Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die Threnenden Augen. 2. Deine Schwanenweisse Wangen/wann daran die Zehrlein hangen/ sind den Perlen Muscheln gleich, Perle! du lässt Perlen rinnen: fangt sie auf/ ihr Nereinnen! solches Weinen machet reich. 3. Diamanten/ die zerflossen/kommen Backen-ab geschossen. Deine Augen/ sihet man viel Krystallen-tropfen ballen. Ach! daß ich nit dieses Wallen/ diese Threnen/ stopfen kan! 4. Ja/ sie fliessen mir zu Herzen:die gewißlich nicht ohn Schmerzen aus dem Herzen fliessen dir. Sag doch/ mein! was für Ursachen mögen dich wohl weinend machen? Ich rah[t]: oder sag es mir! 5. Sind dann deine Aeuglein Bronnen?die man sehend hält vor Sonnen? Feur und Wasser reimt sich nicht. Es wird strahlen nicht so helle/ wann es seyn will eine Quelle/ deiner Augenliechter Liecht. 6. Schöne Sonnen! ihr solt scheinen/nicht betrübte Threnen weinen. Euer Himmel/ da ihr steht/ dieses F v
Die Threnenden Augen. 2. Deine Schwanenweiſſe Wangen/wann daran die Zehrlein hangen/ ſind den Perlen Muſcheln gleich, Perle! du laͤſſt Perlen rinnen: fangt ſie auf/ ihr Nereinnen! ſolches Weinen machet reich. 3. Diamanten/ die zerfloſſen/kommen Backen-ab geſchoſſen. Deine Augen/ ſihet man viel Kryſtallen-tropfen ballen. Ach! daß ich nit dieſes Wallen/ dieſe Threnen/ ſtopfen kan! 4. Ja/ ſie flieſſen mir zu Herzen:die gewißlich nicht ohn Schmerzen aus dem Herzen flieſſen dir. Sag doch/ mein! was fuͤr Urſachen moͤgen dich wohl weinend machen? Ich rah[t]: oder ſag es mir! 5. Sind dann deine Aeuglein Bronnen?die man ſehend haͤlt vor Sonnen? Feur und Waſſer reimt ſich nicht. Es wird ſtrahlen nicht ſo helle/ wann es ſeyn will eine Quelle/ deiner Augenliechter Liecht. 6. Schoͤne Sonnen! ihr ſolt ſcheinen/nicht betruͤbte Threnen weinen. Euer Himmel/ da ihr ſteht/ dieſes F v
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Die Threnenden Augen.
2.Deine Schwanenweiſſe Wangen/
wann daran die Zehrlein hangen/
ſind den Perlen Muſcheln gleich,
Perle! du laͤſſt Perlen rinnen:
fangt ſie auf/ ihr Nereinnen!
ſolches Weinen machet reich.
3. Diamanten/ die zerfloſſen/
kommen Backen-ab geſchoſſen.
Deine Augen/ ſihet man
viel Kryſtallen-tropfen ballen.
Ach! daß ich nit dieſes Wallen/
dieſe Threnen/ ſtopfen kan!
4.Ja/ ſie flieſſen mir zu Herzen:
die gewißlich nicht ohn Schmerzen
aus dem Herzen flieſſen dir.
Sag doch/ mein! was fuͤr Urſachen
moͤgen dich wohl weinend machen?
Ich raht: oder ſag es mir!
5.Sind dann deine Aeuglein Bronnen?
die man ſehend haͤlt vor Sonnen?
Feur und Waſſer reimt ſich nicht.
Es wird ſtrahlen nicht ſo helle/
wann es ſeyn will eine Quelle/
deiner Augenliechter Liecht.
6.Schoͤne Sonnen! ihr ſolt ſcheinen/
nicht betruͤbte Threnen weinen.
Euer Himmel/ da ihr ſteht/
dieſes
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