Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_171.001 c. Parabel von Herder. (Ausgew. Werke. 1844. S. 104.) p2b_171.014Ein Bleicher hatt' ein weites großes Haus. p2b_171.015 p2b_171.020"Was soll das leer denn steh'n? Hier mach' ich Geld mir draus; p2b_171.016 Mein Vetter Köhler soll hier wohnen." p2b_171.017 Der Vetter Köhler thät' ihn lohnen. p2b_171.018 Der Bleicher machte weiß; der Köhler macht's voll Graus p2b_171.019 Mit seinem Kohlendampf! Der Köhler mußt' hinaus. [Abbildung] p2b_171.021 Christus und Belial, p2b_171.022 p2b_171.025Was sollen sie in diesem großen Saal? p2b_171.023 Freund, deine Kohlendampfphilosophie p2b_171.024 Hier am Altar - o Freund, was soll sie hie? Zur Litteratur der Parabel. p2b_171.026 § 81. Paramythie. p2b_171.037 p2b_171.041 p2b_171.042 p2b_171.001 c. Parabel von Herder. (Ausgew. Werke. 1844. 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Von den übrigen Parabeln Rückerts <lb n="p2b_171.006"/> sind: „Jm Feld der König Salomo“, und „Es ritt ein Herr, das war sein <lb n="p2b_171.007"/> Recht“ und „Die vier Thüren“, welche an Lessings Erzählung von den 3 <lb n="p2b_171.008"/> Ringen erinnern, in die besseren Schullesebücher und Mustersammlungen übergegangen. <lb n="p2b_171.009"/> Desgleichen die allbekannte „Des fremden Kindes heiliger Christ“, <lb n="p2b_171.010"/> eine legendenartige Parabel. Man vergleiche auch die vielen Gleichnisse in <lb n="p2b_171.011"/> Rückerts „Leben Jesu“, denen des neuen Testaments nachgebildet, wie z. B. <lb n="p2b_171.012"/> Der Weinstock und die Rebe; Der Säemann.)</p> <lb n="p2b_171.013"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">c</hi>. <hi rendition="#g">Parabel von Herder.</hi> (Ausgew. Werke. 1844. S. 104.)</hi> </p> <lb n="p2b_171.014"/> <lg> <l>Ein Bleicher hatt' ein weites großes Haus.</l> <lb n="p2b_171.015"/> <l>„Was soll das leer denn steh'n? 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B. die von <hi rendition="#g">Krummacher</hi> (1768─1845), der seine <lb n="p2b_171.031"/> Berühmtheit nur seinen kindlich frommen Parabeln zu danken hat. Hervorragende <lb n="p2b_171.032"/> Parabeldichter sind ferner: <hi rendition="#g">Kosegarten</hi> (Das Gesicht des Arsenius), <lb n="p2b_171.033"/> <hi rendition="#g">Herder</hi> (Wozu es wird), <hi rendition="#g">Voß, Richter, Niemeyer, Bürger, Schiller</hi> <lb n="p2b_171.034"/> (Das verschleierte Bild zu Sais), <hi rendition="#g">Chamisso</hi> (Die Kreuzschau), <hi rendition="#g">Agnes <lb n="p2b_171.035"/> Franz, Amara George</hi> u. a.</p> </div> <lb n="p2b_171.036"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 81. Paramythie.</hi> </head> <p><lb n="p2b_171.037"/> 1. Paramythie (griech. <foreign xml:lang="grc">παραμυθία</foreign> == Ermunterung oder Ermahnung, <lb n="p2b_171.038"/> Erholung, Trostrede) ist eine Art Parabel, in welcher mythische <lb n="p2b_171.039"/> Wesen, also Götter aus der Mythologie, Engel, überhaupt höhere übermenschliche <lb n="p2b_171.040"/> Wesen u. s. w. auftreten.</p> <p><lb n="p2b_171.041"/> 2. Den Namen erhielt diese Dichtungsart durch Herder.</p> <p><lb n="p2b_171.042"/> 1. Die Paramythie hat mit der Parabel gleiche Absicht, indem sie sittliche <lb n="p2b_171.043"/> und religiöse Wahrheiten zur Anschauung bringt.</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0193]
