Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_274.001 p3b_274.003 p3b_274.005 § 96. III. Die Feile in Überarbeitung fremder Schöpfungen. p3b_274.006 [Beginn Spaltensatz] Aus: "Abschied von der ungetreuen p3b_274.014
Bin ich arm, p3b_274.022 p3b_274.026Dieses macht mir wenig Harm: p3b_274.023 Tugend steckt nicht in dem Beutel, p3b_274.024 Gold und Schmuck macht nur den Scheitel, p3b_274.025 Aber nicht die Liebe warm.
p3b_274.031 Reiters Morgengesang. p3b_274.102 Morgenrot, p3b_274.104 p3b_274.108Leuchtest mir zum frühen Tod? p3b_274.105 Bald wird die Trompete blasen, p3b_274.106 Dann muß ich mein Leben lassen, p3b_274.107 Jch und mancher Kamerad!
Darum still, p3b_274.119 [Ende Spaltensatz]
Füg ich mich, wie Gott es will. p3b_274.120 Nun so will ich wacker streiten, p3b_274.121 Und sollt' ich den Tod erleiden, p3b_274.122 Stirbt ein braver Reitersmann. p3b_274.001 p3b_274.003 p3b_274.005 § 96. III. Die Feile in Überarbeitung fremder Schöpfungen. p3b_274.006 [Beginn Spaltensatz] Aus: „Abschied von der ungetreuen p3b_274.014
Bin ich arm, p3b_274.022 p3b_274.026Dieses macht mir wenig Harm: p3b_274.023 Tugend steckt nicht in dem Beutel, p3b_274.024 Gold und Schmuck macht nur den Scheitel, p3b_274.025 Aber nicht die Liebe warm.
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Darum still, p3b_274.119 [Ende Spaltensatz]
Füg ich mich, wie Gott es will. p3b_274.120 Nun so will ich wacker streiten, p3b_274.121 Und sollt' ich den Tod erleiden, p3b_274.122 Stirbt ein braver Reitersmann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0300" n="274"/><lb n="p3b_274.001"/> denn jedes ist wie du“, wird er jetzt deutlicher, indem er für „jedes Kind“ <lb n="p3b_274.002"/> „jede Schöne“ einfügt und als Grund des Hasses die Treulosigkeit nennt.</p> <p><lb n="p3b_274.003"/> Zu bemerken ist, daß der späteren Fassung die witzige Antithese der <lb n="p3b_274.004"/> ersten abgeht.</p> </div> <div n="2"> <lb n="p3b_274.005"/> <head> <hi rendition="#c">§ 96. <hi rendition="#aq">III</hi>. Die Feile in Überarbeitung fremder Schöpfungen.</hi> </head> <p><lb n="p3b_274.006"/> Es kommt nicht selten vor, daß spätere Dichter die Gebilde früherer <lb n="p3b_274.007"/> Dichter überarbeiten und sich zu eigen machen. Dem Anfänger ist davon abzuraten; <lb n="p3b_274.008"/> nur ein anerkannter Meister mag sich dies erlauben. Um aber zu <lb n="p3b_274.009"/> zeigen, auf welche Weise dies geschehen kann, bringen wir unter Verweisung <lb n="p3b_274.010"/> auf Rückerts Parabel (vgl. Poetik <hi rendition="#aq">II</hi>, S. 169), auf Goethe's Heideröslein, <lb n="p3b_274.011"/> auf die Königskinder (Poetik <hi rendition="#aq">II</hi>, S. 86) noch eine instruktive Überarbeitung <lb n="p3b_274.012"/> zum Abdruck.</p> <lb n="p3b_274.013"/> <cb type="start"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Aus:</hi> „<hi rendition="#g">Abschied von der ungetreuen <lb n="p3b_274.014"/> Liebsten.</hi>“ <lb n="p3b_274.015"/> <hi rendition="#g">Von</hi> J. Chr. <hi rendition="#g">Günther</hi> († 1723).</hi> </p> <lb n="p3b_274.016"/> <p> <hi rendition="#u"> <lg> <l>Wie gedacht,</l> <lb n="p3b_274.017"/> <l>Vor geliebt, jetzt ausgelacht:</l> <lb n="p3b_274.018"/> <l>Gestern in den Schoß gerissen,</l> <lb n="p3b_274.019"/> <l>Heute von der Brust geschmissen,</l> <lb n="p3b_274.020"/> <l>Morgen in die Gruft gebracht.</l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_274.021"/> <lg> <l>Bin ich arm,</l> <lb n="p3b_274.022"/> <l>Dieses macht mir wenig Harm:</l> <lb n="p3b_274.023"/> <l>Tugend steckt nicht in dem Beutel,</l> <lb n="p3b_274.024"/> <l>Gold und Schmuck macht nur den Scheitel,</l> <lb n="p3b_274.025"/> <l>Aber nicht die Liebe warm. </l> </lg> <lb n="p3b_274.026"/> <p> <hi rendition="#u"> <lg> <l>Und wie bald</l> <lb n="p3b_274.027"/> <l>Mißt die Schönheit die Gestalt?</l> <lb n="p3b_274.028"/> <l>Rühmst du gleich von deiner Farbe,</l> <lb n="p3b_274.029"/> <l>Daß sie ihresgleichen darbe,</l> <lb n="p3b_274.030"/> <l>Ach die Rosen werden alt.</l> </lg> </hi> </p> <p><lb n="p3b_274.031"/> (<hi rendition="#aq">NB</hi>. Das ganze Gedicht hat 9 <lb n="p3b_274.032"/> Strophen.)