Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_249.001 Doch, trotz gewalt'gem Keulenschwung, p2b_249.002 Lebendig in der Schranke p2b_249.003 Bleibt Munin, die Erinnerung, p2b_249.004 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.005 Ob auch auf kurze Zeit gezähmt, p2b_249.006 Sie waren nicht zu zwingen; p2b_249.007 Ob auch ihr Flügelpaar gelähmt, p2b_249.008 Es wuchsen neue Schwingen, p2b_249.009 Und mit gewalt'gem Flügelschwung p2b_249.010 Aus Odins Dienst und Schranke p2b_249.011 Floh Munin, die Erinnerung, p2b_249.012 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.013 Als sich das Rabenpaar entschwang, p2b_249.014 War Schrecken in Walhalle, p2b_249.015 Die Flucht ward Odins Untergang, p2b_249.016 Tot sind die Götter alle. p2b_249.017 Unsterblich aber, stark und jung p2b_249.018 Durch alle Zeit und Schranke p2b_249.019 Fliegt Munin, die Erinnerung, p2b_249.020 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.021 Litteratur der Mythe. p2b_249.024 p2b_249.033 p2b_249.036 p2b_249.039 p2b_249.001 Doch, trotz gewalt'gem Keulenschwung, p2b_249.002 Lebendig in der Schranke p2b_249.003 Bleibt Munin, die Erinnerung, p2b_249.004 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.005 Ob auch auf kurze Zeit gezähmt, p2b_249.006 Sie waren nicht zu zwingen; p2b_249.007 Ob auch ihr Flügelpaar gelähmt, p2b_249.008 Es wuchsen neue Schwingen, p2b_249.009 Und mit gewalt'gem Flügelschwung p2b_249.010 Aus Odins Dienst und Schranke p2b_249.011 Floh Munin, die Erinnerung, p2b_249.012 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.013 Als sich das Rabenpaar entschwang, p2b_249.014 War Schrecken in Walhalle, p2b_249.015 Die Flucht ward Odins Untergang, p2b_249.016 Tot sind die Götter alle. p2b_249.017 Unsterblich aber, stark und jung p2b_249.018 Durch alle Zeit und Schranke p2b_249.019 Fliegt Munin, die Erinnerung, p2b_249.020 Und Hugin, der Gedanke. p2b_249.021 Litteratur der Mythe. p2b_249.024 p2b_249.033 p2b_249.036 p2b_249.039 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0271" n="249"/> <lb n="p2b_249.001"/> <lg> <l>Doch, trotz gewalt'gem Keulenschwung,</l> <lb n="p2b_249.002"/> <l>Lebendig in der Schranke</l> <lb n="p2b_249.003"/> <l>Bleibt Munin, die Erinnerung,</l> <lb n="p2b_249.004"/> <l>Und Hugin, der Gedanke. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_249.005"/> <l> Ob auch auf kurze Zeit gezähmt,</l> <lb n="p2b_249.006"/> <l>Sie waren nicht zu zwingen;</l> <lb n="p2b_249.007"/> <l>Ob auch ihr Flügelpaar gelähmt,</l> <lb n="p2b_249.008"/> <l>Es wuchsen neue Schwingen,</l> <lb n="p2b_249.009"/> <l>Und mit gewalt'gem Flügelschwung</l> <lb n="p2b_249.010"/> <l>Aus Odins Dienst und Schranke</l> <lb n="p2b_249.011"/> <l>Floh Munin, die Erinnerung,</l> <lb n="p2b_249.012"/> <l>Und Hugin, der Gedanke. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_249.013"/> <l> Als sich das Rabenpaar entschwang,</l> <lb n="p2b_249.014"/> <l>War Schrecken in Walhalle,</l> <lb n="p2b_249.015"/> <l>Die Flucht ward Odins Untergang,</l> <lb n="p2b_249.016"/> <l>Tot sind die Götter alle.</l> <lb n="p2b_249.017"/> <l>Unsterblich aber, stark und jung</l> <lb n="p2b_249.018"/> <l>Durch alle Zeit und Schranke</l> <lb n="p2b_249.019"/> <l>Fliegt Munin, die Erinnerung,</l> <lb n="p2b_249.020"/> <l>Und Hugin, der Gedanke.</l> </lg> <p><lb n="p2b_249.021"/> Weitere allbekannte Beispiele erwähnen wir nachstehend unter Litteratur <lb n="p2b_249.022"/> der Mythe.</p> <lb n="p2b_249.023"/> <p> <hi rendition="#c">Litteratur der Mythe.</hi> </p> <p><lb n="p2b_249.024"/> Gute Mythen haben u. a. geliefert: Goethe (Prometheus); Smets (die <lb n="p2b_249.025"/> Söhne); Hall (Biton und Kleobis, welchen Stoff auch von Feuchtersleben <lb n="p2b_249.026"/> benutzte); Tieck, Schlegel (beide bearbeiteten „Arion“); Streckfuß (Des Narcissus <lb n="p2b_249.027"/> Verwandlung); A. Grün (Elfenkönig); G. Schwab (Der Bau des Reißensteines); <lb n="p2b_249.028"/> Schiller (Klage der Ceres); Chamisso; Oehlenschläger; Bechstein; J. A. <lb n="p2b_249.029"/> Apel; A. Kopisch (Die Heinzelmännchen); Daxenberger (die erste griechische <lb n="p2b_249.030"/> Mythe); Wetzel (nordische); Geibel (gab Mythen in den Juniusliedern); Rückert <lb n="p2b_249.031"/> (schrieb Minerva und Vulkan, Griechische Tageszeiten, und morgenländische <lb n="p2b_249.032"/> Mythen) u. a.