Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_253.001 Vielmehr du schienst (denn keinem irdschen Lose p3b_253.002 p3b_253.005Vergleicht man dich) wie Frührot, das im Thal p3b_253.003 Tauperlt und Berge färbt in Goldopal, p3b_253.004 Am Himmel leuchtend, feuchtend niedre Moose. Nun hat die Sommerzeit dir nichts benommen,* p3b_253.006 p3b_253.008Noch kann dich, ungeschmückt, im Prachtgewande p3b_253.007 Die schönste Maid besiegen, noch erreichen. So ist die Blume schöner, wenn entkommen p3b_253.009 Jhr Duft dem Blatt; und Mittagssonnenbrande p3b_253.010 Jst Morgen-Licht und =Glut nicht zu vergleichen. p3b_253.011 p3b_253.012 a. die lyrischen Gedichte von Torquato Tasso (von Gries wie von p3b_253.015 p3b_253.016 p3b_253.017 d. Dante Alighieri (Übers. von König Johann v. S., sowie von p3b_253.019 p3b_253.020 p3b_253.023 § 88. Übersetzungsversuch aus dem Spanischen. p3b_253.024 p3b_253.025 p3b_253.032 p3b_253.037 p3b_253.001 Vielmehr du schienst (denn keinem irdschen Lose p3b_253.002 p3b_253.005Vergleicht man dich) wie Frührot, das im Thal p3b_253.003 Tauperlt und Berge färbt in Goldopal, p3b_253.004 Am Himmel leuchtend, feuchtend niedre Moose. Nun hat die Sommerzeit dir nichts benommen,* p3b_253.006 p3b_253.008Noch kann dich, ungeschmückt, im Prachtgewande p3b_253.007 Die schönste Maid besiegen, noch erreichen. So ist die Blume schöner, wenn entkommen p3b_253.009 Jhr Duft dem Blatt; und Mittagssonnenbrande p3b_253.010 Jst Morgen-Licht und =Glut nicht zu vergleichen. p3b_253.011 p3b_253.012 a. die lyrischen Gedichte von Torquato Tasso (von Gries wie von p3b_253.015 p3b_253.016 p3b_253.017 d. Dante Alighieri (Übers. von König Johann v. S., sowie von p3b_253.019 p3b_253.020 p3b_253.023 § 88. 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Zu weiteren Übersetzungsübungen empfehlen sich in aufsteigender <lb n="p3b_253.013"/> Schwierigkeit:</p> <lb n="p3b_253.014"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. die lyrischen Gedichte von Torquato Tasso (von Gries wie von <lb n="p3b_253.015"/> Förster übertragen);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_253.016"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b. Petrarca, Rime</hi> (Übersetzt von Krigar);</hi> </p> <p> <lb n="p3b_253.017"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">c. Ariosto, Orlando furioso</hi> (Übersetzt von Gildemeister);</hi> </p> <lb n="p3b_253.018"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">d. Dante Alighieri</hi> (Übers. von König Johann v. S., sowie von <lb n="p3b_253.019"/> K. G. v. Berneck) &c.</hi> </p> <p><lb n="p3b_253.020"/> Die Anfänger werden durch Vergleichen ihrer Arbeit mit den erwähnten <lb n="p3b_253.021"/> Übersetzungen wie von selbst auf die leitenden Gesichtspunkte und Feinheiten <lb n="p3b_253.022"/> des Ausdrucks &c. gebracht werden und Nutzen ziehen.</p> </div> <div n="3"> <lb n="p3b_253.023"/> <head> <hi rendition="#c">§ 88. Übersetzungsversuch aus dem Spanischen.</hi> </head> <p><lb n="p3b_253.024"/> Vorbemerkung.</p> <p><lb n="p3b_253.025"/> 1. Die spanische Sprache, deren Grundlage das Lateinische bildet, gehört <lb n="p3b_253.026"/> zu den schönsten romanischen Sprachen, weshalb von jeher gern aus derselben <lb n="p3b_253.027"/> übersetzt wurde. Sie zeichnet sich durch Wohlklang, Umfang (Reichtum), Kraft <lb n="p3b_253.028"/> und Majestät des Ausdrucks aus. Sie läßt jeden geschriebenen Laut hören. <lb n="p3b_253.029"/> Sie ist (namentlich seit der verständnisvollen Reform der Orthographie durch <lb n="p3b_253.030"/> die Akademie im Jahre 1815) die gleichmäßigste und leichteste unter den <lb n="p3b_253.031"/> modernen Sprachen.</p> <p><lb n="p3b_253.032"/> 2. Da der Accent bei konsonantisch auslautenden Wörtern auf der <lb n="p3b_253.033"/> Ultima liegt, sonst aber in der Regel auf der Penultima (jede Ausnahme <lb n="p3b_253.034"/> wird durch den Akut bezeichnet), so ist die spanische Sprache ungemein leicht <lb n="p3b_253.035"/> zu lesen und namentlich die Prosodie von <hi rendition="#g">Eigennamen</hi> bei der Übersetzung <lb n="p3b_253.036"/> keinem Zweifel unterworfen.