Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_447.001 Hier ist des Stromes Mutterhaus, p1b_447.002 Jch trink ihn frisch vom Stein heraus; p1b_447.003 Er braust vom Fels in wildem Lauf, p1b_447.004 Jch fang ihn mit den Armen auf; p1b_447.005 Jch bin der Knab' vom Berge! p1b_447.006 p1b_447.007 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen. p1b_447.013 Nun zeig' in deinem Glanz dich, schöne Welt! p1b_447.014 Jm rechten Licht zeig' ihm dich unverstellt, p1b_447.015 Daß er zu dir mag fassen ein Vertrauen! p1b_447.016 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen p1b_447.017 Jm Spiegel, den ihm meine Liebe hält. p1b_447.018 Entrollt euch seinen Blicken, Stadt und Feld. p1b_447.019 Zeuch ihm vorüber, Land mit deinen Gauen! p1b_447.020 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen, p1b_447.021 Wie sein erobert Land beschaut ein Held; p1b_447.022 Und wie es dar sich seinen Augen stellt, p1b_447.023 Verfügt er drüber mit dem Wink der Brauen u. s. w. p1b_447.024 Um Mitternacht p1b_447.027 Hab' ich gewacht p1b_447.028 Und aufgeblickt zum Himmel; p1b_447.029 Kein Stern vom Sterngewimmel p1b_447.030 Hat mir gelacht p1b_447.031 Um Mitternacht. p1b_447.032 Um Mitternacht p1b_447.033 Hab' ich gedacht p1b_447.034 Hinaus in dunkle Schranken; p1b_447.035 Es hat kein Lichtgedanken p1b_447.036 Mir Trost gebracht p1b_447.037 Um Mitternacht u. s. w. p1b_447.038 Rose, Meer und Sonne p1b_447.041 Sind ein Bild der Liebsten mein, p1b_447.042 Die mit ihrer Wonne p1b_447.043 Faßt mein ganzes Leben ein. p1b_447.044
Aller Glanz, ergossen, p1b_447.045 Aller Tau der Frühlingsflur, p1b_447.046 Liegt vereint beschlossen p1b_447.047 Jn dem Kelch der Rose nur. p1b_447.001 Hier ist des Stromes Mutterhaus, p1b_447.002 Jch trink ihn frisch vom Stein heraus; p1b_447.003 Er braust vom Fels in wildem Lauf, p1b_447.004 Jch fang ihn mit den Armen auf; p1b_447.005 Jch bin der Knab' vom Berge! p1b_447.006 p1b_447.007 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen. p1b_447.013 Nun zeig' in deinem Glanz dich, schöne Welt! p1b_447.014 Jm rechten Licht zeig' ihm dich unverstellt, p1b_447.015 Daß er zu dir mag fassen ein Vertrauen! p1b_447.016 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen p1b_447.017 Jm Spiegel, den ihm meine Liebe hält. p1b_447.018 Entrollt euch seinen Blicken, Stadt und Feld. p1b_447.019 Zeuch ihm vorüber, Land mit deinen Gauen! p1b_447.020 Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen, p1b_447.021 Wie sein erobert Land beschaut ein Held; p1b_447.022 Und wie es dar sich seinen Augen stellt, p1b_447.023 Verfügt er drüber mit dem Wink der Brauen u. s. w. p1b_447.024 Um Mitternacht p1b_447.027 Hab' ich gewacht p1b_447.028 Und aufgeblickt zum Himmel; p1b_447.029 Kein Stern vom Sterngewimmel p1b_447.030 Hat mir gelacht p1b_447.031 Um Mitternacht. p1b_447.032 Um Mitternacht p1b_447.033 Hab' ich gedacht p1b_447.034 Hinaus in dunkle Schranken; p1b_447.035 Es hat kein Lichtgedanken p1b_447.036 Mir Trost gebracht p1b_447.037 Um Mitternacht u. s. w. p1b_447.038 Rose, Meer und Sonne p1b_447.041 Sind ein Bild der Liebsten mein, p1b_447.042 Die mit ihrer Wonne p1b_447.043 Faßt mein ganzes Leben ein. p1b_447.044
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Hier ist des Stromes Mutterhaus, p1b_447.002
Jch trink ihn frisch vom Stein heraus; p1b_447.003
Er braust vom Fels in wildem Lauf, p1b_447.004
Jch fang ihn mit den Armen auf; p1b_447.005
Jch bin der Knab' vom Berge!
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g. Rückertscher Kehrreim.
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Mehr als Goethe, Uhland u. A. hat Rückert, der sprachgewandte Meister p1b_447.008
der Form, den Kehrreim in den verschiedensten Formen anzuwenden verstanden, p1b_447.009
wobei wir freilich an vielen seiner Kehrreime die lyrische Kraft und p1b_447.010
Unmittelbarkeit des Volksliederrefrains vermissen. Jn folgendem Liede (Ges.= p1b_447.011
Ausg. I. 414) macht er den Anfangsvers zum Kehrreim:
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Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen. p1b_447.013
Nun zeig' in deinem Glanz dich, schöne Welt! p1b_447.014
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Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen p1b_447.017
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Zeuch ihm vorüber, Land mit deinen Gauen!
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Mein Liebster geht, die Welt sich zu beschauen, p1b_447.021
Wie sein erobert Land beschaut ein Held; p1b_447.022
Und wie es dar sich seinen Augen stellt, p1b_447.023
Verfügt er drüber mit dem Wink der Brauen u. s. w.
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Jm Gedicht „Um Mitternacht“ sind Anfangsvers und Schlußvers als p1b_447.025
Kehrreim benützt:
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Um Mitternacht p1b_447.027
Hab' ich gewacht p1b_447.028
Und aufgeblickt zum Himmel; p1b_447.029
Kein Stern vom Sterngewimmel p1b_447.030
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Um Mitternacht.
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Um Mitternacht p1b_447.033
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Um Mitternacht u. s. w.
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Eine ganze Strophe benützt der Dichter als Kehrstrophe im folgenden p1b_447.039
Gedicht des Liebesfrühlings:
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Rose, Meer und Sonne p1b_447.041
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Jn dem Kelch der Rose nur.
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