Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_442.001 Die Hexe beißt wie ein wilder Bär, - p1b_442.002 (Hei, &c.) p1b_442.003 Und wen sie packet, der naht nicht mehr; - p1b_442.004 Und Thymian &c. p1b_442.005 Ein Teufelchen schreit in tiefster Not: - p1b_442.006 (Hei, &c.) p1b_442.007 "Hilf, Herr! sie kratzt uns alle noch tot!" p1b_442.008 Und Thymian &c. p1b_442.009 Der Teufel schwört beim Schwefelfluß, - p1b_442.010 (Hei, &c.) p1b_442.011 Solch' Weib sei gar eine harte Nuß; - p1b_442.012 Und Thymian &c. p1b_442.013 Der Teufel schwört bei Pulver und Blei, p1b_442.014 (Hei, &c.) p1b_442.015 Jhn freu' es, daß er noch ledig sei; - p1b_442.016 Und Thymian &c. p1b_442.017 Da steckt er wieder die Hex in den Sack, - p1b_442.018 (Hei, &c.) p1b_442.019 Und trägt zu dem Bauer sie huckepack; - p1b_442.020 Und Thymian &c. p1b_442.021 "Lang' bin ich Teufel, wie Jeder weiß: - p1b_442.022 (Hei, Thymian keimet und Raute sprießt!) p1b_442.023 Ein Weib erst macht' die Hölle mir heiß!" - p1b_442.024 Und Thymian welket und Raute schießt. p1b_442.025 p1b_442.026 Vers 1.Waffenbruder sprach zum Waffenbruder sein: p1b_442.031 p1b_442.034So freudevoll - p1b_442.032 "Gieb mir klein Christel, dein Schwesterlein!" p1b_442.033 Es steht nach ihr mein Verlangen. Vers 2."Klein Christel ist klein, sie ist jung noch sehr, p1b_442.035 p1b_442.038So freudevoll - p1b_442.036 Sie kann nicht tragen die Goldkrone schwer!" p1b_442.037 Es steht nach ihr mein Verlangen. &c. Vers 9.Am Pfingstfest war's, als die Bitte sie bat, p1b_442.039 p1b_442.042So leidevoll - p1b_442.040 Am Mitsommerfest ward gegraben ihr Grab. p1b_442.041 Es steht nach ihr mein Verlangen. Vers 10.Sie trugen die Leiche den Strom entlang, p1b_442.043
So leidevoll - p1b_442.044 Gottes Engelein folgten selbst mit Gesang. p1b_442.045 Es steht nach ihr mein Verlangen. &c. p1b_442.001 Die Hexe beißt wie ein wilder Bär, ─ p1b_442.002 (Hei, &c.) p1b_442.003 Und wen sie packet, der naht nicht mehr; ─ p1b_442.004 Und Thymian &c. p1b_442.005 Ein Teufelchen schreit in tiefster Not: ─ p1b_442.006 (Hei, &c.) p1b_442.007 „Hilf, Herr! sie kratzt uns alle noch tot!“ p1b_442.008 Und Thymian &c. p1b_442.009 Der Teufel schwört beim Schwefelfluß, ─ p1b_442.010 (Hei, &c.) p1b_442.011 Solch' Weib sei gar eine harte Nuß; ─ p1b_442.012 Und Thymian &c. p1b_442.013 Der Teufel schwört bei Pulver und Blei, p1b_442.014 (Hei, &c.) p1b_442.015 Jhn freu' es, daß er noch ledig sei; ─ p1b_442.016 Und Thymian &c. p1b_442.017 Da steckt er wieder die Hex in den Sack, ─ p1b_442.018 (Hei, &c.) p1b_442.019 Und trägt zu dem Bauer sie huckepack; ─ p1b_442.020 Und Thymian &c. p1b_442.021 „Lang' bin ich Teufel, wie Jeder weiß: ─ p1b_442.022 (Hei, Thymian keimet und Raute sprießt!) p1b_442.023 Ein Weib erst macht' die Hölle mir heiß!“ ─ p1b_442.024 Und Thymian welket und Raute schießt. p1b_442.025 p1b_442.026 Vers 1.Waffenbruder sprach zum Waffenbruder sein: p1b_442.031 p1b_442.034So freudevoll ─ p1b_442.032 „Gieb mir klein Christel, dein Schwesterlein!“ p1b_442.033 Es steht nach ihr mein Verlangen. Vers 2.„Klein Christel ist klein, sie ist jung noch sehr, p1b_442.035 p1b_442.038So freudevoll ─ p1b_442.036 Sie kann nicht tragen die Goldkrone schwer!“ p1b_442.037 Es steht nach ihr mein Verlangen. &c. Vers 9.Am Pfingstfest war's, als die Bitte sie bat, p1b_442.039 p1b_442.042So leidevoll ─ p1b_442.040 Am Mitsommerfest ward gegraben ihr Grab. p1b_442.041 Es steht nach ihr mein Verlangen. Vers 10.Sie trugen die Leiche den Strom entlang, p1b_442.043
