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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Zukunft prophezeit: | goß ich in frühester Tagesstunde | Opfermilch p3b_146.002
aus | und schenkte ihr ein krystallenes Weihegefäß. | Jn der Tiefe p3b_146.003
rauschend, sprach sie: | Meinem Diener bringe den Pokal | gefüllt p3b_146.004
mit der Gabe jenes Gottes, | der meinen Berg mit seinen Reben p3b_146.005
schmückt, | obwohl er meine Lippen nicht zu berühren wagt. |

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3. Die antiken Bilder und Namen und die langen rhythmischen Reihen p3b_146.007
weisen auf den neuen Senarius hin, dem ursprünglichen attischen Trimeter.

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4. Wegen der fortlaufenden Rede möge derselbe reimlos sein.

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5. Bei dem einzelnen Senare ist die wechselnde weibliche Cäsur zu beachten, p3b_146.010
durch welche die nunmehr mit einer Arsis beginnende zweite Vershälfte p3b_146.011
fallende Tendenz erhält, eine Abwechselung, welche ein Schönheitsmittel p3b_146.012
des Verses ist.

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Lösung. Von E. Mörike.

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Der jüngsten in dem weit gepriesnen Schwesternchor p3b_146.015
Heilkräft'ger Nymphen unsres lieben Vaterlands, p3b_146.016
Die wunderthätig im bescheidnen Tempel wohnt, p3b_146.017
Sich selber still weissagend einen herrlichern; p3b_146.018
Jn deren schon verlorne Gunst du leise mich p3b_146.019
An deiner priesterlichen Hand zurückgeführt: p3b_146.020
Heut' in der frühsten Morgenstunde goß ich ihr p3b_146.021
Die Opfermilch, die reine, an der Schwelle aus, p3b_146.022
Und schenkte dankbar ein krystallen Weihgefäß. p3b_146.023
Sie aber, rauschend in der Tiefe, sprach dies Wort: p3b_146.024
Bring meinem Diener, deinem Freunde, den Pokal, p3b_146.025
Mit jenes Gottes Feuergabe voll gefüllt, p3b_146.026
Der meinen Berg mit seinen heiligen Ranken schmückt, p3b_146.027
Obwohl er meine Lippen zu berühren scheut.
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§ 58. Wirkliches Lehrgedicht. (Vgl. Poetik II, 219.)

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Aufgabe. Gedicht für einen Wohlthätigkeitszweck.

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1. Disposition. Ein Gedicht zum Besten eines Asylvereins für Obdachlose p3b_146.031
ist zu bilden, welches in seiner Einleitung den grimmig kalten Winter p3b_146.032
mit seinen eisigen Ostwinden, Schneestürmen und Nordlichtern in der Absicht p3b_146.033
schildert, in seinem Hauptteil die Hilfsbedürftigkeit der Obdachlosen zu malen, p3b_146.034
Wahrheiten auszusprechen und schließlich zur wohlthätigen Liebe aufzufordern.

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2. Die der Religion, der Moral und dem Leben entstammenden Gedanken p3b_146.036
dieser Disposition ergeben sich von selbst. Wir breiten sie dem Anfänger wie p3b_146.037
eine Paraphrase aus; der geübtere, kühne Kunstjünger mag sich dieselben selbst p3b_146.038
schaffen.

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§ 58. Wirkliches Lehrgedicht. (Vgl. Poetik II, 219.)

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Aufgabe. Gedicht für einen Wohlthätigkeitszweck.

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1. Disposition. Ein Gedicht zum Besten eines Asylvereins für Obdachlose p3b_146.031
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/172>, abgerufen am 24.11.2024.