Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_093.001 "Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund, p2b_093.002 Er probt allda sein Pferd und Hund." p2b_093.003 p2b_093.005Die Braut hob auf den Scharlach rot, p2b_093.004 Da lag Herr Oluf, und er war tot! Die drei Soldaten. p2b_093.006 Es wurden drei Soldaten gefangen und geführt p2b_093.007 Zu Straßburg wohl über den Rhein. p2b_093.008 Sie wurden wohl alle geführet, p2b_093.009 Keine Trommel ward dabei gerühret p2b_093.010 Bis in Straßburg hinein. p2b_093.011 Was begegnet ihnen auf der Brücke? p2b_093.012 Ein schwarzbraun Mädelein; p2b_093.013 Schwarzbraun Mädelein, jung von Jahren, p2b_093.014 Willst du unser junges Leben sparen, p2b_093.015 So thu eine Bitte für uns. p2b_093.016 Das Mädchen wandte sich um und um, p2b_093.017 Mit Weinen ging sie davon, p2b_093.018 Sie ging wohl seufzend und weinend p2b_093.019 Zu Straßburg wohl über die Steine p2b_093.020 Bis zu des Kommedanten Haus. p2b_093.021 Kommedant, herzliebster Kommedante mein! p2b_093.022 Gott grüß Sie tausendmal! p2b_093.023 Woll'n Sie meiner Ehr' gedenken, p2b_093.024 Den drei'n Soldaten das Leben schenken, p2b_093.025 So geb'n Sie mir den jüngsten zu der Trau. p2b_093.026 Ach nein, ach nein, das kann ja nicht sein, p2b_093.027 Das kann und darf ja nicht sein, p2b_093.028 Die Soldaten, die müssen sterben, p2b_093.029 Den Himmel müssen sie ererben, p2b_093.030 Dazu die ew'ge Seligkeit. p2b_093.031 Das Mädelein wandte sich um und um, p2b_093.032 Mit Weinen ging sie davon, p2b_093.033 Sie ging wohl seufzend und weinend p2b_093.034 Zu Straßburg über die Steine, p2b_093.035 Bis vor des Vaters Haus. p2b_093.036 Was zog sie aus ihrem Kasten? p2b_093.037 Ein schneeweiß Hemdelein. p2b_093.038 Sieh da! Du Hübscher, du Feiner, p2b_093.039 Du herzallerliebster Meiner, p2b_093.040 Hierinnen leid'st du deinen Tod. p2b_093.041
Was zog er von seinem Finger? p2b_093.042 Ein goldnes Ringelein. p2b_093.043 Sieh da! Du Hübsche, du Feine, p2b_093.044 Du herzallerliebste Meine, p2b_093.045 Hier hast du die Treue von mir. p2b_093.001 „Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund, p2b_093.002 Er probt allda sein Pferd und Hund.“ p2b_093.003 p2b_093.005Die Braut hob auf den Scharlach rot, p2b_093.004 Da lag Herr Oluf, und er war tot! Die drei Soldaten. p2b_093.006 Es wurden drei Soldaten gefangen und geführt p2b_093.007 Zu Straßburg wohl über den Rhein. p2b_093.008 Sie wurden wohl alle geführet, p2b_093.009 Keine Trommel ward dabei gerühret p2b_093.010 Bis in Straßburg hinein. p2b_093.011 Was begegnet ihnen auf der Brücke? p2b_093.012 Ein schwarzbraun Mädelein; p2b_093.013 Schwarzbraun Mädelein, jung von Jahren, p2b_093.014 Willst du unser junges Leben sparen, p2b_093.015 So thu eine Bitte für uns. p2b_093.016 Das Mädchen wandte sich um und um, p2b_093.017 Mit Weinen ging sie davon, p2b_093.018 Sie ging wohl seufzend und weinend p2b_093.019 Zu Straßburg wohl über die Steine p2b_093.020 Bis zu des Kommedanten Haus. p2b_093.021 Kommedant, herzliebster Kommedante mein! p2b_093.022 Gott grüß Sie tausendmal! p2b_093.023 Woll'n Sie meiner Ehr' gedenken, p2b_093.024 Den drei'n Soldaten das Leben schenken, p2b_093.025 So geb'n Sie mir den jüngsten zu der Trau. p2b_093.026 Ach nein, ach nein, das kann ja nicht sein, p2b_093.027 Das kann und darf ja nicht sein, p2b_093.028 Die Soldaten, die müssen sterben, p2b_093.029 Den Himmel müssen sie ererben, p2b_093.030 Dazu die ew'ge Seligkeit. p2b_093.031 Das Mädelein wandte sich um und um, p2b_093.032 Mit Weinen ging sie davon, p2b_093.033 Sie ging wohl seufzend und weinend p2b_093.034 Zu Straßburg über die Steine, p2b_093.035 Bis vor des Vaters Haus. p2b_093.036 Was zog sie aus ihrem Kasten? p2b_093.037 Ein schneeweiß Hemdelein. p2b_093.038 Sieh da! Du Hübscher, du Feiner, p2b_093.039 Du herzallerliebster Meiner, p2b_093.040 Hierinnen leid'st du deinen Tod. p2b_093.041
