Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_500.001 p1b_500.002 p1b_500.005 Es war das Kloster Grabow im Lande Usedom, p1b_500.007 Das nährte Gott vorzeiten aus seiner Gnade Strom. p1b_500.008 Sie hätten sich sollen begnügen. p1b_500.009 Es schwammen an der Küste, daß es die Nahrung sei p1b_500.010 Den Mönchen in dem Kloster, jährlich zwei Fisch' herbei. p1b_500.011 Sie hätten sich sollen begnügen. p1b_500.012 p1b_500.015Zwei Störe, groß gewaltig; dabei war das Gesetz, p1b_500.013 Daß jährlich sie den einen fingen davon im Netz. p1b_500.014 Sie hätten sich sollen begnügen. u. s. w. (Rückert.) p1b_500.016 p1b_500.019 p1b_500.020 p1b_500.024 Formen der Zeilenverschiedenheit. p1b_500.027 p1b_500.028 Da sprach der junge Erek: "das geht an unsern Leib, p1b_500.030 p1b_500.033Es sei denn, daß die Schwester wünrde Sigurds Weib; p1b_500.031 Doch mocht ich des entraten. Es münßt' im Eis vergehn p1b_500.032 Traurig unser Roslein." "Das soll, sprach Alf, niemals geschehn." (Geibel, König Sigurds Brautfahrt.) p1b_500.034 Jm Elsaß wohnt' ein Grafe, von Hohenburg genannt, p1b_500.036 p1b_500.039Durch Macht und großen Reichtum im ganzen Land bekannt: p1b_500.037 Er hatte, was er mochte, Schlosser, Wänlder, Knappen und Roß, p1b_500.038 Auch eine schöne Hausfrau hatt' er auf seinem Schloß. (Rückert, Ottilie.) p1b_500.001 p1b_500.002 p1b_500.005 Es war das Kloster Grabow im Lande Usedom, p1b_500.007 Das nährte Gott vorzeiten aus seiner Gnade Strom. p1b_500.008 Sie hätten sich sollen begnügen. p1b_500.009 Es schwammen an der Küste, daß es die Nahrung sei p1b_500.010 Den Mönchen in dem Kloster, jährlich zwei Fisch' herbei. p1b_500.011 Sie hätten sich sollen begnügen. p1b_500.012 p1b_500.015Zwei Störe, groß gewaltig; dabei war das Gesetz, p1b_500.013 Daß jährlich sie den einen fingen davon im Netz. p1b_500.014 Sie hätten sich sollen begnügen. u. s. w. (Rückert.) p1b_500.016 p1b_500.019 p1b_500.020 p1b_500.024 Formen der Zeilenverschiedenheit. p1b_500.027 p1b_500.028 Da sprāch der jūnge Ērek: „das gēht an ūnsern Lēib, p1b_500.030 p1b_500.033Es sēi denn, dāß die Schwēster wǖrde Sīgurds Wēib; p1b_500.031 Doch mȫcht ich dēs entrāten. Es mǖßt' im Eīs vergēhn p1b_500.032 Traūrig ūnser Rȫslein.“ „Das sōll, sprach Ālf, niemāls geschēhn.“ (Geibel, König Sigurds Brautfahrt.) p1b_500.034 Jm Elsaß wohnt' ein Grafe, von Hohenburg genannt, p1b_500.036 p1b_500.039Durch Macht und großen Reichtum im ganzen Land bekannt: p1b_500.037 Er hātte, wās er mōchte, Schlȫsser, Wǟlder, Knāppen und Rōß, p1b_500.038 Auch eine schöne Hausfrau hatt' er auf seinem Schloß. (Rückert, Ottilie.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0534" n="500"/> <div n="4"> <p><lb n="p1b_500.001"/><hi rendition="#aq">I</hi>. Der Refrain für Strophenteilung.</p> <p><lb n="p1b_500.002"/> Der Schluß-Refrain erfüllt den ästhetischen Zweck, der Strophe <lb n="p1b_500.003"/> einen wahrnehmbaren kräftigen Abschluß zu geben, so daß auch beim <lb n="p1b_500.004"/> Vortrage das Ende derselben bemerklich wird.</p> <p> <lb n="p1b_500.005"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_500.006"/> <lg> <l>Es war das Kloster Grabow im Lande Usedom,</l> <lb n="p1b_500.007"/> <l>Das nährte Gott vorzeiten aus seiner Gnade Strom.</l> <lb n="p1b_500.008"/> <l> <hi rendition="#g">Sie hätten sich sollen begnügen.</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_500.009"/> <l>Es schwammen an der Küste, daß es die Nahrung sei</l> <lb n="p1b_500.010"/> <l>Den Mönchen in dem Kloster, jährlich zwei Fisch' herbei.</l> <lb n="p1b_500.011"/> <l> <hi rendition="#g">Sie hätten sich sollen begnügen.</hi> </l> </lg> <lg> <lb n="p1b_500.012"/> <l>Zwei Störe, groß gewaltig; dabei war das Gesetz,</l> <lb n="p1b_500.013"/> <l>Daß jährlich sie den einen fingen davon im Netz.</l> <lb n="p1b_500.014"/> <l><hi rendition="#g">Sie hätten sich sollen begnügen.</hi> u. s. w.</l> </lg> <lb n="p1b_500.015"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_500.016"/> Für den Nachweis, daß auch die übrigen Arten des Refrains als strophisches <lb n="p1b_500.017"/> Charakteristikum verwertet werden können, vgl. man die Beispiele unter <lb n="p1b_500.018"/> Refrain § 138. 