Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_254.001 p3b_254.003 p3b_254.007 p3b_254.016 p3b_254.020 p3b_254.021 p3b_254.022 p3b_254.023 Mich daß ich Recht sollte sprechen &c. p3b_254.025 [Beginn Spaltensatz] Stoff. Aus Todas las obras p3b_254.027 p3b_254.028 1.
2.
Wörtliche Übersetzung. p3b_254.102Lernet, ihr Blumen, von mir p3b_254.103 p3b_254.108Das, was geht (dauert) von gestern p3b_254.104 auf heute, p3b_254.105 Denn gestern ein Wunder war ich, p3b_254.106 Und heute nicht mehr mein Schatten p3b_254.107 bin ich. Das Morgenrot schenkte mir gestern die p3b_254.109 [Ende Spaltensatz]
Wiege (Leben), p3b_254.110 Die Nacht den Sarg mir gab, p3b_254.111 Ohne Licht stürbe ich, wenn nicht p3b_254.112 Mir dasselbe liehe der Mond. p3b_254.113 Drum von Euch keine p3b_254.114 Entgeht so zu sterben. p3b_254.001 p3b_254.003 p3b_254.007 p3b_254.016 p3b_254.020 p3b_254.021 p3b_254.022 p3b_254.023 Mīch dăß īch Rĕcht sōlltĕ sprēchĕn &c. p3b_254.025 [Beginn Spaltensatz] Stoff. Aus Todas las obras p3b_254.027 p3b_254.028 1.
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Wörtliche Übersetzung. p3b_254.102Lernet, ihr Blumen, von mir p3b_254.103 p3b_254.108Das, was geht (dauert) von gestern p3b_254.104 auf heute, p3b_254.105 Denn gestern ein Wunder war ich, p3b_254.106 Und heute nicht mehr mein Schatten p3b_254.107 bin ich. Das Morgenrot schenkte mir gestern die p3b_254.109 [Ende Spaltensatz]
Wiege (Leben), p3b_254.110 Die Nacht den Sarg mir gab, p3b_254.111 Ohne Licht stürbe ich, wenn nicht p3b_254.112 Mir dasselbe liehe der Mond. p3b_254.113 Drum von Euch keine p3b_254.114 Entgeht so zu sterben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0280" n="254"/><lb n="p3b_254.001"/> muß, um beurteilen zu können, was wesentlich und was möglicherweise wegzulassendes <lb n="p3b_254.002"/> Ornament ist.</p> <p><lb n="p3b_254.003"/> 4. Der Reichtum der spanischen Poesie besteht in Romanzen und in <lb n="p3b_254.004"/> Liedern. Es giebt viele nationale Sammlungen von Romanzen (<hi rendition="#aq">Romances</hi>), <lb n="p3b_254.005"/> die man <hi rendition="#aq">Romanceros</hi> nennt. Die Sammlung des <hi rendition="#aq">Duran</hi> ist die klassische <lb n="p3b_254.006"/> Ausgabe der Romanzen.</p> <p><lb n="p3b_254.007"/> Das Lied (<hi rendition="#aq">Cancion</hi>) unterscheidet sich von der Romanze durch seine <lb n="p3b_254.008"/> Strophen (<hi rendition="#aq">Coplas</hi>), desgleichen die <hi rendition="#aq">Seguidilla</hi>. Alle diese Formen werden <lb n="p3b_254.009"/> unter dem gemeinschaftlichen Namen <hi rendition="#aq">Versos de arte menor</hi> begriffen. Man <lb n="p3b_254.010"/> besitzt mehrfache Sammlungen derselben unter dem Namen <hi rendition="#aq">Cancioneros</hi>. Sie <lb n="p3b_254.011"/> sind wie alle lyrischen Dichtungen der Spanier von einer Tiefe und Glut der <lb n="p3b_254.012"/> Empfindung, die man nur bei den Südländern trifft. Sie empfehlen sich <lb n="p3b_254.013"/> daher sehr für die Übertragung in unsere gemütinnige Sprache. Jn neuester <lb n="p3b_254.014"/> Zeit danken wir die Vermittlung mehrerer derselben Johannes Fastenrath in <lb n="p3b_254.015"/> seinem Calderonbuch.