Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_214.001 p3b_214.003 III. Aus "The lovely lass of Inverness" von Allan Cunningham. p3b_214.008
1. Erste Übersetzung Freiligraths. p3b_214.018O schwer herab hing Gottes Hand p3b_214.019 Anrührend leis die Tyrannei. p3b_214.020 Die Guten warf sie in den Staub, p3b_214.021 Und ließ die Bösen groß und frei. p3b_214.022 Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_214.023 Da tröst' ich sie, die heute bluten; p3b_214.024 Dann liegt, wer heute siegt, am Grund, p3b_214.025 Und selig wachen auf die Guten. p3b_214.026 2. Herstellung der Lesbarkeit. (Feile Freiligraths.) p3b_214.029 Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_214.031 p3b_214.032 p3b_214.033 hob empor den Bösewicht. p3b_214.035 p3b_214.036 werden meine Wege klar, p3b_214.038 p3b_214.039 p3b_214.001 p3b_214.003 III. Aus „The lovely lass of Inverness“ von Allan Cunningham. p3b_214.008
1. Erste Übersetzung Freiligraths. p3b_214.018O schwer herab hing Gottes Hand p3b_214.019 Anrührend leis die Tyrannei. p3b_214.020 Die Guten warf sie in den Staub, p3b_214.021 Und ließ die Bösen groß und frei. p3b_214.022 Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_214.023 Da tröst' ich sie, die heute bluten; p3b_214.024 Dann liegt, wer heute siegt, am Grund, p3b_214.025 Und selig wachen auf die Guten. p3b_214.026 2. Herstellung der Lesbarkeit. (Feile Freiligraths.) p3b_214.029 Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_214.031 p3b_214.032 p3b_214.033 hob empor den Bösewicht. p3b_214.035 p3b_214.036 werden meine Wege klar, p3b_214.038 p3b_214.039 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0240" n="214"/> <p> <lb n="p3b_214.001"/> <hi rendition="#et">Von 12 Reimworten hatten 6 den Vokal a, die übrigen 6 <lb n="p3b_214.002"/> das malerische o und au.</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.003"/> <hi rendition="#et">Freiligrath vermindert die a=Reime um 4, so daß nur 2 a <lb n="p3b_214.004"/> bleiben; für die wegfallenden 4 a bringt er zwei e und zwei i <lb n="p3b_214.005"/> in den Reim, wodurch die Strophe einschmeichelndes Gepräge <lb n="p3b_214.006"/> erhält.</hi> </p> <lb n="p3b_214.007"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">III</hi>. Aus „<hi rendition="#aq">The lovely lass of Inverness</hi>“ von <hi rendition="#aq">Allan Cunningham</hi>. <lb n="p3b_214.008"/> (Letzte Strophe.)</hi> </p> <lb n="p3b_214.009"/> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>The hand of God hung heavy here,</l> <lb n="p3b_214.010"/> <l>And lightly touch'd foul tyrannie;</l> <lb n="p3b_214.011"/> <l>It struck the righteous to the ground,</l> <lb n="p3b_214.012"/> <l>And lifted the destroyer hie.</l> <lb n="p3b_214.013"/> <l>»But there's a day«, quo'my God in prayer;</l> <lb n="p3b_214.014"/> <l>When righteousness shall bear the gree;</l> <lb n="p3b_214.015"/> <l>I'll rake the wicked low i' the dust,</l> <lb n="p3b_214.016"/> <l>And wauken, in bliss, the gude man's ee.!«</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_214.017"/> <p> <hi rendition="#c">1. <hi rendition="#g">Erste Übersetzung Freiligraths.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_214.018"/> <lg> <l>O schwer herab hing Gottes Hand</l> <lb n="p3b_214.019"/> <l>Anrührend leis die Tyrannei.</l> <lb n="p3b_214.020"/> <l>Die Guten warf sie in den Staub,</l> <lb n="p3b_214.021"/> <l>Und ließ die Bösen groß und frei.</l> <lb n="p3b_214.022"/> <l>Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein,</l> <lb n="p3b_214.023"/> <l>Da tröst' ich sie, die heute bluten;</l> <lb n="p3b_214.024"/> <l>Dann liegt, wer heute siegt, am Grund,</l> <lb n="p3b_214.025"/> <l>Und selig wachen auf die Guten.</l> </lg> <p><lb n="p3b_214.026"/> Die den Wohllaut berücksichtigende dichterische Feile ließ folgendes Bild <lb n="p3b_214.027"/> erstehen:</p> <lb n="p3b_214.028"/> <p> <hi rendition="#c">2. <hi rendition="#g">Herstellung der Lesbarkeit.</hi> (Feile Freiligraths.)</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.029"/> <hi rendition="#et">1. O schwer herab hing Gottes Hand</hi> </p> <lb n="p3b_214.030"/> <p> <hi rendition="#right">Schwer allen, nur den Sündern nicht! <lb n="p3b_214.031"/> (Leis treffend nur)</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.032"/> <hi rendition="#et">2. (Anrührend leis) (die Tyrannei,)</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.033"/> <hi rendition="#et">3. Die Guten warf sie in den Staub.</hi> </p> <lb n="p3b_214.034"/> <p> <hi rendition="#right">hob empor den Bösewicht.</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.035"/> <hi rendition="#et">4. Und (ließ die Bösen groß und frei.)</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.036"/> <hi rendition="#et">5. Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein,</hi> </p> <lb n="p3b_214.037"/> <p> <hi rendition="#right">werden meine Wege klar, <lb n="p3b_214.038"/> (still' ich jeder Wunde Bluten;)</hi> </p> <p> <lb n="p3b_214.039"/> <hi rendition="#et">6. Da (tröst' ich sie, die heute bluten;)</hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0240]
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Von 12 Reimworten hatten 6 den Vokal a, die übrigen 6 p3b_214.002
das malerische o und au.
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Freiligrath vermindert die a=Reime um 4, so daß nur 2 a p3b_214.004
bleiben; für die wegfallenden 4 a bringt er zwei e und zwei i p3b_214.005
in den Reim, wodurch die Strophe einschmeichelndes Gepräge p3b_214.006
erhält.
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III. Aus „The lovely lass of Inverness“ von Allan Cunningham. p3b_214.008
(Letzte Strophe.)
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The hand of God hung heavy here, p3b_214.010
And lightly touch'd foul tyrannie; p3b_214.011
It struck the righteous to the ground, p3b_214.012
And lifted the destroyer hie. p3b_214.013
»But there's a day«, quo'my God in prayer; p3b_214.014
When righteousness shall bear the gree; p3b_214.015
I'll rake the wicked low i' the dust, p3b_214.016
And wauken, in bliss, the gude man's ee.!«
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1. Erste Übersetzung Freiligraths.
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O schwer herab hing Gottes Hand p3b_214.019
Anrührend leis die Tyrannei. p3b_214.020
Die Guten warf sie in den Staub, p3b_214.021
Und ließ die Bösen groß und frei. p3b_214.022
Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_214.023
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Und selig wachen auf die Guten.
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Die den Wohllaut berücksichtigende dichterische Feile ließ folgendes Bild p3b_214.027
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2. Herstellung der Lesbarkeit. (Feile Freiligraths.)
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1. O schwer herab hing Gottes Hand
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Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_214.031
(Leis treffend nur)
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2. (Anrührend leis) (die Tyrannei,)
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hob empor den Bösewicht.
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(still' ich jeder Wunde Bluten;)
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6. Da (tröst' ich sie, die heute bluten;)
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