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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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öffnet ihr Herz jedem erhebenden Gefühl; das Alter verjüngt sich durch Erinnerung; p2b_062.002
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zu enthüllen; alle finden Erholung und Aufheiterung und werden auf p2b_062.005
eine Zeitlang der Sorgen und des täglichen Drucks ihrer Lebensweise enthoben."

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2. Jede Wirkung hinterläßt einen Eindruck, eine bleibende Spur. Die p2b_062.007
Summe dieser Spuren bedingt und hebt die ästhetische und moralische Durchschnittsbildung p2b_062.008
des Jahrhunderts. Daraus erwächst die Forderung, nur solche p2b_062.009
dramatische Dichtungen vorzuführen, welche für das Edelste und Erhabenste p2b_062.010
Begeisterung schaffen. Nicht darf eine dramatische Dichtung durch sinnlichen p2b_062.011
Glanz blenden, nicht Verbrechen als Tugend stempeln, nicht Verführung in p2b_062.012
anziehendem Gewande erscheinen lassen, nicht niedrige und gewöhnliche Ausbrüche p2b_062.013
der Leidenschaft und Gemeinheit ihren Personen in den Mund legen, p2b_062.014
nicht anstand- und schamverletzend (wie es in vielen französischen Machwerken, p2b_062.015
sogar in dem neuerdings beliebt gewordenen bessern Stück "Dora" von Sardou p2b_062.016
geschieht; vgl. Ende des I. Aktes), die Handlung fortspinnen; vielmehr muß p2b_062.017
das Jdeale, Erhabene, Edle, Wahre und Schöne das Ziel der guten dramatischen p2b_062.018
Dichtung sein, das sie durch Entfaltung aller Mittel, durch Sinnestäuschungen p2b_062.019
(Jllusionen), durch Mimik, Deklamation, Malerei erreicht. So p2b_062.020
wird die Dramatik auch durch die Bühne nachhaltiger wirken, als das Leben p2b_062.021
selbst; so wird sie sogar diejenigen gewinnen, denen sonst alles Jdeale unverständlich p2b_062.022
ist; so wird sie einen Beitrag liefern zur Geistes- und Herzensbildung p2b_062.023
der Nation.

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V. Übergänge der Gattungen der Poesie.
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§ 44. Einteilung der Übergangsformen.

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Nicht immer beschränken sich die einzelnen Dichtungen einseitig p2b_062.027
auf das lyrische, didaktische, epische und dramatische Element. Häufig p2b_062.028
gehen in einem und demselben Gedichte verschiedene dichterische Elemente p2b_062.029
in einander über, so daß man das Gedicht für lyrisch, oder für episch &c. p2b_062.030
halten könnte. Jn solchem Falle wählt man folgende zusammengesetzte p2b_062.031
Bezeichnungen und Einteilungen:

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I. Vorwiegen des lyrischen Elements.

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a. lyrisch=episch, b. lyrisch=didaktisch, c. lyrisch=dramatisch.

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II. Vorwiegen des didaktischen Elements.

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a. didaktisch=lyrisch, b. didaktisch=episch, c. didaktisch=dramatisch.

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III. Vorwiegen des epischen Elements.

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a. episch=lyrisch, b. episch=didaktisch, c. episch=dramatisch.

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IV. Vorwiegen des dramatischen Elements.

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a. dramatisch=lyrisch, b. dramatisch=didaktisch, c. dramatischepisch.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/84>, abgerufen am 22.11.2024.