Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

um die Verdauung zu befördern. Auch macht
er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge-
färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die
Fischer-Netze färt etc. Dabey ist seine Haut
zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin-
ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als
am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege
läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht
wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch
Absprünge und Hin- und Widerlaufen entgehen
kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch
zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt
schon solche zahme von Priestern gepflegte und
geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst
einen zu Arsinoe, und in neuern Zeiten der
Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge-
sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her-
ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte
u. s. w. Schon dieses und daß man allerdings
den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr-
scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses
Thier zu verstehen sey, des heissen Othems
u. a. hier nicht passenden Attributen die dorten
dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge-
schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat-
tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100
Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie
haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und
werden grossentheils vom Ichneumon (Viverra
ichn
.) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco-
dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac
soll ihm tödlich seyn*).

2. Alligator. Der Kaiman, Americanische
Crocodil. L. capite imbricato plano, nu-

*) vesling obs. anat. c. V.

um die Verdauung zu befördern. Auch macht
er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge-
färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die
Fischer-Netze färt ꝛc. Dabey ist seine Haut
zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin-
ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als
am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege
läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht
wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch
Absprünge und Hin- und Widerlaufen entgehen
kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch
zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt
schon solche zahme von Priestern gepflegte und
geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst
einen zu Arsinoë, und in neuern Zeiten der
Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge-
sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her-
ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte
u. s. w. Schon dieses und daß man allerdings
den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr-
scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses
Thier zu verstehen sey, des heissen Othems
u. a. hier nicht passenden Attributen die dorten
dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge-
schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat-
tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100
Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie
haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und
werden grossentheils vom Ichneumon (Viverra
ichn
.) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco-
dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac
soll ihm tödlich seyn*).

2. Alligator. Der Kaiman, Americanische
Crocodil. L. capite imbricato plano, nu-

*) vesling obs. anat. c. V.
<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0269" xml:id="pb257_0001" n="257"/>
um die Verdauung zu befördern. Auch macht<lb/>
er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge-<lb/>
färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die<lb/>
Fischer-Netze färt &#xA75B;c. Dabey ist seine Haut<lb/>
zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin-<lb/>
ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als<lb/>
am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege<lb/>
läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht<lb/>
wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch<lb/>
Absprünge und Hin- und Widerlaufen entgehen<lb/>
kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch<lb/>
zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt<lb/>
schon solche zahme von Priestern gepflegte und<lb/>
geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst<lb/>
einen zu Arsinoë, und in neuern Zeiten der<lb/>
Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge-<lb/>
sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her-<lb/>
ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte<lb/>
u. s. w. Schon dieses und daß man allerdings<lb/>
den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr-<lb/>
scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses<lb/>
Thier zu verstehen sey, des heissen Othems<lb/>
u. a. hier nicht passenden Attributen die dorten<lb/>
dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge-<lb/>
schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat-<lb/>
tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100<lb/>
Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie<lb/>
haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und<lb/>
werden grossentheils vom Ichneumon (<hi rendition="#aq">Viverra<lb/>
ichn</hi>.) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco-<lb/>
dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac<lb/>
soll ihm tödlich seyn<note anchored="true" place="foot" n="*)"><p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">vesling</hi></hi><hi rendition="#i">obs. anat.</hi> c.</hi> V.</p></note>.</p>
            <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alligator</hi></hi>. Der Kaiman, Americanische<lb/>
Crocodil. <hi rendition="#aq">L. capite imbricato plano, nu-<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0269] um die Verdauung zu befördern. Auch macht er ausserdem die Fahrt auf den Flüssen ge- färlich, da er leicht Bote umschmeist, in die Fischer-Netze färt ꝛc. Dabey ist seine Haut zumal auf den Rücken so barsch, daß sie Flin- ten-Kugeln widersteht, und er kaum anders als am Bauche zu verwunden ist. Auf ebnem Wege läuft er unglaublich schnell, kan sich aber nicht wol seitwärts krümmen, daher man ihm durch Absprünge und Hin- und Widerlaufen entgehen kan. Jung gefangene Crocodille lassen sich doch zähmen und abrichten. Herodotus beschreibt schon solche zahme von Priestern gepflegte und geheiligte Crocodile, dergleichen Strabo selbst einen zu Arsinoë, und in neuern Zeiten der Oxforder Lehrer J. Greaves einen zu Cairo ge- sehen hat. Der letztere schlief unter seines Her- ren Bette, kam zu ihm wenn ihn hungerte u. s. w. Schon dieses und daß man allerdings den Crocodil mit Angeln fängt, macht es unwahr- scheinlich daß unter Hiobs Leviathan dieses Thier zu verstehen sey, des heissen Othems u. a. hier nicht passenden Attributen die dorten dem Leviathan zugeschrieben werden, zu ge- schweigen. Das Weibgen liegt bey der Begat- tung auf dem Rücken, legt hernach auf 100 Eyer, und verscharrt sie in den Sand. Sie haben kaum die Grösse eines Gänseeyes, und werden grossentheils vom Ichneumon (Viverra ichn.) aufgesucht und ausgesoffen. Der Croco- dil hat eine brüllende Stimme und der Tabac soll ihm tödlich seyn *). 2. Alligator. Der Kaiman, Americanische Crocodil. L. capite imbricato plano, nu- *) vesling obs. anat. c. V.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/269
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/269>, abgerufen am 01.06.2024.