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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Drittes Buch, drittes Kapitel.

Dieser Idiot ist ganz selig. Warum? Er hat
seine Kniegeige.

Und dieser lasterhafte Greis! Glücklich ist der
Halunke. Warum? Er glaubt an Richard Wagner.

Und diese lieben Knaben, eingeschlossen Gir¬
linger. Unbeschreiblich zufriedene Burschen! Warum?
Sie haben ihre Frauenzimmer oder ihren Cylinder.

Dahingegen ich!

Ich muß über ihre schnarchenden Leichen steigen
und kann nicht schlafen.

Ach, was bin ich elend! Ach! Ach! Ach!
Heulen! Heulen!

Warum ist mir so übel? Warum geht Alles
in mir auseinander?

Die Schulden! Die Schulden! Überall Schul¬
den! Und, äh, ich weiß nicht recht, verlohnt sich
denn das Alles? Ich . . . rutsche ja . . . ich . . .
rutsche ja . . .

Plötzlich gab er Girlingern einen Stoß mit dem
Fuße.

Girlinger lallte: Drück mich nicht so, Johanna!

Stilpen erfaßte ein wütender Zorn: Also auch
dieser Häring seufzt! Und er stieß ihn noch einmal:
Girlinger!

-- Was denn?

Drittes Buch, drittes Kapitel.

Dieſer Idiot iſt ganz ſelig. Warum? Er hat
ſeine Kniegeige.

Und dieſer laſterhafte Greis! Glücklich iſt der
Halunke. Warum? Er glaubt an Richard Wagner.

Und dieſe lieben Knaben, eingeſchloſſen Gir¬
linger. Unbeſchreiblich zufriedene Burſchen! Warum?
Sie haben ihre Frauenzimmer oder ihren Cylinder.

Dahingegen ich!

Ich muß über ihre ſchnarchenden Leichen ſteigen
und kann nicht ſchlafen.

Ach, was bin ich elend! Ach! Ach! Ach!
Heulen! Heulen!

Warum iſt mir ſo übel? Warum geht Alles
in mir auseinander?

Die Schulden! Die Schulden! Überall Schul¬
den! Und, äh, ich weiß nicht recht, verlohnt ſich
denn das Alles? Ich . . . rutſche ja . . . ich . . .
rutſche ja . . .

Plötzlich gab er Girlingern einen Stoß mit dem
Fuße.

Girlinger lallte: Drück mich nicht ſo, Johanna!

Stilpen erfaßte ein wütender Zorn: Alſo auch
dieſer Häring ſeufzt! Und er ſtieß ihn noch einmal:
Girlinger!

— Was denn?

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[281/0295] Drittes Buch, drittes Kapitel. Dieſer Idiot iſt ganz ſelig. Warum? Er hat ſeine Kniegeige. Und dieſer laſterhafte Greis! Glücklich iſt der Halunke. Warum? Er glaubt an Richard Wagner. Und dieſe lieben Knaben, eingeſchloſſen Gir¬ linger. Unbeſchreiblich zufriedene Burſchen! Warum? Sie haben ihre Frauenzimmer oder ihren Cylinder. Dahingegen ich! Ich muß über ihre ſchnarchenden Leichen ſteigen und kann nicht ſchlafen. Ach, was bin ich elend! Ach! Ach! Ach! Heulen! Heulen! Warum iſt mir ſo übel? Warum geht Alles in mir auseinander? Die Schulden! Die Schulden! Überall Schul¬ den! Und, äh, ich weiß nicht recht, verlohnt ſich denn das Alles? Ich . . . rutſche ja . . . ich . . . rutſche ja . . . Plötzlich gab er Girlingern einen Stoß mit dem Fuße. Girlinger lallte: Drück mich nicht ſo, Johanna! Stilpen erfaßte ein wütender Zorn: Alſo auch dieſer Häring ſeufzt! Und er ſtieß ihn noch einmal: Girlinger! — Was denn?

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/295>, abgerufen am 22.11.2024.