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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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4. Welcher geschichtliche oder auch völkerpsychologische Grund für p2b_065.002
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Poetik untersuchen, wie sich im Volksglauben das historische Bewußtsein von p2b_065.006
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daß z. B. der Homersche Hymnus an Hermes die Mnemosyne (also das p2b_065.008
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war die Quelle der epischen Poesie. (Nicht umsonst ist das Gedächtnis p2b_065.010
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da an, wo sein Gedächtnis auf die Probe gestellt wird &c. (Vgl. hierzu Bd. I. p2b_065.013
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nicht bedeutungsloses historisches Zeugnis. Die epischen Gesänge der Gothen, p2b_065.015
Longobarden (vgl. Paulus Diaconus 1. 27) fußten ebenso auf der Erinnerung, p2b_065.016
als die ältesten Gesänge der Jnder, Perser, Araber und Hebräer. Homer p2b_065.017
fand bei seinem Volke nur ungeschriebene epische Gesänge vor. Die dort auftretenden p2b_065.018
Sänger (aoidoi), Phemios auf Jthaka, Demodokos bei den Phäaken p2b_065.019
&c. sangen ihre epischen Stoffe aus der Erinnerung. Die epische Poesie p2b_065.020
ließ am besten das Schöne in den Formen der Wirklichkeit anschauen und gab p2b_065.021
der Phantasie wie dem Gedächtnisse gleichmäßige Gelegenheit zur Entfaltung.

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2. Jn § 18 dieses Bandes haben wir dargethan, daß mit dem Aufblühen p2b_065.023
der Lyrik das Abblühen der Epik Hand in Hand ging. Nur allmählich p2b_065.024
kam das lyrische Moment zum Durchbruch. Man vgl. die ersten Minnesinger, p2b_065.025
deren Lieder meist noch episch=lyrisch sind.

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sein, als die Mundarten, und man wäre fast versucht, an die ionische, p2b_065.028
äolische und dorische Lyrik zu denken.

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Bei den Griechen folgte der Epik nachweislich die Elegie der Jonier, p2b_065.030
dann kamen die Epoden und Jamben des Archilochos von Paros und die p2b_065.031
freien Maße und Strophen der Lesbier (Äoler: Alcäus, Sappho). Die Übergänge p2b_065.032
fanden bei den verschiedenen Stämmen auf verschiedene Weise statt. p2b_065.033
Bei den Deutschen folgte der Epik die lyrisch=epische Behandlung Dietmars von p2b_065.034
Aist, die episch=lyrische Reinmars des Alten, die rein lyrische des Hauptvertreters p2b_065.035
des Minnesangs Walthers von der Vogelweide. Erst die mittelalterliche p2b_065.036
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die einmal erlangte Herrschaft behielt.

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sie wurde gesungen, wie diese. Aber sie wurde nicht eigentümlich, d. h. p2b_065.040
aus dem Volksgeist und mit seinem Material zur Vollendung gebracht, vielmehr p2b_065.041
durch fremde Vorbilder beeinflußt und genährt. Es fehlte unserer deutschen p2b_065.042
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die selbständige Entwickelung. Man ahmte Franzosen und Provencalen nach, p2b_065.044
und unter der Geringschätzung gegen das Heimatliche mußte auch das verkümmern,

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Poetik untersuchen, wie sich im Volksglauben das historische Bewußtsein von p2b_065.006
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/87>, abgerufen am 17.05.2024.