Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_146.001 p2b_146.039Dithyrambe, von Schiller. p2b_146.002Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter, p2b_146.003 Nimmer allein. p2b_146.004 Kaum daß ich Bacchus, den lustigen, habe, p2b_146.005 Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe, p2b_146.006 Phöbus, der herrliche, findet sich ein. p2b_146.007 Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle, p2b_146.008 Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle. p2b_146.009 Sagt, wie bewirt' ich, der Erdegeborne, p2b_146.010 Himmlischen Chor? p2b_146.011 Schenket mir euer unsterbliches Leben, p2b_146.012 Götter! Was kann euch der Sterbliche geben? p2b_146.013 Hebet zu eurem Olymp mich empor! p2b_146.014 Die Freude, sie wohnt nur in Jupiters Saale; p2b_146.015 O füllet mit Nektar, o reicht mir die Schale! p2b_146.016 p2b_146.023Reich' ihm die Schale! Schenke dem Dichter, p2b_146.017 Hebe, nur ein! p2b_146.018 Netz' ihm die Augen mit himmlischem Taue, p2b_146.019 Daß er den Styx, den verhaßten, nicht schaue, p2b_146.020 Einer der Unsern sich dünke zu sein. p2b_146.021 Sie rauschet, sie perlet, die himmlische Quelle; p2b_146.022 Der Busen wird ruhig, das Auge wird helle. Litteratur der Dithyrambe. p2b_146.024 p2b_146.032 § 75. Elegie. p2b_146.040 p2b_146.001 p2b_146.039Dithyrambe, von Schiller. p2b_146.002Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter, p2b_146.003 Nimmer allein. p2b_146.004 Kaum daß ich Bacchus, den lustigen, habe, p2b_146.005 Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe, p2b_146.006 Phöbus, der herrliche, findet sich ein. p2b_146.007 Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle, p2b_146.008 Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle. p2b_146.009 Sagt, wie bewirt' ich, der Erdegeborne, p2b_146.010 Himmlischen Chor? p2b_146.011 Schenket mir euer unsterbliches Leben, p2b_146.012 Götter! 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Die beiden horazischen <lb n="p2b_146.025"/> Oden <hi rendition="#aq">II</hi>. 19 und <hi rendition="#aq">III</hi>. 25 werden zwar als Nachbildungen griechischer Dithyramben <lb n="p2b_146.026"/> angesehen; aber sie haben weder die Ungebundenheit des Versmaßes <lb n="p2b_146.027"/> derselben, noch deren begeisterten Schwung. Außer den Fragmenten bei <hi rendition="#aq">Bergk <lb n="p2b_146.028"/> Poetae lyrici graeci P. III</hi> ist besonders <hi rendition="#aq">Eurip. Bacch</hi>. 64─165 als <lb n="p2b_146.029"/> eine annähernde Dithyrambe zu vergleichen. Horaz bezeichnet Od. 4. 2 die <lb n="p2b_146.030"/> Pindarschen Dithyramben durch folgende 3 Züge: <hi rendition="#aq">per <hi rendition="#g">audaces nova</hi> Dithyrambos <lb n="p2b_146.031"/> <hi rendition="#g">verba</hi> devolvit numerisque fertur <hi rendition="#g">Lege solutis</hi></hi>.</p> <p><lb n="p2b_146.032"/> Bei uns nannte zuerst Willamov seine 1763 erschienenen lyrischen Gedichte <lb n="p2b_146.033"/> wegen der in ihnen herrschenden Begeisterung Dithyramben. ─ Klopstock wählte <lb n="p2b_146.034"/> für sein Odengebäude Wingolf den dithyrambischen Ton, den er jedoch in der <lb n="p2b_146.035"/> Umarbeitung alterierte. Dithyramben finden wir bei den Stürmern und Drängern, <lb n="p2b_146.036"/> z. B. Maler Müller; ferner bei Schiller, Goethe (Wanderers Sturmlied), <lb n="p2b_146.037"/> Voß, Kopisch, Kretschmann, Schubart, Tieck, sowie bei Rückert, Scheffel, <lb n="p2b_146.038"/> Hertz, H. Heine, Bodenstedt, Müller v. d. Werra u. a.</p> </div> <lb n="p2b_146.039"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 75. Elegie.</hi> </head> <p><lb n="p2b_146.040"/> 1. Die Elegie ist eine Art höchstbegeisterten elegischen Liedes (§ 67), <lb n="p2b_146.041"/> ein Gedicht, welches in gehobeneren Gefühlen und im höheren Geistesfluge <lb n="p2b_146.042"/> als das elegische Lied einherschreitet, dabei auch dem sinnenden <lb n="p2b_146.043"/> Verweilen, dem betrachtenden, reflektierenden Beschauen Raum gestattet.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0168]
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Dithyrambe, von Schiller.