</p> <p><lb n="p3b_254.016"/> 5. Als lohnenden Stoff zu Übersetzungsversuchen empfehlen wir den mehrfach <lb n="p3b_254.017"/> bearbeiteten <hi rendition="#aq">Romancero del Cid</hi>, wobei der Anfänger die bekannte Ausgabe <lb n="p3b_254.018"/> von Keller mit der Übersetzung von Regis benützen mag. Letztere Übersetzung <lb n="p3b_254.019"/> fordert mehrfach die Kritik heraus, denn:</p> <p> <lb n="p3b_254.020"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. bietet sie Reime statt Assonanzen,</hi> </p> <p> <lb n="p3b_254.021"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>. gestattet sie sich unnatürliche Zerreißungen und falsche Trennungen,</hi> </p> <p> <lb n="p3b_254.022"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">c</hi>. ist sie hie und da trocken und prosaisch,</hi> </p> <p> <lb n="p3b_254.023"/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">d</hi>. bietet sie zuweilen prosodische Jnkorrektheiten, z. B.:</hi> </p> <lb n="p3b_254.024"/> <lg> <l>Mīch dăß īch Rĕcht sōlltĕ sprēchĕn &c.</l> </lg> <p> <lb n="p3b_254.025"/> <hi rendition="#g">Aufgabe.</hi> </p> <lb n="p3b_254.026"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Stoff. Aus <hi rendition="#aq">Todas las obras <lb n="p3b_254.027"/> de Don Luis de Gongora</hi></hi>.</hi> </p> <p><lb n="p3b_254.028"/><hi rendition="#aq">NB</hi>. Die Orthographie hat der Herausgeber <lb n="p3b_254.029"/> nach dem gegenwärtig in Spanien herrschenden <lb n="p3b_254.030"/> Gebrauch abgeändert.</p> <lb n="p3b_254.031"/> <p>1.</p> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>Aprended, flores, de mí</l> <lb n="p3b_254.032"/> <l>Lo que va de ayer á hoy,</l> <lb n="p3b_254.033"/> <l>Que ayer maravilla fuí,</l> <lb n="p3b_254.034"/> <l>Y hoy sombra mia aun no soy. </l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_254.035"/> <p>2.</p> <p> <hi rendition="#aq"> <lg> <l>La Aurora ayer me dió cuna,</l> <lb n="p3b_254.036"/> <l>La noche ataud me dió,</l> <lb n="p3b_254.037"/> <l>Sin luz muriera, si no</l> <lb n="p3b_254.038"/> <l>Me la prestara la Luna,</l> <lb n="p3b_254.039"/> <l>Pues de vosotras ninguna</l> <lb n="p3b_254.040"/> <l>Dejad de morir así,</l> <lb n="p3b_254.041"/> <l>Aprended etc.</l> </lg> </hi> </p> <cb/> <lb n="p3b_254.101"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Wörtliche Übersetzung.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_254.102"/> <lg> <l>Lernet, ihr Blumen, von mir</l> <lb n="p3b_254.103"/> <l>Das, was geht (dauert) von gestern</l> <lb n="p3b_254.104"/> <l> <hi rendition="#et">auf heute,</hi> </l> <lb n="p3b_254.105"/> <l>Denn gestern ein Wunder war ich,</l> <lb n="p3b_254.106"/> <l>Und heute nicht mehr mein Schatten</l> <lb n="p3b_254.107"/> <l> <hi rendition="#et">bin ich.</hi> </l> </lg> <lb n="p3b_254.108"/> <lg> <l>Das Morgenrot schenkte mir gestern die</l> <lb n="p3b_254.109"/> <l> <hi rendition="#et">Wiege (Leben),</hi> </l> <lb n="p3b_254.110"/> <l>Die Nacht den Sarg mir gab,</l> <lb n="p3b_254.111"/> <l>Ohne Licht stürbe ich, wenn nicht</l> <lb n="p3b_254.112"/> <l>Mir dasselbe liehe der Mond.</l> <lb n="p3b_254.113"/> <l>Drum von Euch keine</l> <lb n="p3b_254.114"/> <l>Entgeht so zu sterben.</l> </lg> <cb type="end"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0280]
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muß, um beurteilen zu können, was wesentlich und was möglicherweise wegzulassendes p3b_254.002
Ornament ist.
