Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_104.001 Viertes Hauptstück. p3b_104.002 p3b_104.004Fremde moderne Strophen und Dichtungsformen. p3b_104.003 (Südliche Formen.) ------ § 38. Bildung von Sonetten. p3b_104.005 p3b_104.016 p3b_104.020 p3b_104.025 p3b_104.001 Viertes Hauptstück. p3b_104.002 p3b_104.004Fremde moderne Strophen und Dichtungsformen. p3b_104.003 (Südliche Formen.) ────── § 38. Bildung von Sonetten. p3b_104.005 p3b_104.016 p3b_104.020 p3b_104.025 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0130" n="E104"/> </div> </div> <div n="1"> <lb n="p3b_104.001"/> <head> <hi rendition="#c">Viertes Hauptstück. <lb n="p3b_104.002"/> Fremde moderne Strophen und Dichtungsformen. <lb n="p3b_104.003"/> (Südliche Formen.) ──────</hi> </head> <lb n="p3b_104.004"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§ 38. Bildung von Sonetten.</hi> </head> <p><lb n="p3b_104.005"/> 1. Das Sonett ist eine Art Epigramm von 14 Verszeilen, welches <lb n="p3b_104.006"/> in den ersten 8 Versen breiteren Raum für die Exposition zum <lb n="p3b_104.007"/> epischen Vordersatz gewährt, während die 6 folgenden Zeilen den lyrischen <lb n="p3b_104.008"/> Nachsatz (die Klausel) bilden. Die englischen Abarten (das Shakespearesche, <lb n="p3b_104.009"/> sowie das Spencersche Sonett) sind beachtenswert. Die <lb n="p3b_104.010"/> Shakespearesche Form mit 3 kreuzreimigen Vierzeilen und einer zweizeiligen <lb n="p3b_104.011"/> Schlußstrophe haben wir bereits <hi rendition="#aq">I</hi>, 534 dieser Poetik erwähnt. <lb n="p3b_104.012"/> Die Spencersche Form ist noch schöner und vollendeter (<hi rendition="#aq">abab, bcbc, <lb n="p3b_104.013"/> cdcd, ee</hi>). Sie baut sich wie die Spencerstanze (vgl. § 41 dieses <lb n="p3b_104.014"/> Bands) auf dem französischen <hi rendition="#aq">Huitain</hi> (Achtzeile) auf; nur hat sie <lb n="p3b_104.015"/> lauter gleichlange Verse.</p> <p><lb n="p3b_104.016"/> 2. Da das Sonett aus 8zeiligem Aufgesang und 6zeiligem Abgesang <lb n="p3b_104.017"/> besteht, so muß vor allem der für dasselbe bestimmte Stoff <lb n="p3b_104.018"/> in zwei Gruppen abgegrenzt werden. Zuvor ist jedoch der Gedanke <lb n="p3b_104.019"/> zu prüfen, ob er dieser Form zu vermählen ist.</p> <p><lb n="p3b_104.020"/> 3. Beide Stoffteile müssen sich nämlich zu einander verhalten, <lb n="p3b_104.021"/> wie Vordersatz zu Nachsatz, oder Satz zu Gegensatz. Der letzte Teil <lb n="p3b_104.022"/> (die beiden Terzinen) giebt gewissermaßen die Moral. (Das Epigrammatische <lb n="p3b_104.023"/> des Sonetts kann sich ausnahmsweise auch in der letzten <lb n="p3b_104.024"/> Zeile der zweiten Terzine, also in der letzten Verszeile konzentrieren.)</p> <p><lb n="p3b_104.025"/> 4. Aus diesem Grunde darf niemals der Jnhalt aus dem ersten <lb n="p3b_104.026"/> Hauptteil in den zweiten überlaufen. Vielmehr muß zwischen den <lb n="p3b_104.027"/> beiden Hauptteilen des Sonetts ein Ruhepunkt und eine syntaktische <lb n="p3b_104.028"/> Pause angebracht werden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E104/0130]
p3b_104.001
Viertes Hauptstück. p3b_104.002
Fremde moderne Strophen und Dichtungsformen. p3b_104.003
(Südliche Formen.) ────── p3b_104.004
§ 38. Bildung von Sonetten. p3b_104.005
1. Das Sonett ist eine Art Epigramm von 14 Verszeilen, welches p3b_104.006
in den ersten 8 Versen breiteren Raum für die Exposition zum p3b_104.007
epischen Vordersatz gewährt, während die 6 folgenden Zeilen den lyrischen p3b_104.008
Nachsatz (die Klausel) bilden. Die englischen Abarten (das Shakespearesche, p3b_104.009
sowie das Spencersche Sonett) sind beachtenswert. Die p3b_104.010
Shakespearesche Form mit 3 kreuzreimigen Vierzeilen und einer zweizeiligen p3b_104.011
Schlußstrophe haben wir bereits I, 534 dieser Poetik erwähnt. p3b_104.012
Die Spencersche Form ist noch schöner und vollendeter (abab, bcbc, p3b_104.013
cdcd, ee). Sie baut sich wie die Spencerstanze (vgl. § 41 dieses p3b_104.014
Bands) auf dem französischen Huitain (Achtzeile) auf; nur hat sie p3b_104.015
lauter gleichlange Verse.
p3b_104.016
2. Da das Sonett aus 8zeiligem Aufgesang und 6zeiligem Abgesang p3b_104.017
besteht, so muß vor allem der für dasselbe bestimmte Stoff p3b_104.018
in zwei Gruppen abgegrenzt werden. Zuvor ist jedoch der Gedanke p3b_104.019
zu prüfen, ob er dieser Form zu vermählen ist.
p3b_104.020
3. Beide Stoffteile müssen sich nämlich zu einander verhalten, p3b_104.021
wie Vordersatz zu Nachsatz, oder Satz zu Gegensatz. Der letzte Teil p3b_104.022
(die beiden Terzinen) giebt gewissermaßen die Moral. (Das Epigrammatische p3b_104.023
des Sonetts kann sich ausnahmsweise auch in der letzten p3b_104.024
Zeile der zweiten Terzine, also in der letzten Verszeile konzentrieren.)
p3b_104.025
4. Aus diesem Grunde darf niemals der Jnhalt aus dem ersten p3b_104.026
Hauptteil in den zweiten überlaufen. Vielmehr muß zwischen den p3b_104.027
beiden Hauptteilen des Sonetts ein Ruhepunkt und eine syntaktische p3b_104.028
Pause angebracht werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |