Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_419.001 p1b_419.003 Die Ratte die raschle so lange sie mag! &c. p1b_419.005 p1b_419.009Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, p1b_419.006 Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt p1b_419.007 Da pisperts und knisterts und flisperts und schwirrt. p1b_419.008 Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal &c. (Goethes Hochzeitlied.) p1b_419.010 Da hing ein Heimchen auf einem Halme, p1b_419.013 Die Beinchen gespreizt, als wollt es springen, p1b_419.014 Allein es sprang nicht: da war im Sprudeln p1b_419.015 Erfroren ein Quell, ein Frosch im Quaken p1b_419.016 Mit geblähten Blasen stecken geblieben; p1b_419.017 Da hielt eine Ameis ihr gelbliches Eichen p1b_419.018 Zärtlich am Zipfel mit sanften Zänglein p1b_419.019 Und wollt' entlaufen dem lauernden Laubmolch, p1b_419.020 Allein sie lief nicht; lüstern lugten p1b_419.021 Nach ihr die Augen des flinken Erbfeinds, p1b_419.022 Doch mitten im Fangsprung stand er gefesselt. &c. p1b_419.023 p1b_419.033Doch kaum berührte den bereiften Rasen p1b_419.024 Die Sohle Sigfrids - da zog ein Säuseln p1b_419.025 Durch alle Bäume; da beugten sich die Büsche, p1b_419.026 Da nickten die Blumen und nieder von den Blättern p1b_419.027 Tauten zur Tiefe die harten Krystalle. p1b_419.028 Da rauschten die Vögel auf raschem Fittich p1b_419.029 Mit fröhlichem Laut durch lauere Lüfte; p1b_419.030 Da suchte summend nach süßen Säften, p1b_419.031 Nach langem Darben, um die duftigen Dolden p1b_419.032 Der Fliedergebüsche die fleißige Biene &c. (W. Jordans Nibelunge I, 85.) p1b_419.034Die Ringe? - Spiele nicht mit mir. p1b_419.035(Lessing.) p1b_419.036Dringe tief zu Berges Klüften p1b_419.037 Wolken folge hoch zu Lüften, p1b_419.038 Muse ruft zu Bach und Thale p1b_419.039 Tausend abertausendmale &c. p1b_419.040 Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte, p1b_419.047 Welche Wonne gäb' mir dieser Blick! p1b_419.048 Und doch wenn ich, Lili, dich nicht liebte, p1b_419.049 Fänd' ich hier und fänd' ich dort mein Glück? (Goethe.) p1b_419.001 p1b_419.003 Die Ratte die raschle so lange sie mag! &c. p1b_419.005 p1b_419.009Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, p1b_419.006 Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt p1b_419.007 Da pisperts und knisterts und flisperts und schwirrt. p1b_419.008 Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal &c. 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Die Vorstellungen „hoch“ und „Wolke“, oder „Bach“ und „Thal“ <lb n="p1b_419.043"/> sind sich eben so verwandt als „schwanken“ und „wandeln“, weshalb man <lb n="p1b_419.044"/> dieses Beispiel als Probe der Assonanzen mit verwandten Vorstellungen geben <lb n="p1b_419.045"/> könnte, sofern man sich zu einer derartigen Einteilung entschließen wollte.)</p> <lb n="p1b_419.046"/> <lg> <l>Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte,</l> <lb n="p1b_419.047"/> <l>Welche Wonne gäb' mir dieser Blick!</l> <lb n="p1b_419.048"/> <l>Und doch wenn ich, Lili, dich nicht liebte,</l> <lb n="p1b_419.049"/> <l>Fänd' ich hier und fänd' ich dort mein Glück?</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Goethe.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [419/0453]
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losigkeit wird sie häufig gar nicht als beabsichtigte Assonanz empfunden, p1b_419.002
namentlich wenn sie sich wie eine Art Binnenreim einführt.
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Beispiele:
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Die Ratte die raschle so lange sie mag! &c. p1b_419.005
Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, p1b_419.006
Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt p1b_419.007
Da pisperts und knisterts und flisperts und schwirrt. p1b_419.008
Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal &c.
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(Goethes Hochzeitlied.)
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Diese Assonanzen sind onomatopoetische Assonanzen im eminenten Sinn p1b_419.011
(vgl. § 28, ferner § 138. 10).
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Da hing ein Heimchen auf einem Halme, p1b_419.013
Die Beinchen gespreizt, als wollt es springen, p1b_419.014
Allein es sprang nicht: da war im Sprudeln p1b_419.015
Erfroren ein Quell, ein Frosch im Quaken p1b_419.016
Mit geblähten Blasen stecken geblieben; p1b_419.017
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Zärtlich am Zipfel mit sanften Zänglein p1b_419.019
Und wollt' entlaufen dem lauernden Laubmolch, p1b_419.020
Allein sie lief nicht; lüstern lugten p1b_419.021
Nach ihr die Augen des flinken Erbfeinds, p1b_419.022
Doch mitten im Fangsprung stand er gefesselt. &c.
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Doch kaum berührte den bereiften Rasen p1b_419.024
Die Sohle Sigfrids ─ da zog ein Säuseln p1b_419.025
Durch alle Bäume; da beugten sich die Büsche, p1b_419.026
Da nickten die Blumen und nieder von den Blättern p1b_419.027
Tauten zur Tiefe die harten Krystalle. p1b_419.028
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Mit fröhlichem Laut durch lauere Lüfte; p1b_419.030
Da suchte summend nach süßen Säften, p1b_419.031
Nach langem Darben, um die duftigen Dolden p1b_419.032
Der Fliedergebüsche die fleißige Biene &c.
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(W. Jordans Nibelunge I, 85.)
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Die Ringe? ─ Spiele nicht mit mir.
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(Lessing.)
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Dringe tief zu Berges Klüften p1b_419.037
Wolken folge hoch zu Lüften, p1b_419.038
Muse ruft zu Bach und Thale p1b_419.039
Tausend abertausendmale &c.
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(Jn den vorstehenden kunstvollen Versen verbindet Goethe mit der Assonanz p1b_419.041
den Endreim. Verständnisvoll läßt er die Vokale i, o, u, a nacheinander p1b_419.042
assonieren. Die Vorstellungen „hoch“ und „Wolke“, oder „Bach“ und „Thal“ p1b_419.043
sind sich eben so verwandt als „schwanken“ und „wandeln“, weshalb man p1b_419.044
dieses Beispiel als Probe der Assonanzen mit verwandten Vorstellungen geben p1b_419.045
könnte, sofern man sich zu einer derartigen Einteilung entschließen wollte.)
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Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte, p1b_419.047
Welche Wonne gäb' mir dieser Blick! p1b_419.048
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Fänd' ich hier und fänd' ich dort mein Glück?
(Goethe.)
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