Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1789.II. Wiederum ist dieser frühe Bil- II. Wiederum ist dieser frühe Bil- <TEI> <text xml:id="blume_hbnatur_000055"> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" xml:id="pb098_0001" n="98"/> II. <hi rendition="#i">Wiederum ist dieser frühe</hi> Bil-<lb/> dungstrieb <hi rendition="#i">doch bey den neuempfange-<lb/> nen Säugethieren noch ungleich stärker,<lb/> als bey dem bebrüteten Küchelgen im<lb/> Eye.</hi> Beym Hühnchen z. B. zeigt<lb/> sich die allererste Spur der neuge-<lb/> bildeten Rippen erst in der 192ten<lb/> Stunde des Bebrütens. Dieser Ter-<lb type="inWord"/> min aber, wenn die ganze Brutzeit<lb/> der Henne mit der Schwangerschaft<lb/> im Menschengeschlecht verglichen<lb/> wird, fällt ohngefähr mit der 16ten<lb/> Woche derselben zusammen. Allein<lb/> ich besitze selbst menschliche Em-<lb/> bryonen in meiner Sammlung, die<lb/> nicht viel grösser als eine gemeine<lb/> Ameise, die folglich höchstens in<lb/> die 5te Woche nach der Empfäng-<lb/> nis zu setzen sind, und bey wel-<lb type="inWord"/> chen sich dennoch die knorplichte<lb/> Grundlage der bogenförmigen scharf-<lb/> ausgewirkten Rippen aufs allerdeut-<lb/> lichste erkennen lässt. Es scheint<lb/> die Natur eilt bey den lebendig ge-<lb type="inWord"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0110]
II. Wiederum ist dieser frühe Bil-
dungstrieb doch bey den neuempfange-
nen Säugethieren noch ungleich stärker,
als bey dem bebrüteten Küchelgen im
Eye. Beym Hühnchen z. B. zeigt
sich die allererste Spur der neuge-
bildeten Rippen erst in der 192ten
Stunde des Bebrütens. Dieser Ter-
min aber, wenn die ganze Brutzeit
der Henne mit der Schwangerschaft
im Menschengeschlecht verglichen
wird, fällt ohngefähr mit der 16ten
Woche derselben zusammen. Allein
ich besitze selbst menschliche Em-
bryonen in meiner Sammlung, die
nicht viel grösser als eine gemeine
Ameise, die folglich höchstens in
die 5te Woche nach der Empfäng-
nis zu setzen sind, und bey wel-
chen sich dennoch die knorplichte
Grundlage der bogenförmigen scharf-
ausgewirkten Rippen aufs allerdeut-
lichste erkennen lässt. Es scheint
die Natur eilt bey den lebendig ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1789 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1789/110 |
Zitationshilfe: | Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb. Göttingen, 1789, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1789/110>, abgerufen am 16.02.2025. |