</p> <p><lb n="p3b_253.037"/> 3. Die Erreichung der Treue macht in Hinblick auf den schon durch Luis <lb n="p3b_253.038"/> de Gongora begründeten sogenannten geschmückten Stil (<hi rendition="#aq">estilo culto</hi>), der <lb n="p3b_253.039"/> sich nicht selten durch Schwülstigkeit und übertriebene Eleganz breit macht, große <lb n="p3b_253.040"/> Anforderungen an den Übersetzer, der sich den Geist des Urbilds vermählen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0279]
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Vielmehr du schienst (denn keinem irdschen Lose p3b_253.002
Vergleicht man dich) wie Frührot, das im Thal p3b_253.003
Tauperlt und Berge färbt in Goldopal, p3b_253.004
Am Himmel leuchtend, feuchtend niedre Moose.
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Nun hat die Sommerzeit dir nichts benommen,* p3b_253.006
Noch kann dich, ungeschmückt, im Prachtgewande p3b_253.007
Die schönste Maid besiegen, noch erreichen.
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So ist die Blume schöner, wenn entkommen p3b_253.009
Jhr Duft dem Blatt; und Mittagssonnenbrande p3b_253.010
Jst Morgen-Licht und =Glut nicht zu vergleichen.
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* Die Fürstin war 40 Jahre, als ihr Tasso das Sonett widmete.
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NB. Zu weiteren Übersetzungsübungen empfehlen sich in aufsteigender p3b_253.013
Schwierigkeit:
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a. die lyrischen Gedichte von Torquato Tasso (von Gries wie von p3b_253.015
Förster übertragen);
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b. Petrarca, Rime (Übersetzt von Krigar);
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c. Ariosto, Orlando furioso (Übersetzt von Gildemeister);
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d. Dante Alighieri (Übers. von König Johann v. S., sowie von p3b_253.019
K. G. v. Berneck) &c.
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Die Anfänger werden durch Vergleichen ihrer Arbeit mit den erwähnten p3b_253.021
Übersetzungen wie von selbst auf die leitenden Gesichtspunkte und Feinheiten p3b_253.022
des Ausdrucks &c. gebracht werden und Nutzen ziehen.
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§ 88. Übersetzungsversuch aus dem Spanischen. p3b_253.024
Vorbemerkung.
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1. Die spanische Sprache, deren Grundlage das Lateinische bildet, gehört p3b_253.026
zu den schönsten romanischen Sprachen, weshalb von jeher gern aus derselben p3b_253.027
übersetzt wurde. Sie zeichnet sich durch Wohlklang, Umfang (Reichtum), Kraft p3b_253.028
und Majestät des Ausdrucks aus. Sie läßt jeden geschriebenen Laut hören. p3b_253.029
Sie ist (namentlich seit der verständnisvollen Reform der Orthographie durch p3b_253.030
die Akademie im Jahre 1815) die gleichmäßigste und leichteste unter den p3b_253.031
modernen Sprachen.
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2. Da der Accent bei konsonantisch auslautenden Wörtern auf der p3b_253.033
Ultima liegt, sonst aber in der Regel auf der Penultima (jede Ausnahme p3b_253.034
wird durch den Akut bezeichnet), so ist die spanische Sprache ungemein leicht p3b_253.035
zu lesen und namentlich die Prosodie von Eigennamen bei der Übersetzung p3b_253.036
keinem Zweifel unterworfen.
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3. Die Erreichung der Treue macht in Hinblick auf den schon durch Luis p3b_253.038
de Gongora begründeten sogenannten geschmückten Stil (estilo culto), der p3b_253.039
sich nicht selten durch Schwülstigkeit und übertriebene Eleganz breit macht, große p3b_253.040
Anforderungen an den Übersetzer, der sich den Geist des Urbilds vermählen
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