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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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von Usteri trotz seines so volksmäßigen Refrains, trotz seines so herzlichen, p2b_083.002
einfachen Tones, wegen der Absichtlichkeit seiner moralischen Beziehungen kein p2b_083.003
Volkslied im eigentlichsten Sinn. Das Volk liebt keine Abstraktionen, in welchen p2b_083.004
- wie hier - von einer Genügsamkeit gesprochen wird, die bald zum Bäumchen p2b_083.005
aufschießt, das goldene Früchte trägt u. s. w.

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2. Eine Eigenart des geheimnisvollen Baues und der rätselhaften Beliebtheit p2b_083.007
des Volksliedes sind seine Anklänge an lieb gewordene Phrasen, seine p2b_083.008
Ausdrücke und Wendungen, seine Wiederholungen, Umbildungen, Anklänge, p2b_083.009
Vorschläge, Elisionen &c. Wir beweisen dies durch Beispiele aus allen Volksliedern:

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A. Volksmäßige Wiederholungen einzelner Satzteile und p2b_083.011
Formen in ein und demselben Volksliede.

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1. Wiederholung einzelner Wörter.

p2b_083.013

a.

Es ging ein Knab' spazieren, p2b_083.014
spazieren wohl in den Wald.

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b.

O du Deutschland, ich muß marschieren, p2b_083.016
O du Deutschland, ich muß fort.

(Zum Ausmarsch.)

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c.

Jch darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag.
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(Erlkönigs Tochter.)

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2. Wiederholung der Frage in der Antwort oder ganzer p2b_083.020
Strophenteile.

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a.

Weinst du um deines Vaters Gut, oder bin ich dir nicht gut genug? p2b_083.022
Jch wein' nicht um meines Vaters Gut.

(Ulrich u. Annchen.)

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b.

Meine Mutter heißt Frau Ute, eine gewalt'ge Herzogin, p2b_083.024
Und Hildebrand der Alte, der liebste Vater mein. p2b_083.025
Heißt deine Mutter Frau Ute, ein' gewalt'ge Herzogin, p2b_083.026
Bin ich Hildebrand der Alte, der liebste Vater dein.
p2b_083.027

(Volkslied vom Hildebrand.)

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B. Wiederkehr gleicher oder ähnlicher Satzteile und Satzformen p2b_083.029
in verschiedenen Volksliedern verschiedener Dichter oder Zeiten.

p2b_083.030
1. Die Frageform wiederholt sich:

p2b_083.031

a.

Was fand sie in dem Grabe stan? p2b_083.032
Einen Engel wolgetan.

(Magdalenenlied.)

p2b_083.033

b.

Was zog er aus seiner Tasche? p2b_083.034
Ein Messer, so scharf und so spitz.

(Heimkehr.)

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c.

Was zog er ab vom Finger? p2b_083.036
Ein rotes Goldringelein.

(Falsche Liebe.)

p2b_083.037

d.

Was begegnet dir auf der Heiden? p2b_083.038
Ein stolzer Degen jung. p2b_083.039
Was begegnet dir in der Marke? p2b_083.040
Der junge Hildebrand.

(Hildebrandlied.)

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e.

Was zog sie aus ihrem Schürzelein? p2b_083.042
Ein Hemd, so weiß wie Schnee.

(Treue.)

p2b_083.043

f.

Was zog er von dem Finger sein? p2b_083.044
Ein'n Ring von rotem Golde sein.

(Die Linde im Thale.)

p2b_083.045

g.

Eine Anzahl von Volksliedern beginnt: Was wollen wir aber heben an; p2b_083.046
Was wollen wir singen und heben an; Was wollen wir aber singen &c.
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(Vgl. Uhlands Volksl. S. 283. 287. 356. 361. 376. 412. 431. 549. 557. 645 &c.)

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von Usteri trotz seines so volksmäßigen Refrains, trotz seines so herzlichen, p2b_083.002
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Volkslied im eigentlichsten Sinn. Das Volk liebt keine Abstraktionen, in welchen p2b_083.004
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aufschießt, das goldene Früchte trägt u. s. w.

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2. Eine Eigenart des geheimnisvollen Baues und der rätselhaften Beliebtheit p2b_083.007
des Volksliedes sind seine Anklänge an lieb gewordene Phrasen, seine p2b_083.008
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Vorschläge, Elisionen &c. Wir beweisen dies durch Beispiele aus allen Volksliedern:

p2b_083.010
A. Volksmäßige Wiederholungen einzelner Satzteile und p2b_083.011
Formen in ein und demselben Volksliede.

p2b_083.012
1. Wiederholung einzelner Wörter.

p2b_083.013

a.

Es ging ein Knab' spazieren, p2b_083.014
spazieren wohl in den Wald.

p2b_083.015
b.

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Jch darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag.
p2b_083.018

(Erlkönigs Tochter.)

p2b_083.019
2. Wiederholung der Frage in der Antwort oder ganzer p2b_083.020
Strophenteile.

p2b_083.021

a.

