Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_215.001 im Staube der Tyrann, p3b_215.002 hoch ersteht wer niedrig war! p3b_215.004 3. Reinschrift der Übersetzung von Freiligrath. p3b_215.006O, schwer herab hing Gottes Hand - p3b_215.007 Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_215.008 Die Guten warf sie in den Staub, p3b_215.009 Und hob empor den Bösewicht. p3b_215.010 Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_215.011 Da werden meine Wege klar, p3b_215.012 Dann liegt im Staube der Tyrann, p3b_215.013 Und hoch ersteht, wer niedrig war! p3b_215.014 p3b_215.019 a. Erstrebung schöner Bilder. "Anrührend leis die Tyrannei" p3b_215.022 b. Herstellung einer dem Sinn entsprechenden Fassung. p3b_215.025 c. Bildung guter Reime. Durch die unter a erwähnte Änderung p3b_215.029 IV. Vox populi von Longfellow. p3b_215.035
p3b_215.001 im Staube der Tyrann, p3b_215.002 hoch ersteht wer niedrig war! p3b_215.004 3. Reinschrift der Übersetzung von Freiligrath. p3b_215.006O, schwer herab hing Gottes Hand ─ p3b_215.007 Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_215.008 Die Guten warf sie in den Staub, p3b_215.009 Und hob empor den Bösewicht. p3b_215.010 Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_215.011 Da werden meine Wege klar, p3b_215.012 Dann liegt im Staube der Tyrann, p3b_215.013 Und hoch ersteht, wer niedrig war! p3b_215.014 p3b_215.019 a. Erstrebung schöner Bilder. „Anrührend leis die Tyrannei“ p3b_215.022 b. Herstellung einer dem Sinn entsprechenden Fassung. p3b_215.025 c. Bildung guter Reime. Durch die unter a erwähnte Änderung p3b_215.029 IV. Vox populi von Longfellow. p3b_215.035
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im Staube der Tyrann,
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7. Dann liegt (wer heute siegt, am Grund,)
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hoch ersteht wer niedrig war!
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8. Und (selig wachen auf die Guten).
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3. Reinschrift der Übersetzung von Freiligrath.
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O, schwer herab hing Gottes Hand ─ p3b_215.007
Schwer allen, nur den Sündern nicht! p3b_215.008
Die Guten warf sie in den Staub, p3b_215.009
Und hob empor den Bösewicht. p3b_215.010
Doch so spricht Gott: Ein Tag wird sein, p3b_215.011
Da werden meine Wege klar, p3b_215.012
Dann liegt im Staube der Tyrann, p3b_215.013
Und hoch ersteht, wer niedrig war!
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Schlußkritik. Die Vergleichung der 2. Form mit der ersten zeigt, wie p3b_215.015
dem Dichter die Änderung in der 2. Zeile nicht genügte, weshalb er sie sofort p3b_215.016
einer neuen Redaktion unterzog. Die Änderung in der drittletzten Zeile läßt p3b_215.017
den Artikel in die Arsis kommen und ist unschön, weil ein unbetontes Überlesen p3b_215.018
dem Verse eine Arsis rauben würde.
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Die Übersetzerthätigkeit Freiligraths in dieser Strophe läßt sich auf folgende p3b_215.020
Momente zurückführen:
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a. Erstrebung schöner Bilder. „Anrührend leis die Tyrannei“ p3b_215.022
ist ebensowenig ein Bild, als „Leis treffend nur die Tyrannei“, p3b_215.023
weshalb geändert wurde.
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b. Herstellung einer dem Sinn entsprechenden Fassung. p3b_215.025
Das Bild der letzten 4 Verse ist in der neuen Fassung großartiger, p3b_215.026
dem rächenden Gott entsprechender, als die erste mattere Fassung, p3b_215.027
welche nur die Belohnung hervorkehrt &c.
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c. Bildung guter Reime. Durch die unter a erwähnte Änderung p3b_215.029
gewinnt nicht nur die Wucht des Reims, sondern durch den Reim p3b_215.030
fällt auch die geschraubte Wendung „groß und frei“ weg. Die p3b_215.031
Feile ergänzte auch die weiblichen Reime der ersten Übersetzung p3b_215.032
(in Vers 6 u. 8) durch männliche, welche sich ohnehin durch das p3b_215.033
ganze Gedicht hindurchziehen.
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IV. Vox populi von Longfellow.
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When Mazárvan the Magician, p3b_215.036
Journeyed westward through Cathay, p3b_215.037
Nothing heard he but the praises p3b_215.038
Of Badoura on his way.
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But the lessening rumor ended p3b_215.040
When he came to Khaledan,
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