Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_448.001 Alle Farben ringen, p1b_448.002 Alle Düft' im Lenzgefild, p1b_448.003 Um hervorzubringen p1b_448.004 Jm Verein der Rose Bild. p1b_448.005 Rose, Meer und Sonne p1b_448.006 Sind ein Bild der Liebsten mein, p1b_448.007 Die mit ihrer Wonne p1b_448.008 Faßt mein ganzes Leben ein u. s. w. p1b_448.009 Jn mildem, lauem Klima, p1b_448.012 Wie eines waltet unter p1b_448.013 Jtaliens Sonne, oder p1b_448.014 Auf Raphaels Gemälden, p1b_448.015 Gedeihn nur solche Knospen p1b_448.016 Von Schönheit, wie ihr waret, p1b_448.017 Zu völliger Entwicklung, p1b_448.018 Ohn' Abbruch und Verkrüpplung, p1b_448.019 Wie werdet ihr gedeihen, p1b_448.020 Dacht ich hier voll Besorgnis, p1b_448.021 Jn wildem rauhem Klima? p1b_448.022 Jn wildem rauhem Klima, p1b_448.023 Wie wird der reine Spiegel p1b_448.024 Der Anmut bald sich trüben, p1b_448.025 Der Blütendrang der Knospen p1b_448.026 Sich im Aufbrechen stumpfen, p1b_448.027 Verschrumpfen und verdumpfen! p1b_448.028 Darum seid ihr, o weh mir, p1b_448.029 Heil euch, ihr seid gegangen p1b_448.030 Und blühet nun im Himmel, p1b_448.031 Und blüht in meinem Liede; p1b_448.032 Jhr blühet hier und dorten p1b_448.033 Jn mildem lauem Klima. p1b_448.034 p1b_448.041 O wie ruft die Trommel so laut! p1b_448.044 p1b_448.051Wie die Trommel ruft in's Feld, p1b_448.045 Hab' ich rasch mich dargestellt, p1b_448.046 Alles andre, hoch und tief, p1b_448.047 Nicht gehört, was sonst mich rief, p1b_448.048 Gar danach nicht umgeschaut; p1b_448.049 Denn die Trommel, p1b_448.050 Denn die Trommel, sie ruft so laut u. s. w. (Rückerts Ges.=Ausg. I. 230.) p1b_448.001 Alle Farben ringen, p1b_448.002 Alle Düft' im Lenzgefild, p1b_448.003 Um hervorzubringen p1b_448.004 Jm Verein der Rose Bild. p1b_448.005 Rose, Meer und Sonne p1b_448.006 Sind ein Bild der Liebsten mein, p1b_448.007 Die mit ihrer Wonne p1b_448.008 Faßt mein ganzes Leben ein u. s. w. p1b_448.009 Jn mildem, lauem Klima, p1b_448.012 Wie eines waltet unter p1b_448.013 Jtaliens Sonne, oder p1b_448.014 Auf Raphaels Gemälden, p1b_448.015 Gedeihn nur solche Knospen p1b_448.016 Von Schönheit, wie ihr waret, p1b_448.017 Zu völliger Entwicklung, p1b_448.018 Ohn' Abbruch und Verkrüpplung, p1b_448.019 Wie werdet ihr gedeihen, p1b_448.020 Dacht ich hier voll Besorgnis, p1b_448.021 Jn wildem rauhem Klima? p1b_448.022 Jn wildem rauhem Klima, p1b_448.023 Wie wird der reine Spiegel p1b_448.024 Der Anmut bald sich trüben, p1b_448.025 Der Blütendrang der Knospen p1b_448.026 Sich im Aufbrechen stumpfen, p1b_448.027 Verschrumpfen und verdumpfen! p1b_448.028 Darum seid ihr, o weh mir, p1b_448.029 Heil euch, ihr seid gegangen p1b_448.030 Und blühet nun im Himmel, p1b_448.031 Und blüht in meinem Liede; p1b_448.032 Jhr blühet hier und dorten p1b_448.033 Jn mildem lauem Klima. p1b_448.034 p1b_448.041 O wie ruft die Trommel so laut! p1b_448.044 p1b_448.051Wie die Trommel ruft in's Feld, p1b_448.045 Hab' ich rasch mich dargestellt, p1b_448.046 Alles andre, hoch und tief, p1b_448.047 Nicht gehört, was sonst mich rief, p1b_448.048 Gar danach nicht umgeschaut; p1b_448.049 Denn die Trommel, p1b_448.050 Denn die Trommel, sie ruft so laut u. s. w. 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Durch die der Refrainstrophe <lb n="p1b_448.036"/> (Als ich Abschied nahm) bei ihrem zweiten Auftreten eingeschaltete <lb n="p1b_448.037"/> Zeile (War die Welt mir voll so sehr) wird der Sinn der ersten Refrainstrophe <lb n="p1b_448.038"/> flüssig gemacht. Aber bei der Schlußwiederholung erscheint die Strophe <lb n="p1b_448.039"/> in ihrer ursprünglichen Form, wodurch derselben eben die vollste lyrische Kraft <lb n="p1b_448.040"/> verliehen ist.</p> <p><lb n="p1b_448.041"/> Ergreifend und begeisternd wirkt der Kehrreim am Anfang und am Schluß <lb n="p1b_448.042"/> der Strophe im Lied: „Das ruft so laut.“</p> <lb n="p1b_448.043"/> <lg> <l>O <hi rendition="#g">wie ruft die Trommel so laut!</hi></l> <lb n="p1b_448.044"/> <l>Wie die Trommel ruft in's Feld,</l> <lb n="p1b_448.045"/> <l>Hab' ich rasch mich dargestellt,</l> <lb n="p1b_448.046"/> <l>Alles andre, hoch und tief,</l> <lb n="p1b_448.047"/> <l>Nicht gehört, was sonst mich rief,</l> <lb n="p1b_448.048"/> <l>Gar danach nicht umgeschaut;</l> <lb n="p1b_448.049"/> <l> <hi rendition="#g">Denn die Trommel,</hi> </l> <lb n="p1b_448.050"/> <l><hi rendition="#g">Denn die Trommel, sie ruft so laut</hi> u. s. w.</l> </lg> <lb n="p1b_448.051"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Ges.=Ausg. <hi rendition="#aq">I</hi>. 230.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [448/0482]
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Ein schönes inniges Gedicht in den Kindertotenliedern Rückerts zeigt uns p1b_448.010
die Vereinigung des flüssigen und feststehenden Kehrreims:
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Jn noch glücklicherer Weise hat der Dichter den dialektischen Strophenkehrreim p1b_448.035
im Gedicht: Aus der Jugendzeit benützt. Durch die der Refrainstrophe p1b_448.036
(Als ich Abschied nahm) bei ihrem zweiten Auftreten eingeschaltete p1b_448.037
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verliehen ist.
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Ergreifend und begeisternd wirkt der Kehrreim am Anfang und am Schluß p1b_448.042
der Strophe im Lied: „Das ruft so laut.“
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