Was zog er von seinem Finger? p2b_093.042 Ein goldnes Ringelein. p2b_093.043 Sieh da! Du Hübsche, du Feine, p2b_093.044 Du herzallerliebste Meine, p2b_093.045 Hier hast du die Treue von mir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <p> <pb facs="#f0115" n="93"/> <lb n="p2b_093.001"/> <lg> <l>„Herr Oluf, er ritt in Wald zur Stund,</l> <lb n="p2b_093.002"/> <l>Er probt allda sein Pferd und Hund.“</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.003"/> <l>Die Braut hob auf den Scharlach rot,</l> <lb n="p2b_093.004"/> <l>Da lag Herr Oluf, und er war tot!</l> </lg> <lb n="p2b_093.005"/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die drei Soldaten.</hi> </hi> <lb n="p2b_093.006"/> <lg> <l>Es wurden drei Soldaten gefangen und geführt</l> <lb n="p2b_093.007"/> <l>Zu Straßburg wohl über den Rhein.</l> <lb n="p2b_093.008"/> <l>Sie wurden wohl alle geführet,</l> <lb n="p2b_093.009"/> <l>Keine Trommel ward dabei gerühret</l> <lb n="p2b_093.010"/> <l>Bis in Straßburg hinein.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.011"/> <l>Was begegnet ihnen auf der Brücke?</l> <lb n="p2b_093.012"/> <l>Ein schwarzbraun Mädelein;</l> <lb n="p2b_093.013"/> <l>Schwarzbraun Mädelein, jung von Jahren,</l> <lb n="p2b_093.014"/> <l>Willst du unser junges Leben sparen,</l> <lb n="p2b_093.015"/> <l>So thu eine Bitte für uns.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.016"/> <l>Das Mädchen wandte sich um und um,</l> <lb n="p2b_093.017"/> <l>Mit Weinen ging sie davon,</l> <lb n="p2b_093.018"/> <l>Sie ging wohl seufzend und weinend</l> <lb n="p2b_093.019"/> <l>Zu Straßburg wohl über die Steine</l> <lb n="p2b_093.020"/> <l>Bis zu des Kommedanten Haus.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.021"/> <l>Kommedant, herzliebster Kommedante mein!</l> <lb n="p2b_093.022"/> <l>Gott grüß Sie tausendmal!</l> <lb n="p2b_093.023"/> <l>Woll'n Sie meiner Ehr' gedenken,</l> <lb n="p2b_093.024"/> <l>Den drei'n Soldaten das Leben schenken,</l> <lb n="p2b_093.025"/> <l>So geb'n Sie mir den jüngsten zu der Trau.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.026"/> <l>Ach nein, ach nein, das kann ja nicht sein,</l> <lb n="p2b_093.027"/> <l>Das kann und darf ja nicht sein,</l> <lb n="p2b_093.028"/> <l>Die Soldaten, die müssen sterben,</l> <lb n="p2b_093.029"/> <l>Den Himmel müssen sie ererben,</l> <lb n="p2b_093.030"/> <l>Dazu die ew'ge Seligkeit. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.031"/> <l>Das Mädelein wandte sich um und um,</l> <lb n="p2b_093.032"/> <l>Mit Weinen ging sie davon,</l> <lb n="p2b_093.033"/> <l>Sie ging wohl seufzend und weinend</l> <lb n="p2b_093.034"/> <l>Zu Straßburg über die Steine,</l> <lb n="p2b_093.035"/> <l>Bis vor des Vaters Haus.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.036"/> <l>Was zog sie aus ihrem Kasten?</l> <lb n="p2b_093.037"/> <l>Ein schneeweiß Hemdelein.</l> <lb n="p2b_093.038"/> <l>Sieh da! Du Hübscher, du Feiner,</l> <lb n="p2b_093.039"/> <l>Du herzallerliebster Meiner,</l> <lb n="p2b_093.040"/> <l>Hierinnen leid'st du deinen Tod.</l> </lg> <lg> <lb n="p2b_093.041"/> <l>Was zog er von seinem Finger?</l> <lb n="p2b_093.042"/> <l>Ein goldnes Ringelein.</l> <lb n="p2b_093.043"/> <l>Sieh da! Du Hübsche, du Feine,</l> <lb n="p2b_093.044"/> <l>Du herzallerliebste Meine,</l> <lb n="p2b_093.045"/> <l>Hier hast du die Treue von mir.</l> </lg> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0115]
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Hier hast du die Treue von mir.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/115>, abgerufen am 16.08.2024. |