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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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stellen, bis das Reimwort sich ergiebt; z. B. beim Reime üren kann p3b_058.002
der Satz:

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Schüren muß des Hauses Feuer p3b_058.004
Selbst der Wind mit kaltem Atem

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so gewendet werden:

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Selbst der Wind mit kaltem Atem p3b_058.007
Muß des Hauses Feuer schüren u. s. w.

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Der Satz: Der Feind verlangt die That ist beim Reime eint p3b_058.009
etwa so zu wenden: Die That verlangt der Feind; beim Reime p3b_058.010
angt: Der Feind die That verlangt u. s. w.

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4. Jst das Reimwort nicht schon im Textessatz gegeben, so muß p3b_058.012
es durch Herbeiziehen eines sinnverwandten Wortes ersetzt werden. p3b_058.013
Beim Reime still wird z. B. das obige Beispiel etwa so heißen müssen: p3b_058.014
Die That der Gegner will; beim Reimwort flucht: == die That p3b_058.015
der Gegner sucht
u. s. w.

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5. Man vermeide schon hier abgenützte Reime. Ein Kunstmittel, p3b_058.017
diese Reime erträglich zu machen, besteht darin, daß man ihnen durch p3b_058.018
Verschmelzung mit einem anschaulichen Substantiv gesteigerte Bedeutung p3b_058.019
oder den Charakter des Neuen verleiht, z. B. Herzenswonne, Freudensonne; p3b_058.020
Freundesliebe, Freudentriebe; Seelenschmerz, Felsenherz u. s. w.

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6. Zur Erreichung größtmöglicher Übung geben wir von einigen p3b_058.022
der gebräuchlichsten Reimformen je ein Beispiel.

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Aufgabe 1. Weiblicher Reim. Vokal a im Endreim ade. Das p3b_058.024
Metrum sei der trochäische Viertakter, der Endreim erscheint in Zeile
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1 und 2 und dann in allen geradzahligen Zeilen.

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Stoff.

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Jeder Blume am Meeresgestade | p3b_058.028
und jedem Wasserschaum im Meere, | p3b_058.029
jedem Sterne am Himmelszelte, | jedem p3b_058.030
Sonnenstrahle | habe ich meine p3b_058.031
Liebesschmerzen | thränenden Auges p3b_058.032
fruchtlos vorgesungen. | nun will ich p3b_058.033
sie den Steinen vorsingen, | um sie p3b_058.034
abzuladen. | Möge der härteste aller p3b_058.035
Steine | mir Gnade schenken!

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Lösung. Von Moritz Graf Strachwitz.

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Jeder Blume am Gestade, p3b_058.104
Jedem Schaum im Wellenpfade, p3b_058.105
Jedem Stern im Dom der Nächte, p3b_058.106
Jedem Strahl im Sonnenrade p3b_058.107
Sang ich meine Liebesschmerzen p3b_058.108
Fruchtlos vor im Thränenbade; p3b_058.109
Nun den Steinen will ich singen, p3b_058.110
Daß ich meinen Schmerz entlade; p3b_058.111
Du, der härteste der Steine, p3b_058.112
Schenkst du wohl vielleicht mir Gnade?
[Ende Spaltensatz]

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Aufgabe 2. Weiblicher Reim. Vokal u im Endreim uche. Metrum: p3b_058.114
der jambische, katalektische Viertakter. Reimstellung wie früher.

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Stoff.

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Dein Dach, o Buche, barg mich p3b_058.117
vor Wind und Wetter wie ein Regen=[Spaltenumbruch] p3b_058.101
Lösung. Von Fr. Halm. p3b_058.102

Es barg dein Dach mich, Buche, p3b_058.103
Gleich grünem Regentuche
[Ende Spaltensatz]

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stellen, bis das Reimwort sich ergiebt; z. B. beim Reime üren kann p3b_058.002
der Satz:

p3b_058.003
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so gewendet werden:

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/84>, abgerufen am 30.11.2024.