Sasse der altrühmlichen Hansaburg, p1b_333.018 Laß dein klügelndes Buch, zaubr' es Gesang, zaubr' es Beredsamkeit. (Voß.) p1b_333.020 p1b_333.021 p1b_333.024 Ros' auf Ros' in das Korbchen sank p1b_333.026 Purpurrot und wie Silber blank.(Voß.) p1b_333.027 Wie das sterbende Blatt sich schmückt, p1b_333.028 Küßt es weinend der Sonnenstrahl; p1b_333.029 Frühlingstäuschung, die mich beglückt, p1b_333.030 Ach, du lächelst zum letzten Mal. (Rückert.) p1b_333.031 p1b_333.033 § 111. Daktylische Verse. p1b_333.034 p1b_333.001 p1b_333.002 a. Kleiner asklepiadeischer Vers. p1b_333.008 p1b_333.009 Wūndĕr │ sēlĭgĕr Mānn, │ wēlchĕr dĕr Stādt │ ĕntflōh (Hölty.) p1b_333.011 p1b_333.013Ob zwei Seelen es giebt, welche sich ganz verstehn? p1b_333.012 Sinne, sagte der Mensch, sinne dem Rätsel nach. b. Großer asklepiadeischer Vers. p1b_333.014 p1b_333.015 Fǟrbt dĭe │ hǟuslĭchĕ Līnd' │ ēbĕn sĭch grǖn, │ traūtĕstĕr Ō │ vĕrbēck p1b_333.017 p1b_333.019Laß du Hader und Recht, Sasse der altrühmlichen Hansaburg, p1b_333.018 Laß dein klügelndes Buch, zaubr' es Gesang, zaubr' es Beredsamkeit. (Voß.) p1b_333.020 p1b_333.021 p1b_333.024 Rōs' ăuf Rōs' ĭn dăs Kȫrbchĕn sānk p1b_333.026 Purpurrot und wie Silber blank.(Voß.) p1b_333.027 Wie das sterbende Blatt sich schmückt, p1b_333.028 Küßt es weinend der Sonnenstrahl; p1b_333.029 Frühlingstäuschung, die mich beglückt, p1b_333.030 Ach, du lächelst zum letzten Mal. (Rückert.) p1b_333.031 p1b_333.033 § 111. Daktylische Verse. p1b_333.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0367" n="333"/> <div n="5"> <p><lb n="p1b_333.001"/> 1. <hi rendition="#g">Asklepiadeischer Vers</hi>.</p> <p><lb n="p1b_333.002"/> Der griechische Bukoliker und Epigrammendichter <hi rendition="#g">Asklepiades</hi> <lb n="p1b_333.003"/> (Lehrer Theokrits) vereinigte zwei oder drei Choriamben mit vorausgehendem <lb n="p1b_333.004"/> Trochäus und einem am Schluß folgenden Jambus zu Versen, <lb n="p1b_333.005"/> die man asklepiadeische Verse nannte. Man unterscheidet den kleinen <lb n="p1b_333.006"/> und den großen asklepiadeischen Vers.</p> <lb n="p1b_333.007"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Kleiner asklepiadeischer Vers.</hi></hi> </p> <p><lb n="p1b_333.008"/> Er besteht aus: Trochäus, zwei Choriamben und einem Jambus.</p> <p> <lb n="p1b_333.009"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_333.010"/> <lg> <l>Wūndĕr │ sēlĭgĕr Mānn, │ wēlchĕr dĕr Stādt │ ĕntflōh (Hölty.)</l> <lb n="p1b_333.011"/> <l>Ob zwei Seelen es giebt, welche sich ganz verstehn?</l> <lb n="p1b_333.012"/> <l>Sinne, sagte der Mensch, sinne dem Rätsel nach.</l> </lg> <lb n="p1b_333.013"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Großer asklepiadeischer Vers.</hi></hi> </p> <p><lb n="p1b_333.014"/> Er besteht aus: Trochäus, drei Choriamben und einem Jambus.</p> <p> <lb n="p1b_333.015"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_333.016"/> <lg> <l>Fǟrbt dĭe │ hǟuslĭchĕ Līnd' │ ēbĕn sĭch grǖn, │ traūtĕstĕr Ō │ vĕrbēck</l> <lb n="p1b_333.017"/> <l>Laß du Hader und Recht, Sasse der altrühmlichen Hansaburg,</l> <lb n="p1b_333.018"/> <l>Laß dein klügelndes Buch, zaubr' es Gesang, zaubr' es Beredsamkeit.</l> </lg> <lb n="p1b_333.019"/> <p> <hi rendition="#right">(Voß.)</hi> </p> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_333.020"/> 2. <hi rendition="#g">Glykonischer Vers</hi>.</p> <p><lb n="p1b_333.021"/> Er entspricht dem kleinen asklepiadeischen Vers, welchem ein Choriambus <lb n="p1b_333.022"/> fehlt. Er besteht also nur aus einem Choriambus mit vorangehendem <lb n="p1b_333.023"/> Trochäus und folgendem Jambus.</p> <p> <lb n="p1b_333.024"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_333.025"/> <lg> <l>Rōs' ăuf Rōs' ĭn dăs Kȫrbchĕn sānk</l> <lb n="p1b_333.026"/> <l>Purpurrot und wie Silber blank.<hi rendition="#right">(Voß.)</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_333.027"/> <l>Wie das sterbende Blatt sich schmückt,</l> <lb n="p1b_333.028"/> <l>Küßt es weinend der Sonnenstrahl;</l> <lb n="p1b_333.029"/> <l>Frühlingstäuschung, die mich beglückt,</l> <lb n="p1b_333.030"/> <l>Ach, du lächelst zum letzten Mal.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_333.031"/> Vgl. noch: „Unter duftenden Gärten ruhn“ von <hi rendition="#g">Hölderlin,</hi> sowie <lb n="p1b_333.032"/> <hi rendition="#g">Rückerts</hi> Kindertotenlieder S. 166.</p> </div> </div> </div> <div n="3"> <lb n="p1b_333.033"/> <head> <hi rendition="#c">§ 111. Daktylische Verse.</hi> </head> <p><lb n="p1b_333.034"/> Der kräftig einsetzende Daktylus malt durch seine leichten, rasch <lb n="p1b_333.035"/> folgenden Thesen das Bewegliche, Lebendige, Jubelnde, Begeisternde, wie <lb n="p1b_333.036"/> die Beispiele im Kapitel von der rhythmischen Malerei beweisen (vgl. <lb n="p1b_333.037"/> § 93). Erst die Neuzeit befleißigt sich reiner, den deutschen Accent <lb n="p1b_333.038"/> beachtender Daktylen, während man früher nicht selten schwere Silben </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0367]
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1. Asklepiadeischer Vers.
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Der griechische Bukoliker und Epigrammendichter Asklepiades p1b_333.003
(Lehrer Theokrits) vereinigte zwei oder drei Choriamben mit vorausgehendem p1b_333.004
Trochäus und einem am Schluß folgenden Jambus zu Versen, p1b_333.005
die man asklepiadeische Verse nannte. Man unterscheidet den kleinen p1b_333.006
und den großen asklepiadeischen Vers.
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a. Kleiner asklepiadeischer Vers.
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Er besteht aus: Trochäus, zwei Choriamben und einem Jambus.
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Beispiel:
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Wūndĕr │ sēlĭgĕr Mānn, │ wēlchĕr dĕr Stādt │ ĕntflōh (Hölty.) p1b_333.011
Ob zwei Seelen es giebt, welche sich ganz verstehn? p1b_333.012
Sinne, sagte der Mensch, sinne dem Rätsel nach.
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b. Großer asklepiadeischer Vers.
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Er besteht aus: Trochäus, drei Choriamben und einem Jambus.
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Beispiel:
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Fǟrbt dĭe │ hǟuslĭchĕ Līnd' │ ēbĕn sĭch grǖn, │ traūtĕstĕr Ō │ vĕrbēck p1b_333.017
Laß du Hader und Recht, Sasse der altrühmlichen Hansaburg, p1b_333.018
Laß dein klügelndes Buch, zaubr' es Gesang, zaubr' es Beredsamkeit.
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(Voß.)
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2. Glykonischer Vers.
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Er entspricht dem kleinen asklepiadeischen Vers, welchem ein Choriambus p1b_333.022
fehlt. Er besteht also nur aus einem Choriambus mit vorangehendem p1b_333.023
Trochäus und folgendem Jambus.
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Beispiele:
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Rōs' ăuf Rōs' ĭn dăs Kȫrbchĕn sānk p1b_333.026
Purpurrot und wie Silber blank.(Voß.)
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Wie das sterbende Blatt sich schmückt, p1b_333.028
Küßt es weinend der Sonnenstrahl; p1b_333.029
Frühlingstäuschung, die mich beglückt, p1b_333.030
Ach, du lächelst zum letzten Mal.
(Rückert.)
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Vgl. noch: „Unter duftenden Gärten ruhn“ von Hölderlin, sowie p1b_333.032
Rückerts Kindertotenlieder S. 166.
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§ 111. Daktylische Verse. p1b_333.034
Der kräftig einsetzende Daktylus malt durch seine leichten, rasch p1b_333.035
folgenden Thesen das Bewegliche, Lebendige, Jubelnde, Begeisternde, wie p1b_333.036
die Beispiele im Kapitel von der rhythmischen Malerei beweisen (vgl. p1b_333.037
§ 93). Erst die Neuzeit befleißigt sich reiner, den deutschen Accent p1b_333.038
beachtender Daktylen, während man früher nicht selten schwere Silben
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