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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
mit dieser tolpatschigen Hast junger Jagdhunde,
sondern mit der Ruhe bewußter Verantwortlichkeit.

Unter seiner Freude an der bewegten Arbeit
eines Sprechstunde abhaltenden Theaterdirektors hob
sich mehr und mehr ein Ingrimm gegen die Leute,
mit denen zusammen er eigentlich gedacht hatte, das
Momus-Theater zu machen. Ihre Unfähigkeit, für
die Zwecke dieses Theaters zu arbeiten, empfand er
nicht als einen Mangel ihrer Begabung, sondern
er ärgerte sich darüber, daß sie auch in diesem
Falle keinerlei Konzessionen an den Begriff des
Zweckes in der Kunst machten, und er beneidete sie
im Grunde darum. Zwar sagte er sich manchmal,
daß sich darin auch Schwäche und Zügellosigkeit
offenbarte, aber seine eigene Fähigkeit, gerade für
das Momus-Theater zu arbeiten, erschien ihm als
ein Anzeichen seiner künstlerischen Inferiorität.

Er fing mit einemmale an, die "Dichterei" zu
hassen, und es war ganz ehrlich, wenn er der
Muse gegenüber es verwünschte, daß die "Lite¬
ratur" ein Hauptprogrammpunkt ihrer Gründung
war. Und dabei hätte er doch auch um Alles nicht
ein bloßer Tingeltangeldirektor sein wollen. Der
Gedanke, auf so paradoxe Weise der Kunst zu
dienen, kitzelte ihn angenehm.

Stilpe.
mit dieſer tolpatſchigen Haſt junger Jagdhunde,
ſondern mit der Ruhe bewußter Verantwortlichkeit.

Unter ſeiner Freude an der bewegten Arbeit
eines Sprechſtunde abhaltenden Theaterdirektors hob
ſich mehr und mehr ein Ingrimm gegen die Leute,
mit denen zuſammen er eigentlich gedacht hatte, das
Momus-Theater zu machen. Ihre Unfähigkeit, für
die Zwecke dieſes Theaters zu arbeiten, empfand er
nicht als einen Mangel ihrer Begabung, ſondern
er ärgerte ſich darüber, daß ſie auch in dieſem
Falle keinerlei Konzeſſionen an den Begriff des
Zweckes in der Kunſt machten, und er beneidete ſie
im Grunde darum. Zwar ſagte er ſich manchmal,
daß ſich darin auch Schwäche und Zügelloſigkeit
offenbarte, aber ſeine eigene Fähigkeit, gerade für
das Momus-Theater zu arbeiten, erſchien ihm als
ein Anzeichen ſeiner künſtleriſchen Inferiorität.

Er fing mit einemmale an, die „Dichterei“ zu
haſſen, und es war ganz ehrlich, wenn er der
Muſe gegenüber es verwünſchte, daß die „Lite¬
ratur“ ein Hauptprogrammpunkt ihrer Gründung
war. Und dabei hätte er doch auch um Alles nicht
ein bloßer Tingeltangeldirektor ſein wollen. Der
Gedanke, auf ſo paradoxe Weiſe der Kunſt zu
dienen, kitzelte ihn angenehm.

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[374/0388] Stilpe. mit dieſer tolpatſchigen Haſt junger Jagdhunde, ſondern mit der Ruhe bewußter Verantwortlichkeit. Unter ſeiner Freude an der bewegten Arbeit eines Sprechſtunde abhaltenden Theaterdirektors hob ſich mehr und mehr ein Ingrimm gegen die Leute, mit denen zuſammen er eigentlich gedacht hatte, das Momus-Theater zu machen. Ihre Unfähigkeit, für die Zwecke dieſes Theaters zu arbeiten, empfand er nicht als einen Mangel ihrer Begabung, ſondern er ärgerte ſich darüber, daß ſie auch in dieſem Falle keinerlei Konzeſſionen an den Begriff des Zweckes in der Kunſt machten, und er beneidete ſie im Grunde darum. Zwar ſagte er ſich manchmal, daß ſich darin auch Schwäche und Zügelloſigkeit offenbarte, aber ſeine eigene Fähigkeit, gerade für das Momus-Theater zu arbeiten, erſchien ihm als ein Anzeichen ſeiner künſtleriſchen Inferiorität. Er fing mit einemmale an, die „Dichterei“ zu haſſen, und es war ganz ehrlich, wenn er der Muſe gegenüber es verwünſchte, daß die „Lite¬ ratur“ ein Hauptprogrammpunkt ihrer Gründung war. Und dabei hätte er doch auch um Alles nicht ein bloßer Tingeltangeldirektor ſein wollen. Der Gedanke, auf ſo paradoxe Weiſe der Kunſt zu dienen, kitzelte ihn angenehm.

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/388>, abgerufen am 22.11.2024.