Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_145.001 § 56. Kurze lyrisch-didaktische Form. (Vgl. Poetik II, 218.) p3b_145.002 p3b_145.003 p3b_145.006 Stoff. Jn trüben, kalten Tagen | hat der Herbst einige blühende p3b_145.008 p3b_145.012 p3b_145.014 p3b_145.015 p3b_145.017 Lösung. Von N. Lenau. p3b_145.022[Beginn Spaltensatz] Jn den trüben, in den kalten p3b_145.023 [Spaltenumbruch]
p3b_145.101Tagen, die uns heimgesucht, p3b_145.024 Hat der Herbst auf ihrer Flucht p3b_145.025 Letzte Blumen aufgehalten, p3b_145.026 Um sie dir zu schenken! p3b_145.027 Diesem Herbste will ich gleichen: Wenn auf meine lauten Wälder, p3b_145.102 [Ende Spaltensatz]
Blumigen Gedankenfelder p3b_145.103 Mir die Todeslüfte streichen, p3b_145.104 Daß sie schweigen und verblühn, p3b_145.105 Will ich mit dem letzten Grün p3b_145.106 Deiner noch gedenken. p3b_145.107 p3b_145.109 § 57. Poetische Epistel. (Vgl. Poetik II, 212.) p3b_145.110 p3b_145.111 p3b_145.116 Stoff. Der jüngsten Nymphe im Schwesternchor, | welche Wunder p3b_145.118 p3b_145.001 § 56. Kurze lyrisch-didaktische Form. (Vgl. Poetik II, 218.) p3b_145.002 p3b_145.003 p3b_145.006 Stoff. Jn trüben, kalten Tagen │ hat der Herbst einige blühende p3b_145.008 p3b_145.012 p3b_145.014 p3b_145.015 p3b_145.017 Lösung. Von N. Lenau. p3b_145.022[Beginn Spaltensatz] Jn den trüben, in den kalten p3b_145.023 [Spaltenumbruch]
p3b_145.101Tagen, die uns heimgesucht, p3b_145.024 Hat der Herbst auf ihrer Flucht p3b_145.025 Letzte Blumen aufgehalten, p3b_145.026 Um sie dir zu schenken! p3b_145.027 Diesem Herbste will ich gleichen: Wenn auf meine lauten Wälder, p3b_145.102 [Ende Spaltensatz]
Blumigen Gedankenfelder p3b_145.103 Mir die Todeslüfte streichen, p3b_145.104 Daß sie schweigen und verblühn, p3b_145.105 Will ich mit dem letzten Grün p3b_145.106 Deiner noch gedenken. p3b_145.107 p3b_145.109 § 57. Poetische Epistel. (Vgl. Poetik II, 212.) p3b_145.110 p3b_145.111 p3b_145.116 Stoff. Der jüngsten Nymphe im Schwesternchor, │ welche Wunder p3b_145.118 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0171" n="145"/> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_145.001"/> <head> <hi rendition="#c">§ 56. Kurze lyrisch-didaktische Form. (Vgl. Poetik <hi rendition="#aq">II</hi>, 218.)</hi> </head> <p> <lb n="p3b_145.002"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Poetischer Gruß mit einem Blumenstrauß.</hi> </p> <p><lb n="p3b_145.003"/><hi rendition="#g">Disposition.</hi> 1. Das Gedicht soll zwei Gedanken ausprägen: <hi rendition="#aq">a</hi>. der <lb n="p3b_145.004"/> herbstliche Frost hat ein paar Blumen für dich verschont; <hi rendition="#aq">b</hi>. ich will ihm <lb n="p3b_145.005"/> gleichen und dir meine letzten Poesien widmen.</p> <p><lb n="p3b_145.006"/> 2. Die Gedanken des Stoffes mögen sich in folgender Ordnung anreihen:</p> <lb n="p3b_145.007"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Jn trüben, kalten Tagen │ hat der Herbst einige blühende <lb n="p3b_145.008"/> Blumen │ aufgehalten, │ damit du sie empfangest. │ Jch will diesem <lb n="p3b_145.009"/> Herbste gleichen! │ Wenn dereinst über meine poetischen Wälder │ und <lb n="p3b_145.010"/> über die Blumen meiner Gedanken │ eisige Lüfte wehen, │ dann will <lb n="p3b_145.011"/> ich dich noch │ mit dem letzten Grün schmücken. ‖</hi> </p> <p><lb n="p3b_145.012"/> 3. Die elegische Stimmung dieses Stoffes weist auf sinkenden, trochäischen <lb n="p3b_145.013"/> Rhythmus hin.</p> <p><lb n="p3b_145.014"/> 4. Die kleinen Stoffgruppen empfehlen den Viertakter.</p> <p><lb n="p3b_145.015"/> 5. Der Stoff enthält ─ nach Art des Epigramms ─ Exposition und <lb n="p3b_145.016"/> Klausel und ist somit auf eine einzige Strophe zu verteilen.</p> <p><lb n="p3b_145.017"/> 6. Zur Verbindung derselben ist es empfehlenswert, der Schlußzeile der <lb n="p3b_145.018"/> Exposition wie der Klausel das gleiche Reimecho zu verleihen. Die übrigen <lb n="p3b_145.019"/> Verse mögen durch umarmende Reime (<hi rendition="#aq">a b b a</hi>) und Reimpaare zusammengefügt <lb n="p3b_145.020"/> werden.</p> <lb n="p3b_145.021"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Lösung. Von</hi> N. <hi rendition="#g">Lenau.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_145.022"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Jn den trüben, in den kalten</l> <lb n="p3b_145.023"/> <l>Tagen, die uns heimgesucht,</l> <lb n="p3b_145.024"/> <l>Hat der Herbst auf ihrer Flucht</l> <lb n="p3b_145.025"/> <l>Letzte Blumen aufgehalten,</l> <lb n="p3b_145.026"/> <l>Um sie dir zu schenken!</l> <lb n="p3b_145.027"/> <l>Diesem Herbste will ich gleichen:</l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_145.101"/> <lg> <l>Wenn auf meine lauten Wälder,</l> <lb n="p3b_145.102"/> <l>Blumigen Gedankenfelder</l> <lb n="p3b_145.103"/> <l>Mir die Todeslüfte streichen,</l> <lb n="p3b_145.104"/> <l>Daß sie schweigen und verblühn,</l> <lb n="p3b_145.105"/> <l>Will ich mit dem letzten Grün</l> <lb n="p3b_145.106"/> <l>Deiner noch gedenken.