So leidevoll ─ p1b_442.044 Gottes Engelein folgten selbst mit Gesang. p1b_442.045 Es steht nach ihr mein Verlangen. &c. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <pb facs="#f0476" n="442"/> <lb n="p1b_442.001"/> <lg> <l> Die Hexe beißt wie ein wilder Bär, ─</l> <lb n="p1b_442.002"/> <l>(Hei, &c.)</l> <lb n="p1b_442.003"/> <l>Und wen sie packet, der naht nicht mehr; ─</l> <lb n="p1b_442.004"/> <l>Und Thymian &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_442.005"/> <l> Ein Teufelchen schreit in tiefster Not: ─</l> <lb n="p1b_442.006"/> <l>(Hei, &c.)</l> <lb n="p1b_442.007"/> <l>„Hilf, Herr! sie kratzt uns alle noch tot!“</l> <lb n="p1b_442.008"/> <l>Und Thymian &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_442.009"/> <l> Der Teufel schwört beim Schwefelfluß, ─</l> <lb n="p1b_442.010"/> <l>(Hei, &c.)</l> <lb n="p1b_442.011"/> <l>Solch' Weib sei gar eine harte Nuß; ─</l> <lb n="p1b_442.012"/> <l>Und Thymian &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_442.013"/> <l> Der Teufel schwört bei Pulver und Blei,</l> <lb n="p1b_442.014"/> <l>(Hei, &c.)</l> <lb n="p1b_442.015"/> <l>Jhn freu' es, daß er noch ledig sei; ─</l> <lb n="p1b_442.016"/> <l>Und Thymian &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_442.017"/> <l> Da steckt er wieder die Hex in den Sack, ─</l> <lb n="p1b_442.018"/> <l>(Hei, &c.)</l> <lb n="p1b_442.019"/> <l>Und trägt zu dem Bauer sie huckepack; ─</l> <lb n="p1b_442.020"/> <l>Und Thymian &c. </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_442.021"/> <l> „Lang' bin ich Teufel, wie Jeder weiß: ─</l> <lb n="p1b_442.022"/> <l>(Hei, Thymian keimet und Raute sprießt!)</l> <lb n="p1b_442.023"/> <l>Ein Weib erst macht' die Hölle mir heiß!“ ─</l> <lb n="p1b_442.024"/> <l> <hi rendition="#g">Und Thymian welket und Raute schießt.</hi> </l> </lg> </div> <div n="5"> <p><lb n="p1b_442.025"/><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Feste und flüssige Kehrreimsformen.</hi></p> <p><lb n="p1b_442.026"/> Jn den nachfolgenden Strophen ist der Kehrreim: „<hi rendition="#g">so freudevoll</hi> ─ <lb n="p1b_442.027"/> <hi rendition="#g">so leidevoll</hi>“ gegenüber dem unveränderlich durch das ganze Gedicht hindurchgehenden <lb n="p1b_442.028"/> <hi rendition="#g">festen</hi> Schlußkehrreim: „<hi rendition="#g">es steht nach ihr mein Verlangen</hi>“ <lb n="p1b_442.029"/> <hi rendition="#g">flüssig,</hi> da er sich nicht durch das ganze Gedicht hindurch behauptet.</p> <lb n="p1b_442.030"/> <lg> <l n="1.">Waffenbruder sprach zum Waffenbruder sein:</l> <lb n="p1b_442.031"/> <l><hi rendition="#g">So freudevoll</hi> ─</l> <lb n="p1b_442.032"/> <l>„Gieb mir klein Christel, dein Schwesterlein!“</l> <lb n="p1b_442.033"/> <l> <hi rendition="#g">Es steht nach ihr mein Verlangen.</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_442.034"/> <lg> <l n="2.">„Klein Christel ist klein, sie ist jung noch sehr,</l> <lb n="p1b_442.035"/> <l><hi rendition="#g">So freudevoll</hi> ─</l> <lb n="p1b_442.036"/> <l>Sie kann nicht tragen die Goldkrone schwer!