Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Stilpe. fulminanter Musikus und würde schon viele Operngeschrieben haben, wenn er nicht immer trinken müßte. Zwar behauptet er, ich wäre schuld daran, weil ich ihm den Text nicht schreibe, den ich ihm versprochen habe. Aber das ist eben jene Schlange, die sich in den werten Schwanz beißt: Ich dichte nicht, weil er nicht komponiert, und er komponiert nicht, weil ich nicht dichte. Ergo müssen wir beide saufen. -- Sag doch nicht saufen, das klingt so -- Kann ich dafür, daß die Wahrheit ein -- Du bist eins! -- Und dennoch liebt mich Deine Sanftheit! Es war Herr Lehmann mit drei Packträgern. -- Schön, mein Engel, sprach dieser, ich sehe, Stilpe. fulminanter Muſikus und würde ſchon viele Operngeſchrieben haben, wenn er nicht immer trinken müßte. Zwar behauptet er, ich wäre ſchuld daran, weil ich ihm den Text nicht ſchreibe, den ich ihm verſprochen habe. Aber das iſt eben jene Schlange, die ſich in den werten Schwanz beißt: Ich dichte nicht, weil er nicht komponiert, und er komponiert nicht, weil ich nicht dichte. Ergo müſſen wir beide ſaufen. — Sag doch nicht ſaufen, das klingt ſo — Kann ich dafür, daß die Wahrheit ein — Du biſt eins! — Und dennoch liebt mich Deine Sanftheit! Es war Herr Lehmann mit drei Packträgern. — Schön, mein Engel, ſprach dieſer, ich ſehe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0276" n="262"/><fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw> fulminanter Muſikus und würde ſchon viele Opern<lb/> geſchrieben haben, wenn er nicht immer trinken<lb/> müßte. Zwar behauptet er, ich wäre ſchuld daran,<lb/> weil ich ihm den Text nicht ſchreibe, den ich ihm<lb/> verſprochen habe. Aber das iſt eben jene Schlange,<lb/> die ſich in den werten Schwanz beißt: Ich dichte<lb/> nicht, weil er nicht komponiert, und er komponiert<lb/> nicht, weil ich nicht dichte. Ergo müſſen wir<lb/> beide ſaufen.</p><lb/> <p>— Sag doch nicht ſaufen, das klingt ſo<lb/> ruppig.</p><lb/> <p>— Kann ich dafür, daß die Wahrheit ein<lb/> Rauhbein iſt?</p><lb/> <p>— Du biſt eins!</p><lb/> <p>— Und dennoch liebt mich Deine Sanftheit!<lb/> Aber es klingelt! Schwing Dich hinaus, Mädchen!</p><lb/> <p>Es war Herr Lehmann mit drei Packträgern.<lb/> Er machte eine tiefe Verbeugung, der man die<lb/> Tanzſtunde anſah, vor Hulda und begrüßte Stilpen<lb/> ehrerbietig.</p><lb/> <p>— Schön, mein Engel, ſprach dieſer, ich ſehe,<lb/> Du haſt Alles gut in die Wege geleitet. Nun<lb/> laß mich das Auspacken überwachen. Setz Dich<lb/> zu dieſem ſchlanken Mädchen, aber halte Dich in<lb/> den Grenzen der Wohlanſtändigkeit. Noch biſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0276]
Stilpe.
fulminanter Muſikus und würde ſchon viele Opern
geſchrieben haben, wenn er nicht immer trinken
müßte. Zwar behauptet er, ich wäre ſchuld daran,
weil ich ihm den Text nicht ſchreibe, den ich ihm
verſprochen habe. Aber das iſt eben jene Schlange,
die ſich in den werten Schwanz beißt: Ich dichte
nicht, weil er nicht komponiert, und er komponiert
nicht, weil ich nicht dichte. Ergo müſſen wir
beide ſaufen.
— Sag doch nicht ſaufen, das klingt ſo
ruppig.
— Kann ich dafür, daß die Wahrheit ein
Rauhbein iſt?
— Du biſt eins!
— Und dennoch liebt mich Deine Sanftheit!
Aber es klingelt! Schwing Dich hinaus, Mädchen!
Es war Herr Lehmann mit drei Packträgern.
Er machte eine tiefe Verbeugung, der man die
Tanzſtunde anſah, vor Hulda und begrüßte Stilpen
ehrerbietig.
— Schön, mein Engel, ſprach dieſer, ich ſehe,
Du haſt Alles gut in die Wege geleitet. Nun
laß mich das Auspacken überwachen. Setz Dich
zu dieſem ſchlanken Mädchen, aber halte Dich in
den Grenzen der Wohlanſtändigkeit. Noch biſt
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