Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.
p3b_155.001 Lösung. p3b_155.0041. Der wärmste Liebesblick war uns entschwunden, p3b_155.005 p3b_155.007Als dich, mein Vater, Krankheit trüb umzog, p3b_155.006 Als deine Lebenskraft lag festgebunden. 2. Da war's die Liebe, die zum Lichtquell flog, p3b_155.008 p3b_155.010Erbittend so dein unersetzlich Leben p3b_155.009 Vom ew'gen Himmel, der dich uns entzog: 3. "O, gnäd'ger Gott, du wollest wiedergeben p3b_155.011 p3b_155.013Den Vater uns, des Krankheit übergroß, p3b_155.012 Du mögst die Angst von unsern Herzen heben." 4. Da wandte Gott das dunkle Todeslos; p3b_155.014 p3b_155.016Und der Genesung frohe Zauberkunde p3b_155.015 Wie Balsam sich ins wunde Herz ergoß. 5. Aufs neue wardst geschenkt du unserm Bunde, p3b_155.017 p3b_155.019Vergessen waren Sorgen, Angst und Müh, p3b_155.018 Und dieser Wunsch entquoll der Deinen Munde: 6. "Dein Leben, Dulder, grüne neu und blüh, p3b_155.020 p3b_155.022Der Himmel laß in Gnaden dir geraten, p3b_155.021 Was deine Lieb erstrebte spät und früh. 7. "Er schenk dir Kraft zu neuen Liebesthaten, p3b_155.023 p3b_155.025Er stärke dich im Frieden wie im Streit, p3b_155.024 Er leite gnädig dich auf Blumenpfaden. 8. "Jn huldvoll dir beschiedner Lebenszeit p3b_155.026 p3b_155.028Mögst du dich fühlen wie im Frühlingshaine, p3b_155.027 Wo auszuruhen jeder ist bereit. 9. "Dein Auge schweife froh im Sonnenscheine, p3b_155.029 p3b_155.031Und, wo es weilet, mög ein freundlich Bild p3b_155.030 Das Edle, Schöne finden im Vereine. 10. "Ein jeder Baum im sprossenden Gefild p3b_155.032 p3b_155.034Ein neues, frohes Lebensjahr dir deute p3b_155.033 Voll edler Früchte ewig schön und mild. 11. "Und deinem Zukunftssein zur steten Freude p3b_155.035 p3b_155.037Sei jeder Zweig ein wonn'ger Freudentag, p3b_155.036 Erprangend sonnighell und klar wie heute. 12. "Und jedes Blatt an jedem Zweige mag p3b_155.038
Bedeuten eine stillbewegte Stunde, p3b_155.039 Durchzittert von des Glückes Herzensschlag.
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13. Aus dem Säuseln der Blätter ertöne dir frohe Kunde von p3b_155.002
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Der wärmste Liebesblick war uns entschwunden, p3b_155.005
Als dich, mein Vater, Krankheit trüb umzog, p3b_155.006
Als deine Lebenskraft lag festgebunden.
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Da war's die Liebe, die zum Lichtquell flog, p3b_155.008
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3.
„O, gnäd'ger Gott, du wollest wiedergeben p3b_155.011
Den Vater uns, des Krankheit übergroß, p3b_155.012
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Da wandte Gott das dunkle Todeslos; p3b_155.014
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Und dieser Wunsch entquoll der Deinen Munde:
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„Dein Leben, Dulder, grüne neu und blüh, p3b_155.020
Der Himmel laß in Gnaden dir geraten, p3b_155.021
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„Er schenk dir Kraft zu neuen Liebesthaten, p3b_155.023
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„Jn huldvoll dir beschiedner Lebenszeit p3b_155.026
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„Und deinem Zukunftssein zur steten Freude p3b_155.035
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Erprangend sonnighell und klar wie heute.
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„Und jedes Blatt an jedem Zweige mag p3b_155.038
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Durchzittert von des Glückes Herzensschlag.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/181>, abgerufen am 16.02.2025. |