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4. Der Reichtum der spanischen Poesie besteht in Romanzen und in p3b_254.004
Liedern. Es giebt viele nationale Sammlungen von Romanzen (Romances), p3b_254.005
die man Romanceros nennt. Die Sammlung des Duran ist die klassische p3b_254.006
Ausgabe der Romanzen.
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Das Lied (Cancion) unterscheidet sich von der Romanze durch seine p3b_254.008
Strophen (Coplas), desgleichen die Seguidilla. Alle diese Formen werden p3b_254.009
unter dem gemeinschaftlichen Namen Versos de arte menor begriffen. Man p3b_254.010
besitzt mehrfache Sammlungen derselben unter dem Namen Cancioneros. Sie p3b_254.011
sind wie alle lyrischen Dichtungen der Spanier von einer Tiefe und Glut der p3b_254.012
Empfindung, die man nur bei den Südländern trifft. Sie empfehlen sich p3b_254.013
daher sehr für die Übertragung in unsere gemütinnige Sprache. Jn neuester p3b_254.014
Zeit danken wir die Vermittlung mehrerer derselben Johannes Fastenrath in p3b_254.015
seinem Calderonbuch.
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5. Als lohnenden Stoff zu Übersetzungsversuchen empfehlen wir den mehrfach p3b_254.017
bearbeiteten Romancero del Cid, wobei der Anfänger die bekannte Ausgabe p3b_254.018
von Keller mit der Übersetzung von Regis benützen mag. Letztere Übersetzung p3b_254.019
fordert mehrfach die Kritik heraus, denn:
p3b_254.020
a. bietet sie Reime statt Assonanzen,
p3b_254.021
b. gestattet sie sich unnatürliche Zerreißungen und falsche Trennungen,
p3b_254.022
c. ist sie hie und da trocken und prosaisch,
p3b_254.023
d. bietet sie zuweilen prosodische Jnkorrektheiten, z. B.:
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Mīch dăß īch Rĕcht sōlltĕ sprēchĕn &c.
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Aufgabe.
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Stoff. Aus Todas las obras p3b_254.027
de Don Luis de Gongora.
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NB. Die Orthographie hat der Herausgeber p3b_254.029
nach dem gegenwärtig in Spanien herrschenden p3b_254.030
Gebrauch abgeändert.
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1.
Aprended, flores, de mí p3b_254.032
Lo que va de ayer á hoy, p3b_254.033
Que ayer maravilla fuí, p3b_254.034
Y hoy sombra mia aun no soy.
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2.
La Aurora ayer me dió cuna, p3b_254.036
La noche ataud me dió, p3b_254.037
Sin luz muriera, si no p3b_254.038
Me la prestara la Luna, p3b_254.039
Pues de vosotras ninguna p3b_254.040
Dejad de morir así, p3b_254.041
Aprended etc.
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Wörtliche Übersetzung.
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Das, was geht (dauert) von gestern p3b_254.104
auf heute, p3b_254.105
Denn gestern ein Wunder war ich, p3b_254.106
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bin ich.
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Das Morgenrot schenkte mir gestern die p3b_254.109
Wiege (Leben), p3b_254.110
Die Nacht den Sarg mir gab, p3b_254.111
Ohne Licht stürbe ich, wenn nicht p3b_254.112
Mir dasselbe liehe der Mond. p3b_254.113
Drum von Euch keine p3b_254.114
Entgeht so zu sterben.
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Zitationshilfe: | Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/280>, abgerufen am 18.07.2024. |