Weinst du um deines Vaters Gut, oder bin ich dir nicht gut genug? p2b_083.022
Jch wein' nicht um meines Vaters Gut.

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Meine Mutter heißt Frau Ute, eine gewalt'ge Herzogin, p2b_083.024
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(Volkslied vom Hildebrand.)

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B. Wiederkehr gleicher oder ähnlicher Satzteile und Satzformen p2b_083.029
in verschiedenen Volksliedern verschiedener Dichter oder Zeiten.

p2b_083.030
1. Die Frageform wiederholt sich:

p2b_083.031

a.

Was fand sie in dem Grabe stan? p2b_083.032
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(Heimkehr.)

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p2b_083.037

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p2b_083.041

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Was zog er von dem Finger sein? p2b_083.044
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(Vgl. Uhlands Volksl. S. 283. 287. 356. 361. 376. 412. 431. 549. 557. 645 &c.)

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[83/0105] p2b_083.001 von Usteri trotz seines so volksmäßigen Refrains, trotz seines so herzlichen, p2b_083.002 einfachen Tones, wegen der Absichtlichkeit seiner moralischen Beziehungen kein p2b_083.003 Volkslied im eigentlichsten Sinn. Das Volk liebt keine Abstraktionen, in welchen p2b_083.004 ─ wie hier ─ von einer Genügsamkeit gesprochen wird, die bald zum Bäumchen p2b_083.005 aufschießt, das goldene Früchte trägt u. s. w. p2b_083.006 2. Eine Eigenart des geheimnisvollen Baues und der rätselhaften Beliebtheit p2b_083.007 des Volksliedes sind seine Anklänge an lieb gewordene Phrasen, seine p2b_083.008 Ausdrücke und Wendungen, seine Wiederholungen, Umbildungen, Anklänge, p2b_083.009 Vorschläge, Elisionen &c. Wir beweisen dies durch Beispiele aus allen Volksliedern: p2b_083.010 A. Volksmäßige Wiederholungen einzelner Satzteile und p2b_083.011 Formen in ein und demselben Volksliede. p2b_083.012 1. Wiederholung einzelner Wörter. p2b_083.013 a. Es ging ein Knab' spazieren, p2b_083.014 spazieren wohl in den Wald. p2b_083.015 b. O du Deutschland, ich muß marschieren, p2b_083.016 O du Deutschland, ich muß fort. (Zum Ausmarsch.) p2b_083.017 c. Jch darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag. p2b_083.018 (Erlkönigs Tochter.) p2b_083.019 2. Wiederholung der Frage in der Antwort oder ganzer p2b_083.020 Strophenteile. p2b_083.021 a. Weinst du um deines Vaters Gut, oder bin ich dir nicht gut genug? p2b_083.022 Jch wein' nicht um meines Vaters Gut. (Ulrich u. Annchen.) p2b_083.023 b. Meine Mutter heißt Frau Ute, eine gewalt'ge Herzogin, p2b_083.024 Und Hildebrand der Alte, der liebste Vater mein. p2b_083.025 Heißt deine Mutter Frau Ute, ein' gewalt'ge Herzogin, p2b_083.026 Bin ich Hildebrand der Alte, der liebste Vater dein. p2b_083.027 (Volkslied vom Hildebrand.) p2b_083.028 B. Wiederkehr gleicher oder ähnlicher Satzteile und Satzformen p2b_083.029 in verschiedenen Volksliedern verschiedener Dichter oder Zeiten. p2b_083.030 1. Die Frageform wiederholt sich: p2b_083.031 a. Was fand sie in dem Grabe stan? p2b_083.032 Einen Engel wolgetan. (Magdalenenlied.) p2b_083.033 b. Was zog er aus seiner Tasche? p2b_083.034 Ein Messer, so scharf und so spitz. (Heimkehr.) p2b_083.035 c. Was zog er ab vom Finger? p2b_083.036 Ein rotes Goldringelein. (Falsche Liebe.) p2b_083.037 d. Was begegnet dir auf der Heiden? p2b_083.038 Ein stolzer Degen jung. p2b_083.039 Was begegnet dir in der Marke? p2b_083.040 Der junge Hildebrand. (Hildebrandlied.) p2b_083.041 e. Was zog sie aus ihrem Schürzelein? p2b_083.042 Ein Hemd, so weiß wie Schnee. (Treue.) p2b_083.043 f. Was zog er von dem Finger sein? p2b_083.044 Ein'n Ring von rotem Golde sein. (Die Linde im Thale.) p2b_083.045 g. Eine Anzahl von Volksliedern beginnt: Was wollen wir aber heben an; p2b_083.046 Was wollen wir singen und heben an; Was wollen wir aber singen &c. p2b_083.047 (Vgl. Uhlands Volksl. S. 283. 287. 356. 361. 376. 412. 431. 549. 557. 645 &c.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/105>, abgerufen am 23.11.2024.