Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_090.001 p3b_090.004 p3b_090.008 p3b_090.012 p3b_090.016 p3b_090.018 p3b_090.020 Lösungen. p3b_090.023 Mensch, wenn dein Herz vor Gott wie Wachs ist weich und rein, p3b_090.025 p3b_090.026So drückt der heil'ge Geist das Bildnis Jesu drein. (A. Silesius.) p3b_090.027Der Siegelring wird nicht in harten Stein sich drücken; p3b_090.028 p3b_090.029Herz, werde weiches Wachs, soll Gottes Bild dich schmücken. (Fr. Rückert.) p3b_090.030Zu b. Das Ziel. p3b_090.031Die Seele, welche Gott das Herze treffen will, p3b_090.032 p3b_090.033Seh' nur mit einem Aug', dem rechten, auf das Ziel. (A. Silesius.) p3b_090.034Wenn eines wirken soll, so laß das andre ruhn; p3b_090.035 p3b_090.036Ein Schütz, der treffen will, muß zu ein Auge thun. (Fr. Rückert.) p3b_090.037 p3b_090.001 p3b_090.004 p3b_090.008 p3b_090.012 p3b_090.016 p3b_090.018 p3b_090.020 Lösungen. p3b_090.023 Mensch, wenn dein Herz vor Gott wie Wachs ist weich und rein, p3b_090.025 p3b_090.026So drückt der heil'ge Geist das Bildnis Jesu drein. (A. Silesius.) p3b_090.027Der Siegelring wird nicht in harten Stein sich drücken; p3b_090.028 p3b_090.029Herz, werde weiches Wachs, soll Gottes Bild dich schmücken. (Fr. Rückert.) p3b_090.030Zu b. Das Ziel. p3b_090.031Die Seele, welche Gott das Herze treffen will, p3b_090.032 p3b_090.033Seh' nur mit einem Aug', dem rechten, auf das Ziel. (A. Silesius.) p3b_090.034Wenn eines wirken soll, so laß das andre ruhn; p3b_090.035 p3b_090.036Ein Schütz, der treffen will, muß zu ein Auge thun. (Fr. Rückert.) p3b_090.037 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0116" n="90"/> <p><lb n="p3b_090.001"/> 8. Meist verkürzt man, um ein strophisches Charakteristikum zu <lb n="p3b_090.002"/> gewinnen, nur <hi rendition="#g">eine</hi> Zeile, in der Regel die letzte. Zuweilen ist noch <lb n="p3b_090.003"/> eine mittlere Zeile verkürzt.</p> <p><lb n="p3b_090.004"/> 9. Die verkürzte Zeile ist ein jambischer Viertakter. Verkürzung <lb n="p3b_090.005"/> auf Dreitakter ist selten; Freiligrath bietet eine solche, aber sie entbehrt <lb n="p3b_090.006"/> des Wohllauts der übrigen Formen. Man könnte sich übrigens <lb n="p3b_090.007"/> recht gut eine Verkürzung auf Zweitakter denken.</p> <p><lb n="p3b_090.008"/> 10. Die alexandrinische Fünfzeile hat zwei Reime; es reimen sich <lb n="p3b_090.009"/> die Verse 1 + 3 + 4 einer=, und 2 + 5 andererseits. Das Schema ist <lb n="p3b_090.010"/> also: <hi rendition="#aq">a b a a b</hi> oder <hi rendition="#aq">a a b a b</hi>. Die <hi rendition="#aq">b</hi>=Reime sind es, welche vom <lb n="p3b_090.011"/> Dichter nach Belieben verkürzt werden können.</p> <p><lb n="p3b_090.012"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 1. <hi rendition="#g">Alexandriner-Distichon. Nachstehende Materien <lb n="p3b_090.013"/> sollen zu Gnomen (oder zu Epigrammen) verwertet werden. (Zur <lb n="p3b_090.014"/> Vergleichung stellen wir die Lösungen Schefflers [Angelus Silesius] <lb n="p3b_090.015"/> und Rückerts einander gegenüber.</hi>)</p> <p> <lb n="p3b_090.016"/> <hi rendition="#g">Die Überschriften mag der Lernende nach Maßgabe des Stoffes <lb n="p3b_090.017"/> erfinden.</hi> </p> <p><lb n="p3b_090.018"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi><hi rendition="#aq">a</hi>. Erst wenn dein Herz weich wie Wachs geworden, │ drückt <lb n="p3b_090.019"/> der heilige Geist das Bildnis Jesu hinein. ‖</p> <p><lb n="p3b_090.020"/><hi rendition="#aq">b</hi>. Wer ein Ziel erreichen will, darf sich nicht zersplittern. │ Wie ein Schütze <lb n="p3b_090.021"/> muß er sein, der ein Auge schließt, um mit dem anderen um so sicherer zu zielen. ‖</p> <lb n="p3b_090.022"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösungen.</hi><lb n="p3b_090.023"/><hi rendition="#c">Zu</hi><hi rendition="#aq">a</hi>. <hi rendition="#g">Dein Herz.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_090.024"/> <lg> <l>Mensch, wenn dein Herz vor Gott wie Wachs ist weich und rein,</l> <lb n="p3b_090.025"/> <l>So drückt der heil'ge Geist das Bildnis Jesu drein.</l> </lg> <lb n="p3b_090.026"/> <p> <hi rendition="#right">(A. Silesius.)</hi> </p> <lb n="p3b_090.027"/> <lg> <l>Der Siegelring wird nicht in harten Stein sich drücken;</l> <lb n="p3b_090.028"/> <l>Herz, werde weiches Wachs, soll Gottes Bild dich schmücken.