Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die threnenden Augen. auch etwas von deiner Poesy hören las-sen. Mein Unvermögen/ (antwortete er/) wird meinen Ungehorsam entschul- digen: indem es mir verbietet/ solche Oh- ren mit einem Marsyas - gelirl zubelästi- gen/ die der süßspielenden Föbus-Leyr zuzuhören gewohnt find. Nein! Nein! versetzte Sylvia: uns ist von dir schon ein andres bekannt; und du wirst allein so unhöflich nicht seyn/ mir heute zu un- gehorsamen/ da ich zubefehlen das Glück und die Ehre habe. Vielmehr bin ich unhöflich/ (widerversetzte er/) indem ich gehorsame. Und auf deinen Befehl/ Edle Gebieterinn/ weil zuvor von den Augen und Threnen geredet worden/ wi- derhole ich ein Lied/ mit welchem ich vor- dessen besungen einer Schäferinn Threnende Augen. 1. Edle Hirtinn! deine Zähren/die du oft pflegst zuverröhren aus den lieben Aeugelein/ kan ich unberedt nit lassen/ ich muß meine Feder fassen/ sie in Threnen tunken ein. 2. Deine
Die threnenden Augen. auch etwas von deiner Poeſy hoͤren laſ-ſen. Mein Unvermoͤgen/ (antwortete er/) wird meinen Ungehorſam entſchul- digen: indem es mir verbietet/ ſolche Oh- ren mit einem Marſyas - gelirl zubelaͤſti- gen/ die der ſuͤßſpielenden Foͤbus-Leyr zuzuhoͤren gewohnt find. Nein! Nein! verſetzte Sylvia: uns iſt von dir ſchon ein andres bekannt; und du wirſt allein ſo unhoͤflich nicht ſeyn/ mir heute zu un- gehorſamen/ da ich zubefehlen das Gluͤck und die Ehre habe. Vielmehr bin ich unhoͤflich/ (widerverſetzte er/) indem ich gehorſame. Und auf deinen Befehl/ Edle Gebieterinn/ weil zuvor von den Augen und Threnen geredet worden/ wi- derhole ich ein Lied/ mit welchem ich vor- deſſen beſungen einer Schaͤferinn Threnende Augen. 1. Edle Hirtinn! deine Zaͤhren/die du oft pflegſt zuverroͤhren aus den lieben Aeugelein/ kan ich unberedt nit laſſen/ ich muß meine Feder faſſen/ ſie in Threnen tunken ein. 2. Deine
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Die threnenden Augen.
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er/) wird meinen Ungehorſam entſchul-
digen: indem es mir verbietet/ ſolche Oh-
ren mit einem Marſyas - gelirl zubelaͤſti-
gen/ die der ſuͤßſpielenden Foͤbus-Leyr
zuzuhoͤren gewohnt find. Nein! Nein!
verſetzte Sylvia: uns iſt von dir ſchon
ein andres bekannt; und du wirſt allein
ſo unhoͤflich nicht ſeyn/ mir heute zu un-
gehorſamen/ da ich zubefehlen das Gluͤck
und die Ehre habe. Vielmehr bin ich
unhoͤflich/ (widerverſetzte er/) indem ich
gehorſame. Und auf deinen Befehl/
Edle Gebieterinn/ weil zuvor von den
Augen und Threnen geredet worden/ wi-
derhole ich ein Lied/ mit welchem ich vor-
deſſen beſungen einer Schaͤferinn
Threnende Augen.
1.Edle Hirtinn! deine Zaͤhren/
die du oft pflegſt zuverroͤhren
aus den lieben Aeugelein/
kan ich unberedt nit laſſen/
ich muß meine Feder faſſen/
ſie in Threnen tunken ein.
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