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(Der Vergleichung wegen machen wir auf die Bearbeitung dieser Parabel p2b_171.002
durch Rudolf von Hohen-Ems in „Barlaam und Josaphat“ aufmerksam, welche p2b_171.003
anstatt des Kamels ein Einhorn nennt; ferner auf die Bearbeitung, wie sie p2b_171.004
sich im „Buch von den sieben Weisen“ findet. Vgl. unsere Studie in Nachgel. p2b_171.005
Ged. Rückerts. Wien, Braumüller. 1878. Von den übrigen Parabeln Rückerts p2b_171.006
sind: „Jm Feld der König Salomo“, und „Es ritt ein Herr, das war sein p2b_171.007
Recht“ und „Die vier Thüren“, welche an Lessings Erzählung von den 3 p2b_171.008
Ringen erinnern, in die besseren Schullesebücher und Mustersammlungen übergegangen. p2b_171.009
Desgleichen die allbekannte „Des fremden Kindes heiliger Christ“, p2b_171.010
eine legendenartige Parabel. Man vergleiche auch die vielen Gleichnisse in p2b_171.011
Rückerts „Leben Jesu“, denen des neuen Testaments nachgebildet, wie z. B. p2b_171.012
Der Weinstock und die Rebe; Der Säemann.)
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c. Parabel von Herder. (Ausgew. Werke. 1844. S. 104.)
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Ein Bleicher hatt' ein weites großes Haus. p2b_171.015
„Was soll das leer denn steh'n? Hier mach' ich Geld mir draus; p2b_171.016
Mein Vetter Köhler soll hier wohnen.“ p2b_171.017
Der Vetter Köhler thät' ihn lohnen. p2b_171.018
Der Bleicher machte weiß; der Köhler macht's voll Graus p2b_171.019
Mit seinem Kohlendampf! Der Köhler mußt' hinaus.
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[Abbildung]
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Christus und Belial, p2b_171.022
Was sollen sie in diesem großen Saal? p2b_171.023
Freund, deine Kohlendampfphilosophie p2b_171.024
Hier am Altar ─ o Freund, was soll sie hie?
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Zur Litteratur der Parabel.
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Die ältesten Parabeln finden wir in der Bibel, namentlich in den Gleichnissen p2b_171.027
Jesu. Durch Herder und später durch Rückert wurde die Parabel p2b_171.028
aus dem Orient zu uns gebracht. Seitdem hat man auf ethischen, religiösen p2b_171.029
und ästhetischen Gebieten durch sie gewirkt. Die meisten Parabeln sind in p2b_171.030
Prosa geschrieben, z. B. die von Krummacher (1768─1845), der seine p2b_171.031
Berühmtheit nur seinen kindlich frommen Parabeln zu danken hat. Hervorragende p2b_171.032
Parabeldichter sind ferner: Kosegarten (Das Gesicht des Arsenius), p2b_171.033
Herder (Wozu es wird), Voß, Richter, Niemeyer, Bürger, Schiller p2b_171.034
(Das verschleierte Bild zu Sais), Chamisso (Die Kreuzschau), Agnes p2b_171.035
Franz, Amara George u. a.
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§ 81. Paramythie. p2b_171.037
1. Paramythie (griech. παραμυθία == Ermunterung oder Ermahnung, p2b_171.038
Erholung, Trostrede) ist eine Art Parabel, in welcher mythische p2b_171.039
Wesen, also Götter aus der Mythologie, Engel, überhaupt höhere übermenschliche p2b_171.040
Wesen u. s. w. auftreten.
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2. Den Namen erhielt diese Dichtungsart durch Herder.
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1. Die Paramythie hat mit der Parabel gleiche Absicht, indem sie sittliche p2b_171.043
und religiöse Wahrheiten zur Anschauung bringt.
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