14. S. 439 ff.</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_500.019"/><hi rendition="#aq">II</hi>. Zeilenverschiedenheit als strophisches Charakteristikum.</p> <p><lb n="p1b_500.020"/> Die Verlängerung oder Verkürzung einer oder mehrerer Zeilen <lb n="p1b_500.021"/> innerhalb der Strophen ergiebt einen erheblichen Reichtum an äußerlich <lb n="p1b_500.022"/> schönen Strophen, die durch größere oder geringere Verwendung <lb n="p1b_500.023"/> und Verbreitung größeres oder geringeres Ansehen sich erworben haben.</p> <p><lb n="p1b_500.024"/> Jch erwähne beispielsweise die alte Nibelungenstrophe, bei welcher die <lb n="p1b_500.025"/> vierte, in seltenen Fällen die dritte Verszeile verlängert wurde (§ 190).</p> <lb n="p1b_500.026"/> <p> <hi rendition="#c">Formen der Zeilenverschiedenheit.</hi> </p> <p><lb n="p1b_500.027"/> 1. <hi rendition="#g">Verlängerung einer Zeile.</hi></p> <p><lb n="p1b_500.028"/><hi rendition="#aq">a</hi>. 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I. Der Refrain für Strophenteilung.
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Der Schluß-Refrain erfüllt den ästhetischen Zweck, der Strophe p1b_500.003
einen wahrnehmbaren kräftigen Abschluß zu geben, so daß auch beim p1b_500.004
Vortrage das Ende derselben bemerklich wird.
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Beispiele:
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Es war das Kloster Grabow im Lande Usedom, p1b_500.007
Das nährte Gott vorzeiten aus seiner Gnade Strom. p1b_500.008
Sie hätten sich sollen begnügen.
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Es schwammen an der Küste, daß es die Nahrung sei p1b_500.010
Den Mönchen in dem Kloster, jährlich zwei Fisch' herbei. p1b_500.011
Sie hätten sich sollen begnügen.
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Zwei Störe, groß gewaltig; dabei war das Gesetz, p1b_500.013
Daß jährlich sie den einen fingen davon im Netz. p1b_500.014
Sie hätten sich sollen begnügen. u. s. w.
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(Rückert.)
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Für den Nachweis, daß auch die übrigen Arten des Refrains als strophisches p1b_500.017
Charakteristikum verwertet werden können, vgl. man die Beispiele unter p1b_500.018
Refrain § 138. 14. S. 439 ff.
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II. Zeilenverschiedenheit als strophisches Charakteristikum.
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Die Verlängerung oder Verkürzung einer oder mehrerer Zeilen p1b_500.021
innerhalb der Strophen ergiebt einen erheblichen Reichtum an äußerlich p1b_500.022
schönen Strophen, die durch größere oder geringere Verwendung p1b_500.023
und Verbreitung größeres oder geringeres Ansehen sich erworben haben.
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Jch erwähne beispielsweise die alte Nibelungenstrophe, bei welcher die p1b_500.025
vierte, in seltenen Fällen die dritte Verszeile verlängert wurde (§ 190).
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Formen der Zeilenverschiedenheit.
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1. Verlängerung einer Zeile.
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a. Die vierte:
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Da sprāch der jūnge Ērek: „das gēht an ūnsern Lēib, p1b_500.030
Es sēi denn, dāß die Schwēster wǖrde Sīgurds Wēib; p1b_500.031
Doch mȫcht ich dēs entrāten. Es mǖßt' im Eīs vergēhn p1b_500.032
Traūrig ūnser Rȫslein.“ „Das sōll, sprach Ālf, niemāls geschēhn.“
p1b_500.033
(Geibel, König Sigurds Brautfahrt.)
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b. Die dritte:
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Jm Elsaß wohnt' ein Grafe, von Hohenburg genannt, p1b_500.036
Durch Macht und großen Reichtum im ganzen Land bekannt: p1b_500.037
Er hātte, wās er mōchte, Schlȫsser, Wǟlder, Knāppen und Rōß, p1b_500.038
Auch eine schöne Hausfrau hatt' er auf seinem Schloß.
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(Rückert, Ottilie.)
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