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Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter, p2b_146.003
Nimmer allein. p2b_146.004
Kaum daß ich Bacchus, den lustigen, habe, p2b_146.005
Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe, p2b_146.006
Phöbus, der herrliche, findet sich ein. p2b_146.007
Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle, p2b_146.008
Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle.
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Sagt, wie bewirt' ich, der Erdegeborne, p2b_146.010
Himmlischen Chor? p2b_146.011
Schenket mir euer unsterbliches Leben, p2b_146.012
Götter! Was kann euch der Sterbliche geben? p2b_146.013
Hebet zu eurem Olymp mich empor! p2b_146.014
Die Freude, sie wohnt nur in Jupiters Saale; p2b_146.015
O füllet mit Nektar, o reicht mir die Schale!
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Reich' ihm die Schale! Schenke dem Dichter, p2b_146.017
Hebe, nur ein! p2b_146.018
Netz' ihm die Augen mit himmlischem Taue, p2b_146.019
Daß er den Styx, den verhaßten, nicht schaue, p2b_146.020
Einer der Unsern sich dünke zu sein. p2b_146.021
Sie rauschet, sie perlet, die himmlische Quelle; p2b_146.022
Der Busen wird ruhig, das Auge wird helle.
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Litteratur der Dithyrambe.
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Besonders reich an Dithyramben waren die Griechen. Die beiden horazischen p2b_146.025
Oden II. 19 und III. 25 werden zwar als Nachbildungen griechischer Dithyramben p2b_146.026
angesehen; aber sie haben weder die Ungebundenheit des Versmaßes p2b_146.027
derselben, noch deren begeisterten Schwung. Außer den Fragmenten bei Bergk p2b_146.028
Poetae lyrici graeci P. III ist besonders Eurip. Bacch. 64─165 als p2b_146.029
eine annähernde Dithyrambe zu vergleichen. Horaz bezeichnet Od. 4. 2 die p2b_146.030
Pindarschen Dithyramben durch folgende 3 Züge: per audaces nova Dithyrambos p2b_146.031
verba devolvit numerisque fertur Lege solutis.
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Bei uns nannte zuerst Willamov seine 1763 erschienenen lyrischen Gedichte p2b_146.033
wegen der in ihnen herrschenden Begeisterung Dithyramben. ─ Klopstock wählte p2b_146.034
für sein Odengebäude Wingolf den dithyrambischen Ton, den er jedoch in der p2b_146.035
Umarbeitung alterierte. Dithyramben finden wir bei den Stürmern und Drängern, p2b_146.036
z. B. Maler Müller; ferner bei Schiller, Goethe (Wanderers Sturmlied), p2b_146.037
Voß, Kopisch, Kretschmann, Schubart, Tieck, sowie bei Rückert, Scheffel, p2b_146.038
Hertz, H. Heine, Bodenstedt, Müller v. d. Werra u. a.
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§ 75. Elegie. p2b_146.040
1. Die Elegie ist eine Art höchstbegeisterten elegischen Liedes (§ 67), p2b_146.041
ein Gedicht, welches in gehobeneren Gefühlen und im höheren Geistesfluge p2b_146.042
als das elegische Lied einherschreitet, dabei auch dem sinnenden p2b_146.043
Verweilen, dem betrachtenden, reflektierenden Beschauen Raum gestattet.
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