</l> </lg> <lb n="p3b_090.029"/> <p> <hi rendition="#right">(Fr. Rückert.)</hi> </p> <lb n="p3b_090.030"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zu</hi><hi rendition="#aq">b</hi>. <hi rendition="#g">Das Ziel.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_090.031"/> <lg> <l>Die Seele, welche Gott das Herze treffen will,</l> <lb n="p3b_090.032"/> <l>Seh' nur mit einem Aug', dem rechten, auf das Ziel.</l> </lg> <lb n="p3b_090.033"/> <p> <hi rendition="#right">(A. Silesius.)</hi> </p> <lb n="p3b_090.034"/> <lg> <l>Wenn eines wirken soll, so laß das andre ruhn;</l> <lb n="p3b_090.035"/> <l>Ein Schütz, der treffen will, muß zu ein Auge thun.</l> </lg> <lb n="p3b_090.036"/> <p> <hi rendition="#right">(Fr. Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p3b_090.037"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 2. <hi rendition="#g">Freiligraths zweite Alexandrinerstrophe. Nachstehender <lb n="p3b_090.038"/> Stoff soll Strophen ergeben, welche aus je fünf Alexandrinerversen <lb n="p3b_090.039"/> und einem abschließenden jambischen Viertakter bestehen.</hi></p> <lb n="p3b_090.040"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0116]
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8. Meist verkürzt man, um ein strophisches Charakteristikum zu p3b_090.002
gewinnen, nur eine Zeile, in der Regel die letzte. Zuweilen ist noch p3b_090.003
eine mittlere Zeile verkürzt.
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9. Die verkürzte Zeile ist ein jambischer Viertakter. Verkürzung p3b_090.005
auf Dreitakter ist selten; Freiligrath bietet eine solche, aber sie entbehrt p3b_090.006
des Wohllauts der übrigen Formen. Man könnte sich übrigens p3b_090.007
recht gut eine Verkürzung auf Zweitakter denken.
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10. Die alexandrinische Fünfzeile hat zwei Reime; es reimen sich p3b_090.009
die Verse 1 + 3 + 4 einer=, und 2 + 5 andererseits. Das Schema ist p3b_090.010
also: a b a a b oder a a b a b. Die b=Reime sind es, welche vom p3b_090.011
Dichter nach Belieben verkürzt werden können.
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Aufgabe 1. Alexandriner-Distichon. Nachstehende Materien p3b_090.013
sollen zu Gnomen (oder zu Epigrammen) verwertet werden. (Zur p3b_090.014
Vergleichung stellen wir die Lösungen Schefflers [Angelus Silesius] p3b_090.015
und Rückerts einander gegenüber.)
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Die Überschriften mag der Lernende nach Maßgabe des Stoffes p3b_090.017
erfinden.
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Stoff. a. Erst wenn dein Herz weich wie Wachs geworden, │ drückt p3b_090.019
der heilige Geist das Bildnis Jesu hinein. ‖
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b. Wer ein Ziel erreichen will, darf sich nicht zersplittern. │ Wie ein Schütze p3b_090.021
muß er sein, der ein Auge schließt, um mit dem anderen um so sicherer zu zielen. ‖
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Lösungen. p3b_090.023
Zu a. Dein Herz.
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Mensch, wenn dein Herz vor Gott wie Wachs ist weich und rein, p3b_090.025
So drückt der heil'ge Geist das Bildnis Jesu drein.
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(A. Silesius.)
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Der Siegelring wird nicht in harten Stein sich drücken; p3b_090.028
Herz, werde weiches Wachs, soll Gottes Bild dich schmücken.
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(Fr. Rückert.)
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Zu b. Das Ziel.
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Die Seele, welche Gott das Herze treffen will, p3b_090.032
Seh' nur mit einem Aug', dem rechten, auf das Ziel.
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(A. Silesius.)
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Wenn eines wirken soll, so laß das andre ruhn; p3b_090.035
Ein Schütz, der treffen will, muß zu ein Auge thun.
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(Fr. Rückert.)
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Aufgabe 2. Freiligraths zweite Alexandrinerstrophe. Nachstehender p3b_090.038
Stoff soll Strophen ergeben, welche aus je fünf Alexandrinerversen p3b_090.039
und einem abschließenden jambischen Viertakter bestehen.
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