</p> <cb/> <lb n="p3b_274.101"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Reiters Morgengesang. <lb n="p3b_274.102"/> Von</hi> W. <hi rendition="#g">Hauff</hi> († 1827).</hi> </p> <lb n="p3b_274.103"/> <lg> <l>Morgenrot,</l> <lb n="p3b_274.104"/> <l>Leuchtest mir zum frühen Tod?</l> <lb n="p3b_274.105"/> <l>Bald wird die Trompete blasen,</l> <lb n="p3b_274.106"/> <l>Dann muß ich mein Leben lassen,</l> <lb n="p3b_274.107"/> <l>Jch und mancher Kamerad! </l> </lg> <lb n="p3b_274.108"/> <p> <hi rendition="#u"> <lg> <l>Kaum gedacht,</l> <lb n="p3b_274.109"/> <l>War der Lust ein End gemacht.</l> <lb n="p3b_274.110"/> <l>Gestern noch auf stolzen Rossen,</l> <lb n="p3b_274.111"/> <l>Heute durch die Brust geschossen,</l> <lb n="p3b_274.112"/> <l>Morgen in das kühle Grab! </l> </lg> <lb n="p3b_274.113"/> <lg> <l>Ach, wie bald</l> <lb n="p3b_274.114"/> <l>Schwindet Schönheit und Gestalt!</l> <lb n="p3b_274.115"/> <l>Thust du stolz mit deinen Wangen,</l> <lb n="p3b_274.116"/> <l>Die wie Milch und Purpur prangen?</l> <lb n="p3b_274.117"/> <l>Ach, die Rosen welken all! </l> </lg> </hi> </p> <lb n="p3b_274.118"/> <lg> <l>Darum still,</l> <lb n="p3b_274.119"/> <l>Füg ich mich, wie Gott es will.</l> <lb n="p3b_274.120"/> <l>Nun so will ich wacker streiten,</l> <lb n="p3b_274.121"/> <l>Und sollt' ich den Tod erleiden,</l> <lb n="p3b_274.122"/> <l>Stirbt ein braver Reitersmann.</l> </lg> <cb type="end"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0300]
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denn jedes ist wie du“, wird er jetzt deutlicher, indem er für „jedes Kind“ p3b_274.002
„jede Schöne“ einfügt und als Grund des Hasses die Treulosigkeit nennt.
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Zu bemerken ist, daß der späteren Fassung die witzige Antithese der p3b_274.004
ersten abgeht.
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§ 96. III. Die Feile in Überarbeitung fremder Schöpfungen. p3b_274.006
Es kommt nicht selten vor, daß spätere Dichter die Gebilde früherer p3b_274.007
Dichter überarbeiten und sich zu eigen machen. Dem Anfänger ist davon abzuraten; p3b_274.008
nur ein anerkannter Meister mag sich dies erlauben. Um aber zu p3b_274.009
zeigen, auf welche Weise dies geschehen kann, bringen wir unter Verweisung p3b_274.010
auf Rückerts Parabel (vgl. Poetik II, S. 169), auf Goethe's Heideröslein, p3b_274.011
auf die Königskinder (Poetik II, S. 86) noch eine instruktive Überarbeitung p3b_274.012
zum Abdruck.
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Aus: „Abschied von der ungetreuen p3b_274.014
Liebsten.“ p3b_274.015
Von J. Chr. Günther († 1723).
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Wie gedacht, p3b_274.017
Vor geliebt, jetzt ausgelacht: p3b_274.018
Gestern in den Schoß gerissen, p3b_274.019
Heute von der Brust geschmissen, p3b_274.020
Morgen in die Gruft gebracht.
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Bin ich arm, p3b_274.022
Dieses macht mir wenig Harm: p3b_274.023
Tugend steckt nicht in dem Beutel, p3b_274.024
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Und wie bald p3b_274.027
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Ach die Rosen werden alt.
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(NB. Das ganze Gedicht hat 9 p3b_274.032
Strophen.)
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Reiters Morgengesang. p3b_274.102
Von W. Hauff († 1827).
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Morgenrot, p3b_274.104
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Kaum gedacht, p3b_274.109
War der Lust ein End gemacht. p3b_274.110
Gestern noch auf stolzen Rossen, p3b_274.111
Heute durch die Brust geschossen, p3b_274.112
Morgen in das kühle Grab!
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Ach, wie bald p3b_274.114
Schwindet Schönheit und Gestalt! p3b_274.115
Thust du stolz mit deinen Wangen, p3b_274.116
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Darum still, p3b_274.119
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Nun so will ich wacker streiten, p3b_274.121
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Stirbt ein braver Reitersmann.
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