Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch, drittes Kapitel.
Laßt mich, nicht in den Tempel, sag ich, oh,
Nein laßt mich in den Vorhof blos hinein,
Daß, ein bescheidner Wandler, rund herum
Um des Cenacles wunderbaren Bau
Ich leise schreiten darf und hie und da
Hinlegen auf der Schwelle Marmorweiß
Ein kleines Opfer der Ergebenheit.

Herr Lehmann schwieg und machte wieder eine
ganz tiefe Verbeugung.

Stilpe erhob sich mit Priesterwürde und skan¬
dierte:

Die ihr Adepten seid, sprecht euern Doppelvers!

Und Barmann brummte:

Ein sehr verwegener Knabe, in der That!
Weinreben nehmt und schlagt ihn auf den Steiß!

Herr Lehmann erschrak und trat einen Schritt
zurück. (Denn er hielt Alles für möglich.)

Wippert aber rief:

Legt mir den Jüngling in ein Lexikon
Als Lesezeichen, klappt das Buch dann zu!

Herr Lehmann schüttelte betroffen das Haupt.

18

Drittes Buch, drittes Kapitel.
Laßt mich, nicht in den Tempel, ſag ich, oh,
Nein laßt mich in den Vorhof blos hinein,
Daß, ein beſcheidner Wandler, rund herum
Um des Cénacles wunderbaren Bau
Ich leiſe ſchreiten darf und hie und da
Hinlegen auf der Schwelle Marmorweiß
Ein kleines Opfer der Ergebenheit.

Herr Lehmann ſchwieg und machte wieder eine
ganz tiefe Verbeugung.

Stilpe erhob ſich mit Prieſterwürde und ſkan¬
dierte:

Die ihr Adepten ſeid, ſprecht euern Doppelvers!

Und Barmann brummte:

Ein ſehr verwegener Knabe, in der That!
Weinreben nehmt und ſchlagt ihn auf den Steiß!

Herr Lehmann erſchrak und trat einen Schritt
zurück. (Denn er hielt Alles für möglich.)

Wippert aber rief:

Legt mir den Jüngling in ein Lexikon
Als Leſezeichen, klappt das Buch dann zu!

Herr Lehmann ſchüttelte betroffen das Haupt.

18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="3">
              <pb facs="#f0287" n="273"/>
              <fw place="top" type="header">Drittes Buch, drittes Kapitel.<lb/></fw>
              <l>Laßt mich, nicht in den Tempel, &#x017F;ag ich, oh,<lb/></l>
              <l>Nein laßt mich in den Vorhof blos hinein,<lb/></l>
              <l>Daß, ein be&#x017F;cheidner Wandler, rund herum<lb/></l>
              <l>Um des C<hi rendition="#aq">é</hi>nacles wunderbaren Bau<lb/></l>
              <l>Ich lei&#x017F;e &#x017F;chreiten darf und hie und da<lb/></l>
              <l>Hinlegen auf der Schwelle Marmorweiß<lb/></l>
              <l>Ein kleines Opfer der Ergebenheit.<lb/></l>
            </lg>
          </lg>
          <p>Herr Lehmann &#x017F;chwieg und machte wieder eine<lb/>
ganz tiefe Verbeugung.</p><lb/>
          <p>Stilpe erhob &#x017F;ich mit Prie&#x017F;terwürde und &#x017F;kan¬<lb/>
dierte:</p><lb/>
          <p>Die ihr Adepten &#x017F;eid, &#x017F;precht euern Doppelvers!</p><lb/>
          <p>Und Barmann brummte:</p><lb/>
          <p>Ein &#x017F;ehr verwegener Knabe, in der That!<lb/>
Weinreben nehmt und &#x017F;chlagt ihn auf den Steiß!</p><lb/>
          <p>Herr Lehmann er&#x017F;chrak und trat einen Schritt<lb/>
zurück. (Denn er hielt Alles für möglich.)</p><lb/>
          <p>Wippert aber rief:</p><lb/>
          <p>Legt mir den Jüngling in ein Lexikon<lb/>
Als Le&#x017F;ezeichen, klappt das Buch dann zu!</p><lb/>
          <p>Herr Lehmann &#x017F;chüttelte betroffen das Haupt.<lb/></p>
          <fw place="bottom" type="sig">18<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0287] Drittes Buch, drittes Kapitel. Laßt mich, nicht in den Tempel, ſag ich, oh, Nein laßt mich in den Vorhof blos hinein, Daß, ein beſcheidner Wandler, rund herum Um des Cénacles wunderbaren Bau Ich leiſe ſchreiten darf und hie und da Hinlegen auf der Schwelle Marmorweiß Ein kleines Opfer der Ergebenheit. Herr Lehmann ſchwieg und machte wieder eine ganz tiefe Verbeugung. Stilpe erhob ſich mit Prieſterwürde und ſkan¬ dierte: Die ihr Adepten ſeid, ſprecht euern Doppelvers! Und Barmann brummte: Ein ſehr verwegener Knabe, in der That! Weinreben nehmt und ſchlagt ihn auf den Steiß! Herr Lehmann erſchrak und trat einen Schritt zurück. (Denn er hielt Alles für möglich.) Wippert aber rief: Legt mir den Jüngling in ein Lexikon Als Leſezeichen, klappt das Buch dann zu! Herr Lehmann ſchüttelte betroffen das Haupt. 18

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/287
Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/287>, abgerufen am 22.11.2024.