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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Ein wesentliches Erfordernis desselben ist das Recitativ, ohne p2b_513.002
welches es zu einer einfachen Opernscene herabsinkt.

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Schon die alten Griechen füllten die Lücken zwischen den Akten ihrer p2b_513.004
Tragödien durch Wechselgesänge und Chöre aus, welche freilich mit ihrer Handlung p2b_513.005
in engster Beziehung standen. Jhnen folgten zuerst die Jtaliener, welche p2b_513.006
die spezifisch italienische Gattung des Jntermezzo schufen. Als erster italienischer p2b_513.007
Jntermezzo-Dichter wird Valentini (um 1650) genannt, obwohl Giovanni p2b_513.008
Bardis Combattimento d'Apolline col serpente (aufgeführt um 1590) p2b_513.009
wahrscheinlich das älteste Jntermezzo ist. Erst als Metastasios Verdienste die p2b_513.010
opera seria zur Vollendung hoben, schuf man wieder Jntermezzos, die von p2b_513.011
ihren Komponisten genau wie die opera buffa behandelt wurden.

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Jn Frankreich ahmte zuerst Racine (in seiner Athalie), und in Deutschland p2b_513.013
Cronegk (in der Tragödie Olint und Sophronia) die Sitte der Alten p2b_513.014
nach. Jn Deutschland wurden sodann mehrere Jntermezzos geschaffen, aber p2b_513.015
sie trugen sämtlich italienisches Gepräge. Eines der bekanntesten und beliebtesten p2b_513.016
wurde Pygmalion von dem Sänger Wilhelm Häser, das wir als p2b_513.017
Beispiel des Jntermezzo betonen wollen.

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(Jn der Neuzeit ist man von der Anwendung des Jntermezzo mehr oder p2b_513.019
weniger zurück gekommen. Man läßt die Zeit zwischen den einzelnen Akten p2b_513.020
oder Stücken in den Theaterkonditoreien oder in den Foyers zubringen; oder p2b_513.021
man füllt sie durch die sog. Entr'akts=Musik aus [Jnstrumentalstücke in Form p2b_513.022
kleiner Sinfonien oder Ouvertüren]; oder endlich man schiebt kleine Possen ein, p2b_513.023
die ebenfalls Jntermezzo heißen, z. B. Der Salon-Mauschel von Ullmayer; p2b_513.024
Das Wundertheater, Zwischenspiel von Cervantes, übersetzt von Herm. Kurtz; p2b_513.025
Hinüber=herüber &c. von Nestroy &c.)

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§ 188. Entstehung und geschichtliche Entwickelung der p2b_513.027
Oper in Jtalien, Frankreich und Deutschland.

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Da die Oper die höchste musikalisch=dramatische Kunstform ist p2b_513.029
und ihre Eigenart, wie überhaupt ihr Wesen und Gepräge zum Teil p2b_513.030
nur durch den Hinblick auf ihre geschichtliche Entwickelung verständlich p2b_513.031
wird, wie denn auch erst die Kenntnis dieser Eigenart zum Mitsprechen p2b_513.032
und zur Beurteilung der jeweiligen Librettodichtung befähigt, so bieten p2b_513.033
wir in scharfen Umrissen das Wissenswerteste über die Oper in Jtalien, p2b_513.034
Frankreich und Deutschland, indem wir Folgendes ausführen:

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1. Die Oper erblühte der Renaissance. Jhre Heimat ist Jtalien.

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2. Frankreich adoptierte die italienische Oper und bildete sie fort.

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3. Jn Deutschland ging die Oper aus der Nachahmung der p2b_513.038
Jtaliener hervor. Die Geburtsstätte einer deutschen Oper mit deutschem p2b_513.039
Text und deutscher Musik ist Nürnberg. Jhre Blütestation wurde p2b_513.040
sodann Hamburg unter Reinhard Keiser um 1700; später Wien, wo p2b_513.041
sie als komisches Singspiel ein vollendet nationales Gepräge erhielt.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/535>, abgerufen am 22.11.2024.