Stössel entwickelte Ideen über das Salondrama, das nur geflüstert werden dürfte und wobei man, wie jetzt Operngucker, Hörröhren im Theater ver¬ leihen würde.
-- Das Flüstertheater ist das Theater der modernen Nerven, das Theater der intimsten Seelendüfte. Seelengesäusel! Wollustgewisper! Sanft! Ganz sanft! Hauch!
Und er flüsterte selber nur noch so leise, daß ihn kein Mensch mehr verstand.
Aus reiner Opposition stellte Stilpe das Ideal eines "Schmettertheaters" auf.
-- Nur noch Verse, lang hinhallende Verse wie Fanfaren, Posaunenstöße, die wie lange Donner machtvoll ausrollen. Z. B. so, und er brüllte mit voller Lungenkraft:
Ein Meer von Bowle, Dir, Natur, gebracht, in langen, langen, langen Zügen, ohhh!
Sonst sprach man mehr von unlitterarischen Dingen, und Stilpe stellte sogar die Behauptung auf, es sei eine Schande, an Litteratur auch nur zu denken, so lange der Magen noch gesund sei.
-- Nur Magenkranke dichten. Wer gesund ist säuft. Und das ist der Grund unsres Saufens:
Drittes Buch, drittes Kapitel.
Stöſſel entwickelte Ideen über das Salondrama, das nur geflüſtert werden dürfte und wobei man, wie jetzt Operngucker, Hörröhren im Theater ver¬ leihen würde.
— Das Flüſtertheater iſt das Theater der modernen Nerven, das Theater der intimſten Seelendüfte. Seelengeſäuſel! Wolluſtgewiſper! Sanft! Ganz ſanft! Hauch!
Und er flüſterte ſelber nur noch ſo leiſe, daß ihn kein Menſch mehr verſtand.
Aus reiner Oppoſition ſtellte Stilpe das Ideal eines „Schmettertheaters“ auf.
— Nur noch Verſe, lang hinhallende Verſe wie Fanfaren, Poſaunenſtöße, die wie lange Donner machtvoll ausrollen. Z. B. ſo, und er brüllte mit voller Lungenkraft:
Ein Meer von Bowle, Dir, Natur, gebracht, in langen, langen, langen Zügen, ohhh!
Sonſt ſprach man mehr von unlitterariſchen Dingen, und Stilpe ſtellte ſogar die Behauptung auf, es ſei eine Schande, an Litteratur auch nur zu denken, ſo lange der Magen noch geſund ſei.
— Nur Magenkranke dichten. Wer geſund iſt ſäuft. Und das iſt der Grund unſres Saufens:
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Drittes Buch, drittes Kapitel.
Stöſſel entwickelte Ideen über das Salondrama,
das nur geflüſtert werden dürfte und wobei man,
wie jetzt Operngucker, Hörröhren im Theater ver¬
leihen würde.
— Das Flüſtertheater iſt das Theater der
modernen Nerven, das Theater der intimſten
Seelendüfte. Seelengeſäuſel! Wolluſtgewiſper!
Sanft! Ganz ſanft! Hauch!
Und er flüſterte ſelber nur noch ſo leiſe, daß ihn
kein Menſch mehr verſtand.
Aus reiner Oppoſition ſtellte Stilpe das Ideal
eines „Schmettertheaters“ auf.
— Nur noch Verſe, lang hinhallende Verſe wie
Fanfaren, Poſaunenſtöße, die wie lange Donner
machtvoll ausrollen. Z. B. ſo, und er brüllte mit
voller Lungenkraft:
Ein Meer von Bowle, Dir, Natur, gebracht,
in langen, langen, langen Zügen, ohhh!
Sonſt ſprach man mehr von unlitterariſchen
Dingen, und Stilpe ſtellte ſogar die Behauptung
auf, es ſei eine Schande, an Litteratur auch nur
zu denken, ſo lange der Magen noch geſund ſei.
— Nur Magenkranke dichten. Wer geſund iſt
ſäuft. Und das iſt der Grund unſres Saufens:
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/293>, abgerufen am 22.11.2024.
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