</p> <p><lb n="p2b_249.033"/> Die Mythendichter schöpften lange Zeit besonders aus Homers Jlias und <lb n="p2b_249.034"/> Odyssee, aus Hesiods Theogonie, und aus den Tragikern Äschylos, Sophokles, <lb n="p2b_249.035"/> Euripides.</p> <p><lb n="p2b_249.036"/> Bei den Römern schöpften sie aus Ovids Metamorphosen, welche in <lb n="p2b_249.037"/> 15 Büchern Mythen behandeln, die mit Verwandlung der Menschen in Steine, <lb n="p2b_249.038"/> Pflanzen und Tiere endigen. (Voß hat sie übersetzt.)</p> <p><lb n="p2b_249.039"/> Die Göttersagen der alten germanischen Völkerschaften blieben am reinsten <lb n="p2b_249.040"/> bei den Jsländern erhalten. Der gelehrte Priester <hi rendition="#g">Sämund</hi> Sigfusson (um 1100) <lb n="p2b_249.041"/> hat die im Volksmund lebenden Göttersagen und Gesänge gesammelt und unter <lb n="p2b_249.042"/> dem Namen Edda (== Ältermutter, Weisheit) uns aufbewahrt. Sie ist in <lb n="p2b_249.043"/> gebundener Rede gegeben, enthält 2 Teile und zeichnet sich durch ernsten, <lb n="p2b_249.044"/> großartigen, überwältigenden Charakter aus. <hi rendition="#g">Snorri</hi> Sturluson (13. Jahrhundert) <lb n="p2b_249.045"/> hat eine ähnliche Sammlung verfaßt, die im Gegensatz zur <hi rendition="#g">Sämund=</hi> <lb n="p2b_249.046"/> Edda die <hi rendition="#g">Snorri=</hi>Edda genannt wird. Simrock und Plönnies haben beide </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0271]
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Doch, trotz gewalt'gem Keulenschwung, p2b_249.002
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Bleibt Munin, die Erinnerung, p2b_249.004
Und Hugin, der Gedanke.
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Ob auch auf kurze Zeit gezähmt, p2b_249.006
Sie waren nicht zu zwingen; p2b_249.007
Ob auch ihr Flügelpaar gelähmt, p2b_249.008
Es wuchsen neue Schwingen, p2b_249.009
Und mit gewalt'gem Flügelschwung p2b_249.010
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Floh Munin, die Erinnerung, p2b_249.012
Und Hugin, der Gedanke.
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Als sich das Rabenpaar entschwang, p2b_249.014
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Fliegt Munin, die Erinnerung, p2b_249.020
Und Hugin, der Gedanke.
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Weitere allbekannte Beispiele erwähnen wir nachstehend unter Litteratur p2b_249.022
der Mythe.
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Litteratur der Mythe.
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Gute Mythen haben u. a. geliefert: Goethe (Prometheus); Smets (die p2b_249.025
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benutzte); Tieck, Schlegel (beide bearbeiteten „Arion“); Streckfuß (Des Narcissus p2b_249.027
Verwandlung); A. Grün (Elfenkönig); G. Schwab (Der Bau des Reißensteines); p2b_249.028
Schiller (Klage der Ceres); Chamisso; Oehlenschläger; Bechstein; J. A. p2b_249.029
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Mythe); Wetzel (nordische); Geibel (gab Mythen in den Juniusliedern); Rückert p2b_249.031
(schrieb Minerva und Vulkan, Griechische Tageszeiten, und morgenländische p2b_249.032
Mythen) u. a.
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Die Mythendichter schöpften lange Zeit besonders aus Homers Jlias und p2b_249.034
Odyssee, aus Hesiods Theogonie, und aus den Tragikern Äschylos, Sophokles, p2b_249.035
Euripides.
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Bei den Römern schöpften sie aus Ovids Metamorphosen, welche in p2b_249.037
15 Büchern Mythen behandeln, die mit Verwandlung der Menschen in Steine, p2b_249.038
Pflanzen und Tiere endigen. (Voß hat sie übersetzt.)
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Die Göttersagen der alten germanischen Völkerschaften blieben am reinsten p2b_249.040
bei den Jsländern erhalten. Der gelehrte Priester Sämund Sigfusson (um 1100) p2b_249.041
hat die im Volksmund lebenden Göttersagen und Gesänge gesammelt und unter p2b_249.042
dem Namen Edda (== Ältermutter, Weisheit) uns aufbewahrt. Sie ist in p2b_249.043
gebundener Rede gegeben, enthält 2 Teile und zeichnet sich durch ernsten, p2b_249.044
großartigen, überwältigenden Charakter aus. Snorri Sturluson (13. Jahrhundert) p2b_249.045
hat eine ähnliche Sammlung verfaßt, die im Gegensatz zur Sämund= p2b_249.046
Edda die Snorri=Edda genannt wird. Simrock und Plönnies haben beide
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