Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_129.001 Mir, das Blut wallt freier, ich hege wandelnd p3b_129.002 Holden Trost und staune, wie süß der Schönheit p3b_129.003 Segen niedertauet, und lieb und schön ist p3b_129.005 p3b_129.007 § 49. Bildung von alkäischen Strophen. p3b_129.008 (Jambisch-anapästischer und daktylisch-trochäischer Rhythmus.) p3b_129.009 Schema: Breve - Breve - | - Breve Breve - Breve p3b_129.015 p3b_129.018 p3b_129.022 p3b_129.024 p3b_129.026 Abendstimmung. p3b_129.029 Lösung. Von Ernst Ziel. p3b_129.036Am Meer im Zwielicht schreit' ich gesenkten Haupts; p3b_129.037
Tiefernste Andacht wehet durch die Natur, p3b_129.038 Und unter blassen Mondesstrahlen p3b_129.001 Mir, das Blut wallt freier, ich hege wandelnd p3b_129.002 Holden Trost und staune, wie süß der Schönheit p3b_129.003 Segen niedertauet, und lieb und schön ist p3b_129.005 p3b_129.007 § 49. Bildung von alkäischen Strophen. p3b_129.008 (Jambisch-anapästischer und daktylisch-trochäischer Rhythmus.) p3b_129.009 Schema: ⏑ – ⏑ – ⏒ │ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏓ p3b_129.015 p3b_129.018 p3b_129.022 p3b_129.024 p3b_129.026 Abendstimmung. p3b_129.029 Lösung. Von Ernst Ziel. p3b_129.036Am Meer im Zwielicht schreit' ich gesenkten Haupts; p3b_129.037
Tiefernste Andacht wehet durch die Natur, p3b_129.038 Und unter blassen Mondesstrahlen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0155" n="129"/> <lb n="p3b_129.001"/> <lg> <l>Mir, das Blut wallt freier, ich hege wandelnd</l> <lb n="p3b_129.002"/> <l>Holden Trost und staune, wie süß der Schönheit</l> <lb n="p3b_129.003"/> <l>Segen niedertauet, und lieb und schön ist</l> </lg> <p><lb n="p3b_129.005"/> (Verteilung kurzer rhythmischer Reihen wie: „es │ glänzen die Blicke │ mir“ <lb n="p3b_129.006"/> auf drei Verszeilen sind in Hinsicht auf die äußerliche Schönheit bedenklich.)</p> </div> <div n="2"> <lb n="p3b_129.007"/> <head> <hi rendition="#c">§ 49. Bildung von alkäischen Strophen. <lb n="p3b_129.008"/> (Jambisch-anapästischer und daktylisch-trochäischer Rhythmus.)</hi> </head> <p><lb n="p3b_129.009"/> 1. Die alkäische Strophe hat in den beiden ersten (alkäischen) <lb n="p3b_129.010"/> Versen jambisch=anapästischen Rhythmus, oder (bei Verstärkung der <lb n="p3b_129.011"/> Cäsur durch eine syntaktische Pause) jambischen und daktylischen Rhythmus. <lb n="p3b_129.012"/> Die 3. Verszeile ist ein hyperkatalektischer, jambischer Viertakter; <lb n="p3b_129.013"/> die letzte führt daktylisch=trochäischen Rhythmus ein.</p> <lb n="p3b_129.014"/> <p> <hi rendition="#c">Schema: ⏑ – ⏑ – ⏒ │ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏓ <lb n="p3b_129.015"/> ⏑ – ⏑ – ⏒ │ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏓ <lb n="p3b_129.016"/> ⏑ – ⏑ – ⏒ – ⏑ – ⏑ <lb n="p3b_129.017"/> – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑</hi> </p> <p><lb n="p3b_129.018"/> 2. Die Schönheit dieser Strophe liegt in ihrer Beweglichkeit, <lb n="p3b_129.019"/> sowie in dem schönen Rhythmuswechsel, der einen charakteristischen <lb n="p3b_129.020"/> Strophenabschluß ermöglicht und sie mehr als andere antike Strophen <lb n="p3b_129.021"/> für unsere Sprache empfiehlt.</p> <p><lb n="p3b_129.022"/> 3. Wesentlich ist die Cäsur inmitten der beiden ersten alkäischen <lb n="p3b_129.023"/> Verse, die freilich manche Neuere nicht durchweg beachtet haben.</p> <p><lb n="p3b_129.024"/> 4. Die 5. Silbe der alkäischen Verse ist bei Horaz niemals eine <lb n="p3b_129.025"/> Kürze. Platen hat sich ihn zum Muster gewählt.</p> <p> <lb n="p3b_129.026"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Nachstehender Stoff soll in alkäische Strophen <lb n="p3b_129.027"/> übertragen werden.