“</l> <lb n="p1b_442.037"/> <l><hi rendition="#g">Es steht nach ihr mein Verlangen.</hi> &c. </l> </lg> <lb n="p1b_442.038"/> <lg> <l n="9.">Am Pfingstfest war's, als die Bitte sie bat,</l> <lb n="p1b_442.039"/> <l><hi rendition="#g">So leidevoll</hi> ─</l> <lb n="p1b_442.040"/> <l>Am Mitsommerfest ward gegraben ihr Grab.</l> <lb n="p1b_442.041"/> <l> <hi rendition="#g">Es steht nach ihr mein Verlangen.</hi> </l> </lg> <lb n="p1b_442.042"/> <lg> <l n="10.">Sie trugen die Leiche den Strom entlang,</l> <lb n="p1b_442.043"/> <l><hi rendition="#g">So leidevoll</hi> ─</l> <lb n="p1b_442.044"/> <l>Gottes Engelein folgten selbst mit Gesang.</l> <lb n="p1b_442.045"/> <l><hi rendition="#g">Es steht nach ihr mein Verlangen.</hi> &c.</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [442/0476]
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Die Hexe beißt wie ein wilder Bär, ─ p1b_442.002
(Hei, &c.) p1b_442.003
Und wen sie packet, der naht nicht mehr; ─ p1b_442.004
Und Thymian &c.
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Ein Teufelchen schreit in tiefster Not: ─ p1b_442.006
(Hei, &c.) p1b_442.007
„Hilf, Herr! sie kratzt uns alle noch tot!“ p1b_442.008
Und Thymian &c.
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Der Teufel schwört beim Schwefelfluß, ─ p1b_442.010
(Hei, &c.) p1b_442.011
Solch' Weib sei gar eine harte Nuß; ─ p1b_442.012
Und Thymian &c.
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Der Teufel schwört bei Pulver und Blei, p1b_442.014
(Hei, &c.) p1b_442.015
Jhn freu' es, daß er noch ledig sei; ─ p1b_442.016
Und Thymian &c.
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Da steckt er wieder die Hex in den Sack, ─ p1b_442.018
(Hei, &c.) p1b_442.019
Und trägt zu dem Bauer sie huckepack; ─ p1b_442.020
Und Thymian &c.
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„Lang' bin ich Teufel, wie Jeder weiß: ─ p1b_442.022
(Hei, Thymian keimet und Raute sprießt!) p1b_442.023
Ein Weib erst macht' die Hölle mir heiß!“ ─ p1b_442.024
Und Thymian welket und Raute schießt.
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b. Feste und flüssige Kehrreimsformen.
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Jn den nachfolgenden Strophen ist der Kehrreim: „so freudevoll ─ p1b_442.027
so leidevoll“ gegenüber dem unveränderlich durch das ganze Gedicht hindurchgehenden p1b_442.028
festen Schlußkehrreim: „es steht nach ihr mein Verlangen“ p1b_442.029
flüssig, da er sich nicht durch das ganze Gedicht hindurch behauptet.
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Waffenbruder sprach zum Waffenbruder sein: p1b_442.031
So freudevoll ─ p1b_442.032
„Gieb mir klein Christel, dein Schwesterlein!“ p1b_442.033
Es steht nach ihr mein Verlangen.
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Sie kann nicht tragen die Goldkrone schwer!“ p1b_442.037
Es steht nach ihr mein Verlangen. &c.
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So leidevoll ─ p1b_442.040
Am Mitsommerfest ward gegraben ihr Grab. p1b_442.041
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Sie trugen die Leiche den Strom entlang, p1b_442.043
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Gottes Engelein folgten selbst mit Gesang. p1b_442.045
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