Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_415.001 Fair is foul, and foul is fair. p1b_415.006 Hover through the fog and filthy air. (1. Auftritt.) p1b_415.007 I will drain him dry as hay: p1b_415.008 Sleep shall, neither night nor day, p1b_415.009 Hang upon his penthouse lid. p1b_415.010 He shall live a man forbid. (3. Akt.) p1b_415.011 p1b_415.015 p1b_415.019 p1b_415.031 a. Woge du Welle, walle zur Wiege, p1b_415.035 p1b_415.041Wagalawaia! p1b_415.036 Kennst du mich gut, kindischer Alp? p1b_415.037 Nun sag, wer bin ich, daß du so bellst? p1b_415.038 Jm kalten Loch, da kauernd du lagst, p1b_415.039 Wer gab dir Licht und wärmende Lohe, p1b_415.040 Wenn Loge nie dir gelacht? b. Wohl taugte dir nicht p1b_415.042
die tör'ge Maid, p1b_415.043 die staunend im Rate, p1b_415.044 nicht dich verstand. p1b_415.045 Wie mein eigner Rat p1b_415.046 nur das Eine mir riet, - p1b_415.047 zu lieben, was du geliebt. p1b_415.001 Fair is foul, and foul is fair. p1b_415.006 Hover through the fog and filthy air. (1. Auftritt.) p1b_415.007 I will drain him dry as hay: p1b_415.008 Sleep shall, neither night nor day, p1b_415.009 Hang upon his penthouse lid. p1b_415.010 He shall live a man forbid. (3. Akt.) p1b_415.011 p1b_415.015 p1b_415.019 p1b_415.031 a. Woge du Welle, walle zur Wiege, p1b_415.035 p1b_415.041Wagalawaia! p1b_415.036 Kennst du mich gut, kindischer Alp? p1b_415.037 Nun sag, wer bin ich, daß du so bellst? p1b_415.038 Jm kalten Loch, da kauernd du lagst, p1b_415.039 Wer gab dir Licht und wärmende Lohe, p1b_415.040 Wenn Loge nie dir gelacht? b. Wohl taugte dir nicht p1b_415.042
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Der Sehende erkennt in diesen Stellen feste Regel und klaren Zweck. p1b_415.002
Mächtig erhöht der Stabreim den altertümlich schreckhaften Eindruck der Erscheinungen, p1b_415.003
und es werden die Schicksalsschwestern dadurch in die Sphäre p1b_415.004
einer eigenartig germanischen Anschauungs- und Empfindungsweise gezogen:
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Fair is foul, and foul is fair. p1b_415.006
Hover through the fog and filthy air. (1. Auftritt.) p1b_415.007
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Hang upon his penthouse lid. p1b_415.010
He shall live a man forbid. (3. Akt.)
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Ähnlich in der Rede Banquos und der Schicksalsschwester durch 21 Zeilen, p1b_415.012
desgleichen im 1. Auftritt des 4. Aktes (z. B. Fillet of a fenny snake &c.). p1b_415.013
So verstand es Shakespeare, dem Zusammenklang zauberische Beweiskraft zu p1b_415.014
verleihen und den Eindruck auf Ohr und Geist des Hörers zu verstärken.
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Goethe hat in noch wirkungsvollerer Weise die Allitteration verwendet, p1b_415.016
und zwar kunstvoll und in freier Weise, so daß sie das Auge des Laien nicht p1b_415.017
ohne Weiteres entdeckte und letzterer geneigt war, sie für zufällig zu halten. p1b_415.018
Jch verweise auf die Beispiele von Goethe in § 129 d. B.
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5. Ein rundes Jahrtausend war seit dem letzten deutschen Poeten vergangen, p1b_415.020
der die Allitteration im Heliand anwandte, als nach Fouqués Vorgang, p1b_415.021
welcher die Allitteration in großem Stil wieder anwandte (Werke, Band p1b_415.022
1─3), der geistreiche Dichter Wilhelm Jordan das Wiederaufleben der p1b_415.023
Allitteration forderte und dieselbe in seinem epochebildenden Epos „Nibelunge“ p1b_415.024
erfolgreich anwandte. Jhm schloß sich der bahnbrechende Dichterkomponist p1b_415.025
Richard Wagner an, der wie kein Zweiter die Bedeutung des Stabreims p1b_415.026
für den deutschen Rhythmus erkannte und seinen „Ring des Nibelungen“ p1b_415.027
(6. Bd. seiner ges. Schriften) in Allitterationen schuf. Die Allitteration in p1b_415.028
dieser Dichtung ist für die Recitation passend und auch für den Gesang nicht p1b_415.029
tadelnswert, sofern die „zuweilen zischenden Stäbe“ durch den melodischen p1b_415.030
Gesang auseinander gehalten werden.
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Da sich in den vorhergehenden Paragraphen genug Beispiele aus W. Jordans p1b_415.032
Nibelunge finden, so geben wir nur noch einige Proben aus Richard Wagners p1b_415.033
Nibelungenring.
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a.
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Wagalawaia! p1b_415.036
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Nun sag, wer bin ich, daß du so bellst? p1b_415.038
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zu lieben, was du geliebt.
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