</hi> </p> <lb n="p3b_129.028"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Abendstimmung.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_129.029"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi> 1. Jch schreite am Meere dahin. Feierlich still ist die Natur. <lb n="p3b_129.030"/> Der Mond gießt sein Licht über die brandenden Wogen des Meeres. ‖ 2. Jenseits <lb n="p3b_129.031"/> des Meeres kenne ich ein Grab, wo Dornen und Unkraut wuchern. ‖ <lb n="p3b_129.032"/> 3. Du fernes, verlassenes Grab, ob dich wohl der Mond in der Nacht küßt, <lb n="p3b_129.033"/> wenn der Wind die Gräser bewegt? Mich erfasset großer Schmerz und dazu <lb n="p3b_129.034"/> läuten aus der Ferne die Glocken. ‖</p> <lb n="p3b_129.035"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung. Von Ernst Ziel.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_129.036"/> <lg> <l>Am Meer im Zwielicht schreit' ich gesenkten Haupts;</l> <lb n="p3b_129.037"/> <l>Tiefernste Andacht wehet durch die Natur,</l> <lb n="p3b_129.038"/> <l> Und unter blassen Mondesstrahlen</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0155]
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Mir, das Blut wallt freier, ich hege wandelnd p3b_129.002
Holden Trost und staune, wie süß der Schönheit p3b_129.003
Segen niedertauet, und lieb und schön ist
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(Verteilung kurzer rhythmischer Reihen wie: „es │ glänzen die Blicke │ mir“ p3b_129.006
auf drei Verszeilen sind in Hinsicht auf die äußerliche Schönheit bedenklich.)
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§ 49. Bildung von alkäischen Strophen. p3b_129.008
(Jambisch-anapästischer und daktylisch-trochäischer Rhythmus.) p3b_129.009
1. Die alkäische Strophe hat in den beiden ersten (alkäischen) p3b_129.010
Versen jambisch=anapästischen Rhythmus, oder (bei Verstärkung der p3b_129.011
Cäsur durch eine syntaktische Pause) jambischen und daktylischen Rhythmus. p3b_129.012
Die 3. Verszeile ist ein hyperkatalektischer, jambischer Viertakter; p3b_129.013
die letzte führt daktylisch=trochäischen Rhythmus ein.
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Schema: ⏑ – ⏑ – ⏒ │ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏓ p3b_129.015
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2. Die Schönheit dieser Strophe liegt in ihrer Beweglichkeit, p3b_129.019
sowie in dem schönen Rhythmuswechsel, der einen charakteristischen p3b_129.020
Strophenabschluß ermöglicht und sie mehr als andere antike Strophen p3b_129.021
für unsere Sprache empfiehlt.
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3. Wesentlich ist die Cäsur inmitten der beiden ersten alkäischen p3b_129.023
Verse, die freilich manche Neuere nicht durchweg beachtet haben.
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4. Die 5. Silbe der alkäischen Verse ist bei Horaz niemals eine p3b_129.025
Kürze. Platen hat sich ihn zum Muster gewählt.
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Aufgabe. Nachstehender Stoff soll in alkäische Strophen p3b_129.027
übertragen werden.
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Abendstimmung.
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Stoff. 1. Jch schreite am Meere dahin. Feierlich still ist die Natur. p3b_129.030
Der Mond gießt sein Licht über die brandenden Wogen des Meeres. ‖ 2. Jenseits p3b_129.031
des Meeres kenne ich ein Grab, wo Dornen und Unkraut wuchern. ‖ p3b_129.032
3. Du fernes, verlassenes Grab, ob dich wohl der Mond in der Nacht küßt, p3b_129.033
wenn der Wind die Gräser bewegt? Mich erfasset großer Schmerz und dazu p3b_129.034
läuten aus der Ferne die Glocken. ‖
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