Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_064.001 Es stunde eine Fraue alleine p2b_064.004 Und wartete über Heide, p2b_064.005 Und wartete ihres Liebes, p2b_064.006 So ersah sie Falken fliegen. p2b_064.007 O weh, wie lassen sie mir nicht mein Lieb, p2b_064.010 Wohl begehrte ich doch ihres keines Trautes niemals nie. p2b_064.011 p2b_064.014 p2b_064.015 p2b_064.017 p2b_064.019 p2b_064.021 p2b_064.022 p2b_064.023 p2b_064.025 p2b_064.026 p2b_064.028 § 46. Genesis und historische Verbindung der Dichtungsarten. p2b_064.031 (Eine historisch=philosophische Betrachtung im Umriß.) p2b_064.032 p2b_064.038 p2b_064.039 p2b_064.001 Es stunde eine Fraue alleine p2b_064.004 Und wartete über Heide, p2b_064.005 Und wartete ihres Liebes, p2b_064.006 So ersah sie Falken fliegen. p2b_064.007 O weh, wie lassen sie mir nicht mein Lieb, p2b_064.010 Wohl begehrte ich doch ihres keines Trautes niemals nie. p2b_064.011 p2b_064.014 p2b_064.015 p2b_064.017 p2b_064.019 p2b_064.021 p2b_064.022 p2b_064.023 p2b_064.025 p2b_064.026 p2b_064.028 § 46. Genesis und historische Verbindung der Dichtungsarten. p2b_064.031 (Eine historisch=philosophische Betrachtung im Umriß.) p2b_064.032 p2b_064.038 p2b_064.039 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div> <p><pb facs="#f0086" n="64"/><lb n="p2b_064.001"/> in Tiecks Minnelieder (Werke Bd. <hi rendition="#aq">XX</hi> S. 79) Nr. 33. Dieses Gedicht <lb n="p2b_064.002"/> Dietmars von Aist beginnt mit der Erzählung:</p> <lb n="p2b_064.003"/> <lg> <l>Es stunde eine Fraue alleine</l> <lb n="p2b_064.004"/> <l>Und wartete über Heide,</l> <lb n="p2b_064.005"/> <l>Und wartete ihres Liebes,</l> <lb n="p2b_064.006"/> <l>So ersah sie Falken fliegen.</l> </lg> <p><lb n="p2b_064.007"/> Daran fügt Dietmar einen Monolog der Frau, welcher ihre Gefühlszustände <lb n="p2b_064.008"/> durch Vergleichung mit dem Falken darlegt und schließt:</p> <lb n="p2b_064.009"/> <lg> <l>O weh, wie lassen sie mir nicht mein Lieb,</l> <lb n="p2b_064.010"/> <l>Wohl begehrte ich doch ihres keines Trautes niemals nie.</l> </lg> <p><lb n="p2b_064.011"/> Episch=lyrisch ist Reinmar der Alte. Episch=lyrisch, an vielen Stellen <lb n="p2b_064.012"/> rhetorisch=lyrisch, könnte man ferner Klopstocks Messiade nennen. Episch=lyrisch <lb n="p2b_064.013"/> sind J. G. Fischers Bilder vom Bodensee u. a.</p> <p><lb n="p2b_064.014"/><hi rendition="#aq">e</hi>. Episch-didaktische Dichtungen.</p> <p><lb n="p2b_064.015"/> Episch=didaktisch ist ein Gedicht, wenn die Lehre in Form einer <lb n="p2b_064.016"/> Erzählung gegeben wird.</p> <p><lb n="p2b_064.017"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Der Fürst und der Landmann von Fr. Rückert. Ferner: <lb n="p2b_064.018"/> Theophania von Fr. Beck (Gotha 1855) &c.</p> <p><lb n="p2b_064.019"/> Didaktisch=episch ist das Gedicht Die Gesundbrunnen von Valerius Wilh. <lb n="p2b_064.020"/> Neubeck.</p> <p><lb n="p2b_064.021"/><hi rendition="#aq">f</hi>. Episch-dramatische Dichtungen.</p> <p><lb n="p2b_064.022"/> Bei ihnen ist Erzählung mit Gespräch verbunden.</p> <p><lb n="p2b_064.023"/><hi rendition="#g">Beispiele:</hi> Rückerts Gottesmauer. Ferner Die Vergeltung von Blanckarts <lb n="p2b_064.024"/> &c.</p> <p><lb n="p2b_064.025"/><hi rendition="#aq">g</hi>. Dramatisch-didaktische Dichtungen.</p> <p><lb n="p2b_064.026"/> Es sind dies diejenigen Gedichte, bei welchen das Belehrende in <lb n="p2b_064.027"/> Gesprächsform geboten ist.</p> <p><lb n="p2b_064.028"/><hi rendition="#g">Beispiel:</hi> Fr. Rückerts Gespräch mit Uhland, sowie Sallets Fragment <lb n="p2b_064.029"/> aus einer Tragödie im antiken Stil u. s. w.</p> </div> <lb n="p2b_064.030"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 46. Genesis und historische Verbindung der Dichtungsarten. <lb n="p2b_064.031"/> (Eine historisch=philosophische Betrachtung im Umriß.)