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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Du arme Daphne! Tausend pflücken p1b_472.002
Nun Kränze sich p1b_472.003
Von deinen Haaren, sich zu schmücken! p1b_472.004
Du dauerst mich! -

(Hölty.)

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(Die inhaltlosen Reime sich und mich verdrängen die Wirkung der p1b_472.006
bedeutenderen Wörter Kränze und dauern und verstoßen so gegen den p1b_472.007
Wohllaut.)

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c.

Siehst du das Blut, o Rhein, p1b_472.009
Das meine Füße rötet? p1b_472.010
Vom Opfer ists, das ein p1b_472.011
Äthiope mir getötet.(Freiligrath.)
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d.

Es war ein Klang drin gleich den Tönen eines p1b_472.013
Schilds, der im Wind den Ast schlägt, dran er hanget.
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(Freiligrath.)

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e.

Bis das Gespann urplötzlich wieder seinen p1b_472.016
Huf klirrend auf das Pflaster setzt &c.(Freiligrath.)
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f.

Und dann legt' er froh sich nieder, p1b_472.018
Schlief getröstet ein, p1b_472.019
Still sich freuend, wenn es wieder p1b_472.020
Morgen würde sein.

(Schiller.)

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g.

Wir haben gewohnt in Frieden p1b_472.022
Zu Hamburg in der Stadt, p1b_472.023
Bis uns daraus vertrieben p1b_472.024
Ein fremder Wütrich hat.(Rückert.)
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h.

Diese Gottesharfe, die p1b_472.026
Dies mein Herz mit sich versöhnet, p1b_472.027
Jhm mit ew'ger Melodie p1b_472.028
Liebe, Liebe, Liebe tönet.

(Rückert.)

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2. Der Wohlklang verbietet Konsonantenzusammensetzungen, p1b_472.030
wie stand'st, sandt'st, trompet't
u. s. w.

p1b_472.031
Er gab Pardon und ein Bankett, p1b_472.032
Den Weibern zu gefallen. p1b_472.033
Da ward gegeigt, da ward trompet't p1b_472.034
Und durchgetanzt mit Allen.

(Bürger.)

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3. Der Wohlklang verlangt Abwechslung der Reime, was nicht p1b_472.036
Beschaffenheit und Geschlecht des Reimworts betrifft (also männliche zwischen p1b_472.037
weibliche Reime). Es ist ermüdend, ganze Gedichte auf keit und ung, Liebe p1b_472.038
und Triebe, Herz und Schmerz gereimt zu sehen. Triviale Reime sind p1b_472.039
ohnehin nur in Verbindung zu gebrauchen; z. B. Weltschmerz, Eisenherz.

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4. Der Wohlklang verbietet unnatürliches Schrauben der Wortfolge, Verstümmelung p1b_472.041
der Wörter, Provinzialismen, Fremdwörter &c.

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Beispiele:

p1b_472.043

a.

Nicht, wo er war geboren, p1b_472.044
Hat dürfen sterben er.
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(Rückert, Die Gräber zu Ottensen.)

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b.

Du arme Daphne! Tausend pflücken p1b_472.002
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Von deinen Haaren, sich zu schmücken! p1b_472.004
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(Hölty.)

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(Die inhaltlosen Reime sich und mich verdrängen die Wirkung der p1b_472.006
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/506>, abgerufen am 22.11.2024.