Ach das Thal noch kahl zumal,p1b_433.002 Weil noch licht, weil dicht noch nicht.p1b_433.003 Frühling thu dazu im Nu.(Rückert.)
p1b_433.004 9. Der Anfangsreim.
p1b_433.005 Er reimt die Anfangsworte der Verse, und zwar gepaart und p1b_433.006 gekreuzt.
p1b_433.007 Wie der Kettenreim und das Echo ist er selbst in der Hand des besseren p1b_433.008 Dichters eine Art Spielerei, da ja der Sinn am Anfang des Verses noch keinen p1b_433.009 Eindruck gewonnen haben kann. Die Aufmerksamkeit ist am Anfang auf das p1b_433.010 Kommende gerichtet, weshalb ein Ruhepunkt an der Spitze der Strophe hemmend p1b_433.011 empfunden werden muß.
p1b_433.012 Er tritt ebenso allein als in Verbindung mit dem Endreim auf.
p1b_433.013 Beispiele:
p1b_433.014 a. Gepaarte Anfangsreime.
p1b_433.015
Leben wollen sie, wie die Herrn,p1b_433.016 Geben wollen sie niemals gern.p1b_433.017 Alt und jung ist nicht beisammen,p1b_433.018 Kalt und warm macht keine Flammen.p1b_433.019 Rote Lippen lieben nichtp1b_433.020 Tote Farb' im Angesicht.
p1b_433.021 b. Gekreuzte und unterbrochene Anfangsreime.
p1b_433.022
a.
Da sackt man auf,p1b_433.023 Und brennt das Haus,p1b_433.024 Da packt man auf,p1b_433.025 Und rennt hinaus.(Goethe.)
p1b_433.026
b.
Zage nicht, wenn dich der grimme Tod will schrecken,p1b_433.027 Er erliegt dem, der ihn antritt ohne Zagen.p1b_433.028 Jage nicht das flücht'ge Reh des Weltgenusses;p1b_433.029 Denn es wird ein Leu und wird den Jäger jagen.(Rückert.)
p1b_433.030
g.
Gelungen ist mir, was noch keinem je gelang;p1b_433.031 Daß jedem Wünscher nun sein Wunsch gelinge!p1b_433.032 Verdungen hatt' ich mich um Lohn, den ich bedang,p1b_433.033 Allein die Liebste hielt nicht die Bedinge.p1b_433.034 Gedrungen war ihr nicht an's Herz, was mich durchdrang;p1b_433.035 Wer hofft, daß einen Stein ein Ach durchdringe?p1b_433.036 Umschlungen war ich, ohne daß ich selbst umschlang;p1b_433.037 Um meinen Geist war ihrer Locken Schlinge.p1b_433.038 Erklungen war mein Sein von ihrer Stimme Klang,p1b_433.039 Und zitterte, daß es mit ihr verklinge.
p1b_433.040 (Vgl. hierzu das Beispiel § 48. 2: "Was singt und sagt ihr" &c.)
p1b_433.041 c. Anfang und Schluß des Verses reimen:
p1b_433.042
a.
Schnaube, Winterwind, entlaubep1b_433.043 Nur die Zierden dieser Flur!p1b_433.044 Schmettre nieder und entblättrep1b_433.045 Doch, was dir will trotzen noch.
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d.
Ach das Thal noch kahl zumal,p1b_433.002 Weil noch licht, weil dicht noch nicht.p1b_433.003 Frühling thu dazu im Nu.(Rückert.)
p1b_433.004 9. Der Anfangsreim.
p1b_433.005 Er reimt die Anfangsworte der Verse, und zwar gepaart und p1b_433.006 gekreuzt.
p1b_433.007 Wie der Kettenreim und das Echo ist er selbst in der Hand des besseren p1b_433.008 Dichters eine Art Spielerei, da ja der Sinn am Anfang des Verses noch keinen p1b_433.009 Eindruck gewonnen haben kann. Die Aufmerksamkeit ist am Anfang auf das p1b_433.010 Kommende gerichtet, weshalb ein Ruhepunkt an der Spitze der Strophe hemmend p1b_433.011 empfunden werden muß.
p1b_433.012 Er tritt ebenso allein als in Verbindung mit dem Endreim auf.
p1b_433.013 Beispiele:
p1b_433.014 a. Gepaarte Anfangsreime.
p1b_433.015
Leben wollen sie, wie die Herrn,p1b_433.016 Geben wollen sie niemals gern.p1b_433.017 Alt und jung ist nicht beisammen,p1b_433.018 Kalt und warm macht keine Flammen.p1b_433.019 Rote Lippen lieben nichtp1b_433.020 Tote Farb' im Angesicht.
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α.
Da sackt man auf,p1b_433.023 Und brennt das Haus,p1b_433.024 Da packt man auf,p1b_433.025 Und rennt hinaus.(Goethe.)
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β.
Zage nicht, wenn dich der grimme Tod will schrecken,p1b_433.027 Er erliegt dem, der ihn antritt ohne Zagen.p1b_433.028 Jage nicht das flücht'ge Reh des Weltgenusses;p1b_433.029 Denn es wird ein Leu und wird den Jäger jagen.(Rückert.)
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γ.
Gelungen ist mir, was noch keinem je gelang;p1b_433.031 Daß jedem Wünscher nun sein Wunsch gelinge!p1b_433.032 Verdungen hatt' ich mich um Lohn, den ich bedang,p1b_433.033 Allein die Liebste hielt nicht die Bedinge.p1b_433.034 Gedrungen war ihr nicht an's Herz, was mich durchdrang;p1b_433.035 Wer hofft, daß einen Stein ein Ach durchdringe?p1b_433.036 Umschlungen war ich, ohne daß ich selbst umschlang;p1b_433.037 Um meinen Geist war ihrer Locken Schlinge.p1b_433.038 Erklungen war mein Sein von ihrer Stimme Klang,p1b_433.039 Und zitterte, daß es mit ihr verklinge.
p1b_433.040 (Vgl. hierzu das Beispiel § 48. 2: „Was singt und sagt ihr“ &c.)
p1b_433.041 c. Anfang und Schluß des Verses reimen:
p1b_433.042
α.
Schnaube, Winterwind, entlaubep1b_433.043 Nur die Zierden dieser Flur!p1b_433.044 Schmettre nieder und entblättrep1b_433.045 Doch, was dir will trotzen noch.
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Ach das Thal noch kahl zumal, p1b_433.002
Weil noch licht, weil dicht noch nicht. p1b_433.003
Frühling thu dazu im Nu.(Rückert.)
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Er reimt die Anfangsworte der Verse, und zwar gepaart und p1b_433.006
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Wie der Kettenreim und das Echo ist er selbst in der Hand des besseren p1b_433.008
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Er tritt ebenso allein als in Verbindung mit dem Endreim auf.
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p1b_433.014
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Da sackt man auf, p1b_433.023
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γ.
Gelungen ist mir, was noch keinem je gelang; p1b_433.031
Daß jedem Wünscher nun sein Wunsch gelinge! p1b_433.032
Verdungen hatt' ich mich um Lohn, den ich bedang, p1b_433.033
Allein die Liebste hielt nicht die Bedinge. p1b_433.034
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Wer hofft, daß einen Stein ein Ach durchdringe? p1b_433.036
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Um meinen Geist war ihrer Locken Schlinge. p1b_433.038
Erklungen war mein Sein von ihrer Stimme Klang, p1b_433.039
Und zitterte, daß es mit ihr verklinge.
p1b_433.040
(Vgl. hierzu das Beispiel § 48. 2: „Was singt und sagt ihr“ &c.)
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c. Anfang und Schluß des Verses reimen:
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α.
Schnaube, Winterwind, entlaube p1b_433.043
Nur die Zierden dieser Flur! p1b_433.044
Schmettre nieder und entblättre p1b_433.045
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/467>, abgerufen am 18.06.2024.
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