</l> </lg> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_145.107"/><hi rendition="#aq">NB</hi>. Das Gedicht hat den Fehler, die Worte „kalten Tagen“ in 2 Verse <lb n="p3b_145.108"/> zu verteilen.</p> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_145.109"/> <head> <hi rendition="#c">§ 57. Poetische Epistel. (Vgl. Poetik <hi rendition="#aq">II</hi>, 212.)</hi> </head> <p> <lb n="p3b_145.110"/> <hi rendition="#g">Aufgabe. Epistel eines Genesenen an seinen Arzt.</hi> </p> <p><lb n="p3b_145.111"/> 1. <hi rendition="#g">Disposition.</hi> Das Gedicht möge in seinem ersten Teile ausführen, <lb n="p3b_145.112"/> wie der genesene Dichter der heilkräftigen Nymphe eines Badeortes <lb n="p3b_145.113"/> opferte und ihr einen krystallenen Pokal schenkte. Die didaktische Pointe bildet <lb n="p3b_145.114"/> sodann der Befehl dieser Nymphe, den weingefüllten Becher ihrem Diener zu <lb n="p3b_145.115"/> widmen.</p> <p><lb n="p3b_145.116"/> 2. Der Stoff wird sich etwa folgendermaßen anordnen:</p> <lb n="p3b_145.117"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Stoff.</hi> Der jüngsten Nymphe im Schwesternchor, │ welche Wunder <lb n="p3b_145.118"/> wirkt in ihrem bescheidenen Brunnen-Tempel │ und sich selbst eine </hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0171]
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§ 56. Kurze lyrisch-didaktische Form. (Vgl. Poetik II, 218.) p3b_145.002
Aufgabe. Poetischer Gruß mit einem Blumenstrauß.
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Disposition. 1. Das Gedicht soll zwei Gedanken ausprägen: a. der p3b_145.004
herbstliche Frost hat ein paar Blumen für dich verschont; b. ich will ihm p3b_145.005
gleichen und dir meine letzten Poesien widmen.
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2. Die Gedanken des Stoffes mögen sich in folgender Ordnung anreihen:
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Stoff. Jn trüben, kalten Tagen │ hat der Herbst einige blühende p3b_145.008
Blumen │ aufgehalten, │ damit du sie empfangest. │ Jch will diesem p3b_145.009
Herbste gleichen! │ Wenn dereinst über meine poetischen Wälder │ und p3b_145.010
über die Blumen meiner Gedanken │ eisige Lüfte wehen, │ dann will p3b_145.011
ich dich noch │ mit dem letzten Grün schmücken. ‖
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3. Die elegische Stimmung dieses Stoffes weist auf sinkenden, trochäischen p3b_145.013
Rhythmus hin.
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4. Die kleinen Stoffgruppen empfehlen den Viertakter.
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5. Der Stoff enthält ─ nach Art des Epigramms ─ Exposition und p3b_145.016
Klausel und ist somit auf eine einzige Strophe zu verteilen.
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6. Zur Verbindung derselben ist es empfehlenswert, der Schlußzeile der p3b_145.018
Exposition wie der Klausel das gleiche Reimecho zu verleihen. Die übrigen p3b_145.019
Verse mögen durch umarmende Reime (a b b a) und Reimpaare zusammengefügt p3b_145.020
werden.
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Lösung. Von N. Lenau.
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Jn den trüben, in den kalten p3b_145.023
Tagen, die uns heimgesucht, p3b_145.024
Hat der Herbst auf ihrer Flucht p3b_145.025
Letzte Blumen aufgehalten, p3b_145.026
Um sie dir zu schenken! p3b_145.027
Diesem Herbste will ich gleichen:
p3b_145.101
Wenn auf meine lauten Wälder, p3b_145.102
Blumigen Gedankenfelder p3b_145.103
Mir die Todeslüfte streichen, p3b_145.104
Daß sie schweigen und verblühn, p3b_145.105
Will ich mit dem letzten Grün p3b_145.106
Deiner noch gedenken.
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NB. Das Gedicht hat den Fehler, die Worte „kalten Tagen“ in 2 Verse p3b_145.108
zu verteilen.
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§ 57. Poetische Epistel. (Vgl. Poetik II, 212.) p3b_145.110
Aufgabe. Epistel eines Genesenen an seinen Arzt.
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1. Disposition. Das Gedicht möge in seinem ersten Teile ausführen, p3b_145.112
wie der genesene Dichter der heilkräftigen Nymphe eines Badeortes p3b_145.113
opferte und ihr einen krystallenen Pokal schenkte. Die didaktische Pointe bildet p3b_145.114
sodann der Befehl dieser Nymphe, den weingefüllten Becher ihrem Diener zu p3b_145.115
widmen.
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2. Der Stoff wird sich etwa folgendermaßen anordnen:
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Stoff. Der jüngsten Nymphe im Schwesternchor, │ welche Wunder p3b_145.118
wirkt in ihrem bescheidenen Brunnen-Tempel │ und sich selbst eine
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