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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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2. Bei den Griechen war der Elegos eine besondere Art ihrer p2b_147.002
sog. Threnoi (threnos).

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Aus dem griechischen Elegos (== Klagelied, Trauerlied) wurde die p2b_147.004
Elegie und das Elegeion, d. i. jedes in Distichen verfaßte Gedicht.

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3. Das Versmaß der Elegie war das Distichon. - Bei unserer p2b_147.006
Elegie ist es nicht absolutes Erfordernis.

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1. Die deutsche Elegie charakterisiert neben sinnendem Verweilen hochflutendes p2b_147.008
Schmerz- oder Wehmutsgefühl, süße, tiefe, ungestillte Sehnsucht, schwärmerischer p2b_147.009
Tiefsinn der Liebe, schmelzende Klage. Jede Elegie verlangt ein episches, der p2b_147.010
äußeren Wirklichkeit entlehntes Objekt, das der begeisterte Dichter mit seiner p2b_147.011
subjektiven Empfindung durchdringt.

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Jm allegorischen Sinne ist die Elegie eine Genie oder Nymphe genannt p2b_147.013
worden (F. H. Jakobi), welche, das Gesicht in die Hand gelegt, voll Rührung p2b_147.014
und sanfter Wehmut, nachdenkend, in Erinnerung verloren ruhig dasitzt. Ein p2b_147.015
halb zerrissener Kranz in ihren Locken und ein welker Blumenstrauß auf ihrem p2b_147.016
Schoße erinnern an entflohene Freudentage, an herben Verlust. Jn der Ferne p2b_147.017
ist ein Grabmal zu sehen, von dem nur die obere Hälfte aus einem Cypressenwalde p2b_147.018
hervorragt. Hinter diesem liegt ein Hügel voll Rosenknospen und p2b_147.019
Morgenrot.

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Der Ton der Elegie ist so verschieden, als auch der Anlaß und die Art p2b_147.021
der Trauer verschiedene sind; anders klagt die Jungfrau, die ihren Weltschmerz p2b_147.022
nicht entdecken will, anders der Freund, der den früh geschiedenen Genossen p2b_147.023
seiner Jugend betrauert u. s. w.

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2. Eine naive Etymologie leitet das Wort Elegie von e e legein == p2b_147.025
weh weh rufen ab. Das ist jedoch nicht stichhaltig; eher wäre an eine p2b_147.026
Verwandtschaft mit ololuzo == klagen, wimmern, namentlich zu den Göttern p2b_147.027
empor, und alalazo == ein Kriegsgeschrei erheben, zu denken. Beachtenswert p2b_147.028
ist, daß in Vorderasien, wo Flötenspiel zu Hause war, elegn das Rohr, p2b_147.029
(vgl. Plin. 16. 36. 66) die Flöte, geheißen haben soll. Diese war nämlich p2b_147.030
das begleitende Jnstrument der alten griechischen Elegie, wie ja auch der verwandten, p2b_147.031
späteren römischen Nänien.

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Die charakteristische Versart der Elegie war nach Wilh. Wackernagel der p2b_147.033
Pentameter, vielleicht mit dem Hexameter, vielleicht mit andern Versen gemischt, p2b_147.034
vielleicht ohne alle Beimischung für sich bestehend. Eine Ableitung von Elegos p2b_147.035
(elegos) ist Elegeion (elegeion), das vielleicht ursprünglich nur der Name p2b_147.036
des Pentameters war, dann aber jedenfalls der aus Hexameter und Pentameter p2b_147.037
zusammengesetzten Strophe, also des späteren sogenannten Distichons. Die p2b_147.038
neue Dichtungsart, die Elegie (d. i. das im Elegeion abgefaßte Gedicht), teilte p2b_147.039
mit dem alten Elegos die Anlehnung an die epische Wirklichkeit; sie sprach auch p2b_147.040
nicht selten schmerzliche Gefühle aus, sie entlehnte von dem Elegos den Gebrauch p2b_147.041
des Distichons samt der mit dem Gesange verbundenen Flötenbegleitung. Alles p2b_147.042
dies war Anlaß, jene von Elegos gebildete Ableitung Elegeion (elegeion) nun p2b_147.043
in einem weiteren Sinne zu gebrauchen: es ward nun eben jedes episch=lyrische p2b_147.044
Gedicht in der Form des Distichons Elegie, Elegeia (elegeia) genannt (entweder

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Elegie ist es nicht absolutes Erfordernis.

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1. Die deutsche Elegie charakterisiert neben sinnendem Verweilen hochflutendes p2b_147.008
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/169>, abgerufen am 22.11.2024.