</hi> </head> <p><lb n="p2b_064.032"/> 1. Bevor wir die einzelnen Dichtungsarten vorführen, ist eine <lb n="p2b_064.033"/> mehr philosophische Betrachtung des Zusammenhangs und der historischen <lb n="p2b_064.034"/> Entwickelung der einzelnen Dichtungsarten im Anschluß an das in § 10 <lb n="p2b_064.035"/> und § 18 des 1. Bandes gegebene Material geboten. Wir gehen dabei <lb n="p2b_064.036"/> davon aus, daß die Quelle der epischen Poesie die ursprünglich <lb n="p2b_064.037"/> älteste: die Erinnerung ist, indem wir fragen:</p> <p><lb n="p2b_064.038"/> 2. Wie verhält es sich mit dem Abblühen der Epik?</p> <p><lb n="p2b_064.039"/> 3. Wie lösten sich nachweislich die einzelnen Gattungen der Poesie <lb n="p2b_064.040"/> ab? Endlich</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0086]
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in Tiecks Minnelieder (Werke Bd. XX S. 79) Nr. 33. Dieses Gedicht p2b_064.002
Dietmars von Aist beginnt mit der Erzählung:
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Es stunde eine Fraue alleine p2b_064.004
Und wartete über Heide, p2b_064.005
Und wartete ihres Liebes, p2b_064.006
So ersah sie Falken fliegen.
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Daran fügt Dietmar einen Monolog der Frau, welcher ihre Gefühlszustände p2b_064.008
durch Vergleichung mit dem Falken darlegt und schließt:
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O weh, wie lassen sie mir nicht mein Lieb, p2b_064.010
Wohl begehrte ich doch ihres keines Trautes niemals nie.
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Episch=lyrisch ist Reinmar der Alte. Episch=lyrisch, an vielen Stellen p2b_064.012
rhetorisch=lyrisch, könnte man ferner Klopstocks Messiade nennen. Episch=lyrisch p2b_064.013
sind J. G. Fischers Bilder vom Bodensee u. a.
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e. Episch-didaktische Dichtungen.
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Episch=didaktisch ist ein Gedicht, wenn die Lehre in Form einer p2b_064.016
Erzählung gegeben wird.
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Beispiel: Der Fürst und der Landmann von Fr. Rückert. Ferner: p2b_064.018
Theophania von Fr. Beck (Gotha 1855) &c.
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Didaktisch=episch ist das Gedicht Die Gesundbrunnen von Valerius Wilh. p2b_064.020
Neubeck.
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f. Episch-dramatische Dichtungen.
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Bei ihnen ist Erzählung mit Gespräch verbunden.
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Beispiele: Rückerts Gottesmauer. Ferner Die Vergeltung von Blanckarts p2b_064.024
&c.
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g. Dramatisch-didaktische Dichtungen.
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Es sind dies diejenigen Gedichte, bei welchen das Belehrende in p2b_064.027
Gesprächsform geboten ist.
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Beispiel: Fr. Rückerts Gespräch mit Uhland, sowie Sallets Fragment p2b_064.029
aus einer Tragödie im antiken Stil u. s. w.
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§ 46. Genesis und historische Verbindung der Dichtungsarten. p2b_064.031
(Eine historisch=philosophische Betrachtung im Umriß.) p2b_064.032
1. Bevor wir die einzelnen Dichtungsarten vorführen, ist eine p2b_064.033
mehr philosophische Betrachtung des Zusammenhangs und der historischen p2b_064.034
Entwickelung der einzelnen Dichtungsarten im Anschluß an das in § 10 p2b_064.035
und § 18 des 1. Bandes gegebene Material geboten. Wir gehen dabei p2b_064.036
davon aus, daß die Quelle der epischen Poesie die ursprünglich p2b_064.037
älteste: die Erinnerung ist, indem wir fragen:
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2. Wie verhält es sich mit dem Abblühen der Epik?
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3. Wie lösten sich nachweislich die einzelnen Gattungen der Poesie p2b_064.040
ab? Endlich
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